Das Open Air Frauenfeld gilt als das Festival der Jungen. Unter anderem hat es sich durch einen «urbanen Musikstil», wie es Joachim Bodmer, Mediensprecher des Events, nennt, dazu entwickelt. Er versteht darunter einen Mix aus Hip-Hop, Reggae, Dancehall und R&B.
Der Erfolg des Festivals lässt sich jedoch nicht alleine der Musikausrichtung zuschreiben. Das Open Air Frauenfeld erkannte früh, dass Musik nicht genügt, dass das Drumherum fast genauso wichtig ist. Bodmer: «Wir haben eine Welt erschaffen, die nicht kopierbar ist und wir arbeiten jedes Jahr weiter an dieser». Neu gehört dazu eine gigantische Bühne – sie ist 130 Meter breit und 25 Meter hoch. Handy-Aufladestationen sind schon seit Längerem ein Muss: «Was noch vor fünf Jahren kein Thema war, ist nun ein Grundbedürfnis», sagt Bodmer. Die Handy-Aufladestationen seien heute genauso wichtig wie die Trinkstationen.
Der Erfolg gibt dem Festival recht, die Zuschauerzahlen stimmen. Und dank dem jungen Altersdurchschnitt ist das Festival attraktiv für Firmen, die es auf diese Altersgruppe abgesehen haben.
Auch SRF möchte bei den Jungen punkten und lässt sich dies einiges kosten. Insgesamt 50 Mitarbeiter sind über die drei Tage auf dem Gelände in Frauenfeld. 35 von ihnen braucht es, um TV-Sendungen zu produzieren, 15 sind da für Radio SRF 3 und SRF Virus.
Macht das Sinn? Nur bedingt, findet der unabhängige Medienberater Andy Lehmann. Man müsse unterscheiden: «Zu den Radiosendern SRF 3 und SRF Virus passt das Festival-Engagement», sagt er. Die Zielgruppe stimme, durch Präsenz vor Ort könne SRF seine Hörer an die Sender binden.
Ganz anders sehe es beim Fernsehen aus. «Sobald man beginnt Live-Bilder zu produzieren, explodieren die Kosten», erklärt Lehmann. SRF zwei sendet am Samstagabend live von 21.55 Uhr bis 23.30 Uhr, Andi Rohrer und Pablo Vögtli führen durch die Sendung.
Und hier kann Lehmann die SRF-Investitionen nicht verstehen. Aufwand und Ertrag stünden in keinem Verhältnis. Denn: «Mit einer Live-Sendung am Samstagabend gewinnt SRF zwei keinen einzigen neuen jungen Zuschauer», ist Lehmann überzeugt. Zu dieser Zeit seien die Jungen im Ausgang; mit festen Sendezeiten sei bei ihnen ohnehin immer weniger zu holen. «Wenn schon, mit Konzertmitschnitten, – nicht live – die sie auf Online-Plattformen abrufen und dann selber bestimmen können, wann sie sich diese anschauen wollen», sagt Lehmann. Er prophezeit eine unterirdische Quote.
Konzertmitschnitte produziert das SRF nebst den Live-Übertragungen denn auch an allen grösseren Schweizer Open Airs. Solche, wie auch Festival-Interviews, werden im Verlaufe des Jahres weiterverwertet. «Alles in allem wollen wir spannende und überraschende Sendeinhalte produzieren, die verschiedenen Zielgruppen begeistern», sagt SRF-Mediensprecherin Saskia Wegmann.