«Partner wechselt. Safer Sex bleibt», lautet das Motto der diesjährigen Kampagne «Love Life» des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Diese will die Aufmerksamkeit für die Gefahren von Geschlechtskrankheiten erhöhen und das Augenmerk auf die Nutzung von Kondomen richten. Mehr als dreissig Jahre nach der Entdeckung des HI-Virus leben in der Schweiz immer noch 20'000 Menschen mit Aids. Trotzdem stellt Love Life fest, dass es gelungen ist, die Zahl der Erkrankungen zu stabilisieren und eine Ausbreitung zu verhindern.
Der Politologe Michael Hermann hat im Auftrag vom BAG fast 30'000 Schweizer zu ihren sexuellen Gewohnheiten befragt. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse der Studie «Sex in der Schweiz» für dich zusammengefasst:
Das bedeutet eine Zunahme von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zuvor nahm die Zahl der Neuerkrankungen seit 2008 aber stetig ab, wie Aids-Hilfe Schweiz, die ebenfalls an der Studie beteiligt waren, feststellt. Ob 2015 also eine Trendwende darstellt oder nur ein Ausreisser ist, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
Und zwar sowohl bei den Frauen wie auch bei den Männern. Damit gehören sie zu einer klaren Minderheit. Am anderen Ende der Skala zeigt sich allerdings ein deutlicher Geschlechterunterschied: 23 Prozent der Männer hatte mit mindestens 20 Menschen Sex, bei den Frauen gehören nur 14 Prozent zu dieser Gruppe.
Ein Grund dafür ist unter anderem die Häufigkeit wechselnder Sexualpartner, denn: Auch wenn die Safer Sex-Regeln eingehalten werden, lässt sich eine Ansteckung einiger Geschlechtskrankheiten (bzw. sexuell übertragbare Krankheiten, STI) nicht vollständig ausschliessen.
Frauen sind den Männern einen Schritt voraus, wenn es um das Alter beim ersten Mal geht. Im Durchschnitt hat das weibliche Geschlecht mit 17 das erste Mal Sex, das männliche mit 18. Knapp ein Viertel (23 Prozent) der Frauen hatte ihr erstes mal vor dem Erreichen des 16. Lebensjahres. Bei den Männern sind es nur 19 Prozent. Mit zunehmendem Alter holen die Männer dann aber wieder auf. Mit Ende des 25. Lebensjahres hatten dann fast alle ihr erstes Mal.
Aber Achtung: Die Studie nimmt Personen aus, die regelmässig für Sex bezahlen.
Und zwar gaben 84% der Männer beziehungsweise 68% der Frauen in der Umfrage an, dass ihnen Sex wichtig oder sehr wichtig sei. Demgegenüber unterschätzen die Umfrageteilnehmer das andere Geschlecht. So stufen die Frauen die Wichtigkeit von Sex für ihren Partner zwar höher ein, als für sich selbst, jedoch weniger hoch, als es die männlichen Partner selber tun. Umgekehrt denken nur 53% der Männer, dass Sex wichtig für ihre Partnerin ist.
Und zwar liegt das potenzielle Risiko einer Ansteckung bei den 55 bis 64-Jährigen bei rund 46%. Bei den 18 bis 24-Jährigen ist dieser Anteil mit «nur» 28% über alle Alterskategorien am geringsten. Grund dafür könnte die hohe Zahl der Sexualpartner der 68er-Generation sein («Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment»).
51 Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen hatten bereits einmal Gelegenheitssex ohne Kondom. Bei den homosexuellen Männern ist diese Zahl noch etwas höher (65 Prozent), die bisexuellen Frauen folgen dicht dahinter (62 Prozent). Homosexuelle Männer und bisexuelle Frauen sind gleichzeitig auch jene Gruppen, die am häufigsten Gelegenheitssex haben.
Und zwar geht fast die Hälfte der Befragten (45%) davon aus, dass ein grösserer Teil der Teilnehmenden an der Umfrage nicht die Wahrheit über die Zahl der Sexualpartner angibt. Männer sollen die Zahl eher nach oben, Frauen nach unten korrigieren.
Aber dem ist nicht so: Die Auswertung zeigt, dass die Zahl der von Männern und Frauen angegebenen Sexualpartner überein stimmt.
Damit hat der Durchschnittsbasler fast doppelt so viele Sexpartner in seinem Leben wie der Durchschnittsschweizer (6.4). Die Herausgeber der Studie vermuten dahinter das Phänomen des Stadt-Land-Unterschieds, die sich beim einzigen reinen Stadtkanton besonders markant niederschlägt.
Fremdgehen ohne Kondom ist ein Tabu – und wird auch so behandelt. Die Hälfte aller Personen, die während einer festen Beziehung einen Seitensprung wagte, tat dies auch schon ohne Kondom (siehe K wie Kondom). Trotzdem gesteht nur jeder Zweite dem Partner oder der Partnerin, dass er ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte. Wie kann da Abhilfe geschaffen werden? Zum Beispiel, indem der Arzt auf die Risiken des Sexualverhaltens hinweist. Immerhin 40 Prozent wünschen sich dies. Gleichzeitig wollen 50 Prozent aber nicht mit dem Doktor über ihr Bettleben sprechen.
Prostitution ist fast ausschliesslich ein männliches Phänomen, wie die Studie feststellt. Der Unterschied bei den Geschlechtspartnern (7 bei den Männern, 6 bei den Frauen) lässt sich demnach wesentlich auf den Effekt von bezahltem Sex zurückführen.
Die Männer (23 Prozent) sind dabei den Frauen (14 Prozent) deutlich voraus. Bei der Gruppe mit 10 bis 19 Sexpartnern gibt es hingegen praktisch keinen Geschlechterunterschied.
Und zwar denken Frauen, dass ein Mann in der Schweiz durchschnittlich 9,2 Sexpartner im Leben hat – wohingegen Männer nur von 6,7 ausgehen.
Und zwar kommt der Westschweizer auf 7,1 Sexpartner. Die Deutschschweizer (6,1 Sexpartner) und Tessiner (5,8 Sexpartner) liegen da leicht zurück. Der Röstigraben im Bett ist also durchaus Realität.
Und zwar stufen fast die Hälfte aller Männer und ein Drittel aller Frauen zwischen 45 und 54 Jahren Sex als «sehr wichtig» ein.
(wst)
Damit gehöre ich zu einer Minderheit, die von Vielen in der Hinsicht als Langweilig angesehen wird. Die meisten Leute, die mich besser kennen oder Einblicke in unsere Beziehung haben, sind jedoch etwas eifersüchtig.
Man kann eben nicht alles haben. Wer sich nur über die Anzahl (Sexual-)Partner definiert, konnte bisher immer nur an der Oberfläche des Lebens kratzen.
Ich würde auch mal gerne rechts und links, aber ich weiss, dass bei mir die kurze Freude ein massiver Bounce-Back kommen würde, vor allem in persönlicher Hinsicht.