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«Sie teilen gerne aus und stecken ungern ein. Aber ich mag die direktere Art der Deutschen»

«Sie teilen gerne aus und stecken ungern ein. Aber ich mag die direktere Art der Deutschen»

08.05.2015, 12:4209.05.2015, 10:09
Philipp Dahm
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Goodbye Deutschland – die Auswanderer, die es in die schöne Schweiz verschlagen hat, fühlen sich einer Umfrage zufolge nicht immer willkommen

Das Thema hat für eine lebhafte Diskussion gesorgt – in allen Schweizer Medien. Aber nirgendwo wird die Diskussion auf so hohem Niveau geführt wie hier durch die User von watson. Chapeau, Damen und Herren – oder auf Deutsch: Schappo ; )! 

Hier fassen wir die groben Strömungen der Diskussion zusammen.

Deutsche, denen unwohl ist

Le_Urmel: «Bevor ich in die Schweiz zog, fühlte ich mich immer als Rheinländer oder Europäer, seit ich hier lebe, bin ich auch zum Deutschen geworden

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edli 412: «Kann ich als Deutscher leider nur bestätigen. Ich weiss nicht, wie oft ich schon als Nazi beschimpft worden bin, obwohl ich deren Ansichten überhaupt nicht teile. Auch sonst hört man immer wieder deutschfeindliche Sprüche.»

Fango: «Was ich als Deutscher nur brauche, sind «ehrliche» [Begegnungen]. Und daran mangelt es massiv in der Schweiz. Ich habe selten so viele Maskenträger auf einem Haufen erlebt.»

Deutsche, die angekommen sind

Jonny Dawn: «Alles in einem liebe die Schweiz mehr Deutschland

Na also, es geht doch! Deutschland und die Schweiz ganz friedlich nebeneinander.
Na also, es geht doch! Deutschland und die Schweiz ganz friedlich nebeneinander.Bild: KEYSTONE

Felix Meier: «Natürlich gibt es ab und zu mal eine Spitze seitens Kollegen oder sonstiger Personen. Macht aber nix. Da hilft nur integrieren, den Begebenheiten anpassen und nicht alles so ernst nehmen. Die blöden Sprüche sind selten so ernst gemeint, wie sie klingen.»

Trekjew: «Ich kenne einige Leute, die als Ausländer (egal ob GB oder GER) in der Schweiz nicht zurechtkommen – weil sie nicht losgelassen haben. [...] Mittlerweile fühle ich mich nicht mehr als ‹Deutscher›, sondern irgend etwas dazwischen. Und das ist irgendwie cool :)»

Chris Krüger: «Nach und nach verstand ich auch, warum Schweizer nicht immer gut auf Deutsche zu sprechen sind. Selbst mir ist die teilweise arrogante und überhebliche Art und Weise meiner Landsleute selbst zuwider. Und wenn sich diese Personen unerwünscht fühlen, kann ich das super nachvollziehen. [...] Ich bin glücklich und dankbar dafür, was mir hier ermöglicht wurde - LEBEN!»

Schweizer, denen bei Deutschen etwas unwohl wird

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Excave: «Ich denke, was die meisten nervt, sind nicht die Deutschen an sich, sonder zum einten die Grenzgänger und zum anderen Chefs, mit denen man nicht reden kann, weil sie zu sehr alles zu hierarchisch sehen.»

shlomo: «Die [Animositäten sind] zurückzuführen auf die erhöhte Konkurrenz, da sich die einwandernden Deutschen um dieselben Jobs bemühen. Desweiteren ist es [...] durch die eingewanderten Deutschen auch zu einer Senkung des Lohns gekommen. Und wenn der Ingenieur Absolvent von der FH auf einmal nicht mehr 7'000 bekommt, sondern nur noch 6'000, wird er halt stinkig oder eben rassistisch.»

Braveheart: «Ist ja niemand gezwungen, hier zu leben. Wenn ich irgendwo nicht willkommen bin, dann gehe ich eben wieder. Für ein gelungenes Zusammenleben braucht es eben immer auch die Gegenseite.»

Deutsche, denen unwohl wird ob dieses Unwohlseins

nitram 2000: «Genau ... Wenn du schon hier bist, dann mal gucken wie viel du einstecken kannst ... Schön unterordnen, gell, sonst kannst du ja wieder gehen.»

