Zur Fasnacht im kleinen Dorf Splügen gehören die Pschuurirollis. Sie versuchen am Aschermittwoch, Kinder, Mädchen und ledige Frauen zu fangen und ihre Gesichter mit Russ zu schwärzen. Nicht eingeweihten Passanten dürfte ein gehöriger Schreck in die Glieder fahren!
Am ersten Fastensonntag schleudern in Untervaz Knaben und ledige junge Männer glühende Holzscheiben ins Tal. Dabei wird jede Scheibe von einer Widmung für ein Mädchen oder eine junge Frau begleitet. Unten auf dem Dorfplatz begleitet die Musikgesellschaft das Treiben akustisch. Die Tradition des Scheibenschlagens ist bereits um die 1000 Jahre alt, es gibt sie vielerorts im Alpenraum.
Gleich geht's weiter mit den sonderbaren Sitten, vorher ein kurzer Hinweis:
Und nun zurück zu den lokalen Besonderheiten ...
In Ebnat-Kappel statten die Aktiven des Turnvereins anfangs Jahr den frischvermählten Paaren im Dorf einen Besuch ab. Adrett in Frack und mit Zylinder auf dem Kopf wünschen sie mit einigen Ständchen alles Gute. Weil natürlich auch mit jedem Ehepaar auf ihr Glück angestossen wird, ist die gesangliche Qualität zum Ende hin unter Umständen nicht mehr ganz so hoch wie zu Beginn.
Mehr als 500 Jahre alt ist diese Tradition, die in einigen Luzerner Gemeinden zelebriert wird. Am bekanntesten ist wohl der Auffahrtsumritt in Beromünster, «d'Möischterer Uffert». Früh am Auffahrtsmorgen beginnt die Umrundung der Gemeindegrenze: Pfarrer, Kirchenrat, Blasmusik und Soldaten in barocken Uniformen zu Pferd, viele andere Teilnehmer ebenfalls hoch zu Ross oder zu Fuss. An mehreren Orten des 18 Kilometer langen Bittwegs wird für Predigten und Lesungen angehalten, am Nachmittag erfolgt unter Glockenklang die Rückkehr ins festlich dekorierte Dorf.
Am ersten Sonntag im Mai wird in sieben Gemeinden des Kanton Genfs die Rückkehr des Frühlings gefeiert. Im Zentrum der Feierlichkeiten steht ein Kinderumzug. Speziell: Eines der Kinder nimmt als Baum verkleidet daran teil, «la bête» (die Bestie) oder «le feuillu» (der Laubbaum) genannt. Auf einem kleinen Wagen werden die Maikönigin und der Maikönig durchs Dorf gezogen.
Kein Schweizer Kind, das die Geschichte des «Schellenurslis» nicht kennt. Am «Chalandamarz», dem Beginn des Monat März, wird in vielen rätoromanischen Tälern der Winter verabschiedet und der nahende Frühling begrüsst. Schulkinder ziehen mit Treicheln, Glocken und Peitschen singend um die Häuser. In den Details unterscheidet sich der Brauch beinahe von Dorf zu Dorf.
Dieser alte Frühlingsbrauch wird vorwiegend in Orten der Kantone Aargau und Solothurn sowie im Baselbiet praktiziert, zumeist am Sonntag nach Ostern. Spielerisch wird der Sieg des Frühlings über den Winter gefeiert. Die Regeln differenzieren lokal, aber im Grundsatz geht es überall darum, dass zwei Gruppen, die aus Läufern und Fängern bestehen, möglichst schnell Eier von A nach B transportieren. Damit am Ende immer der Frühling gewinnt, greifen Schiedsrichter gerne kurzfristig ins Geschehen ein.
An zwei, drei Sonntagnachmittagen nach der Schneeschmelze wird dieser Volkssport im Prättigauer Dorf Furna, zwischen Landquart und Küblis, betrieben – dort und nur dort. «Hürnä» erinnert stark an das Hornussen, mit dem Hauptunterschied, dass es nicht auf einer ebenen Wiese gespielt wird, sondern am Hang.
Nicht nur Landeier haben Bräuche. In der Stadt Zürich kennt man des Osterbrauch des «Zwänzgerle». Dabei halten Kinder einem Erwachsenen ein hart gekochtes Ei hin. Dieser versucht, eine 20-Rappen-Münze so zu werfen, dass sie im Ei stecken bleibt. Schafft er es, erhält er das Ei. Gelingt es dem Werfer nicht, darf das Kind die Münze behalten.
Immer am ersten Samstag im Februar treffen sich die Schüler von Scuol auf dem Dorfplatz, um den «Hom Strom» herzustellen. Dazu benötigen sie Roggenstroh, weil dessen lange Halme sich besonders gut für das Drehen von Strängen eignen. Um 20 Uhr wird der mit viel Mühe erstellte, etwa neun Meter hohe Strohmann angezündet, mittels Feuerkugeln, die aus petrolgetränkten Lumpen fabriziert wurden. Dazu wird das Hom-Strom-Lied gesungen. Man vermutet als Ursprung dieses Brauchs, dass die Heiden einst einen Teil ihrer Korn- und Stroh-Ernte dem Sonnengott opferten, in der Hoffnung auf einen guten Sommer.
Scuol kennt ein weiteres Lichterfest. Am Silvesterabend werden kleine Schiffchen («Barchinas») in die Dorfbrunnen gesetzt: Nussschalen oder Rindenholz mit Kerzen. Mit ihrem Abbrennen wird symbolisch das alte Jahr verabschiedet.
Der Aschermittwoch ist im Zürcher Städtchen Elgg der wichtigste Tag des Jahres. Am Neujahrstag wählen die Knaben ihre Offiziere und Unteroffiziere. Dann wird wochenlang fleissig exerziert, damit am «Äschli» alles klappt. Um 4 Uhr morgens ist mit einem Kanonenschuss Tagwache, Trommler und Pfeifer wecken die Einwohner bei ihrem Umzug. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist die Rede des Hauptmanns nach dem Mittagessen. Gefeiert wird anschliessend bis spät in die Nacht.
Am Berchtoldstag, dem 2. Januar, wünschen die «Bärzeli» den Bewohnern von Hallwil ein gutes neues Jahr. 15 Figuren in Gewändern aus Tannenreisig, Stechpalmen oder Stroh erschrecken die Zuschauer auf unzimperliche Art und Weise. Die «Bärzeli» umarmen sie mit ihren kratzigen Kostümen, ziehen ihnen mit einer Schweinsblase eins über, machen Krach und spritzen mit Wasser. Das Ganze erinnert an die bekannten Silvesterkläuse in Urnäsch.