Dritter Tag der Proteste nach Polizisten-Freispruch in St. Louis

Dritter Tag der Proteste nach Polizisten-Freispruch in St. Louis

18.09.2017, 12:28

In der US-Stadt St. Louis haben am Sonntag Hunderte Menschen gegen Polizeigewalt und Diskriminierungen Schwarzer demonstriert. Dies war der dritte Tag der Proteste in Folge.

Mit mehr als 1000 Demonstranten gingen am Sonntagabend mehr Menschen auf die Strasse als an den Tagen zuvor. Anlass ist der umstrittene Freispruch für einen weissen ehemaligen Polizisten, der 2011 nach einer Autoverfolgungsjagd einen afroamerikanischen mutmasslichen Drogendealer erschossen hatte.

Die Proteste am Sonntag blieben zunächst friedlich, schlugen dann aber in Krawalle um. Mehr als 80 Menschen wurden in der Nacht zum Montag festgenommen, wie die Polizei im US-Bundesstaat Missouri mitteilte.

Bereitschaftspolizisten seien mit Pfefferspray gegen Personen vorgegangen, die einem Aufruf zur Auflösung der Kundgebung nicht Folge geleistet hätten. «Gruppen von Kriminellen arbeiten sich durch die Innenstadt und schaffen Chaos», twitterte die Polizei.

Die Bürgermeisterin von St. Louis, Lyda Krewson, betonte, dass die grosse Mehrheit der Demonstranten friedlich gewesen sei. Sie machte «eine kleine Gruppe von Unruhestiftern» für die Krawalle verantwortlich.

Auch am Freitag und Samstag hatten die Proteste gewaltlos begonnen, waren dann jedoch eskaliert: Demonstranten warfen Steine und Flaschen gegen Polizisten. Sie versuchten, eine Autobahnzufahrt zu blockieren, zertrümmerten zahlreiche Schaufenster und richteten Schäden am Wohnhaus der Bürgermeisterin an.

Die Polizei ihrerseits setzte Tränengas ein. Mehrere Polizisten wurden verletzt, und es gab ebenfalls zahlreiche Festnahmen.

Ungenaue Videoaufzeichnungen

Der am Freitag freigesprochene ehemalige Streifenpolizist hatte 2011 einen 24-jährigen mutmasslichen Drogenhändler nach einer wilden Autoverfolgungsjagd erschossen. Er wurde wegen vorsätzlichen Mordes angeklagt: Die Staatsanwaltschaft machte dabei geltend, dass er während der Verfolgungsjagd einem Kollegen im Streifenwagen gesagt habe, er werde den Mann töten.

Diese Äusserung war im Auto per Video aufgezeichnet worden, aber in der Aufnahme war nicht zu verstehen, was unmittelbar davor oder danach gesagt wurde. Mit Bezug darauf entschied der zuständige Richter, dass die Bemerkung möglicherweise aus dem Zusammenhang gerissen worden sei und daher keinen schlüssigen Beweis für eine Mordabsicht darstelle.

Der heute 36-jährige Polizist, der nach dem Vorfall selber den Dienst quittierte, hatte sich auf Notwehr berufen: Demnach schoss er, als der Mann nach seiner Waffe griff. Insgesamt hatte er fünf Schüsse abgegeben.

Die Staatsanwaltschaft warf dem ehemaligen Polizisten vor, nachträglich eine Waffe in das Auto des Getöteten gelegt zu haben, um den Todesschuss zu rechtfertigen. Doch das Gericht wies diese Darstellung zurück.

Das Urteil und die Proteste erinnern an die Unruhen 2014 in Ferguson, einem Vorort von St. Louis. Damals hatte ein weisser Polizist einen 18-jährigen Schwarzen erschossen und war dafür nicht angeklagt worden. Seitdem protestiert die Bewegung «Black Lives Matter» in vielen Städten der USA gegen Polizeigewalt, die sie als rassistisch motiviert und von der Justiz toleriert bezeichnet. (sda/dpa)

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