Erklärungs- und Deutungsversuche

AdiB: «Nehmen Sie es locker. Was die Deutschen durchmachen, ist noch milde im Gegensatz zu dem, was Ausländer aus dem Balkan erleben durften.»

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scoot: «Was ich persönlich festgestellt habe, ist, dass die ‹Deutschen› eine etwas rauere Umgangsart miteinander haben, die wir Schweizer nicht ganz verstehen und uns dann schnell mal angegriffen fühlen.»

droelfmalbumst: «Die Deutschen, die ich kenne, sind eigentlich alle cool. Die sind halt viel ehrgeiziger als wir Schweizer, und das kann oft ziemlich arrogant wirken...»

asmodeus: «Wenn man öffentlich über Türken, Inder, Italiener, Portugiesen etc. lästert, kann man, ausser am Stammtisch, schnell mal ins Abseits geraten. Die Deutschen, Amis, Österreicher und Franzosen sind allerdings ‹gesellschaftlich anerkannte› Lästerziele.»

saukaibli: «Natürlich gibt es mehr als genug Schweizer, die etwas gegen Deutsche haben, wieso auch immer. Es gibt aber auch Deutsche die sich sehr schnell benachteiligt fühlen.»

Selbstkritische Schweizer

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flvv: «Bei den momentanen politischen Krampfanfällen, die die Schweiz gerade durchmacht, wäre es auch eher verwunderlich, wenn sich überhaupt eine Ausländergruppe hier willkommen fühlen würde. Ich fühle mich als Schweizer ja nicht einmal willkommen, da ich mich nicht als ‹Eidgenosse› bezeichne!»

Andy Portmann: «‹Ich bin kein Schweizer, ich bin EIDGENOSSE› – deswegen könnte ich kotzen. Ist jemand, der eingebürgert wurde, etwa der schlechtere Schweizer als ich? Wie viele Generationen muss der Schweizer Pass in der Familie sein, bis man sich Eidgenosse nennen darf?»

Adrian Bürgler: «Dass Fremdenfeindlichkeit – egal ob gegenüber Deutschen oder Landsleuten – in der Schweiz in den letzten Jahren wieder salonfähig geworden ist, ist leider traurige Realität.»

Rhabarber: «Kennt Ihr die Blogwiese? Das ist der Blog eines Deutschen, der vor Jahren in die Schweiz eingewandert ist. Er ist nicht mehr aktuell, weil irgendwann alles gesagt war. Aber wenn man in den älteren Einträgen stöbert, häufen sich die Aha-Effekte. Ich habe wegen diesem Blog mehr als einmal Tränen gelacht.»

Schweizer-Deutsche Liebesbekundungen

Ceci: «Ich mag die Deutschen sehr und finde es schade, dass sie sich bei uns nicht willkommen fühlen

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Matthias Studer: «Sie teilen auch gerne aus und stecken ungern ein. Aber ich mag die direktere Art der Deutschen. Da gibt es weniger hintenrum als hier.»

thompson: «Ich liebe die Deutschen. Ehrlich, direkt und immer voll dabei bei der Arbeit, aber auch sehr gemütlich bei lecker Bierchen

maxi: «Ich habe fast nur gute Erfahrungen gemacht mit Deutschen! Beruflich und privat... Ich mag sie!»

Tom H: «Wenn man dem Torsten, dem Ulf oder der Angelika nicht mehr als ‹Deutschen›, sondern als Kollegen begegnet, die deutsche, direktere Art nicht zu eng sieht, akzeptiert, dass sie auch stolz auf ihr Land sein dürfen, mit ihnen ein Bier trinkt und die Nazi-Keule in der Tasche lässt, dann klappt das Auskommen mit unseren nördlichen Nachbaren bestens.»

Michèle Seiler: «Die wichtigsten Menschen in meinem Leben sind allesamt Deutsche, und inzwischen fällt es mir schwer, noch relevante Unterschiede festzustellen, die sich auf die Herkunft zurückführen lassen.»

Fazit: Es geht ums Prinzip!

LSPH: «Wir lieben die Deutschen genau wie wir uns selbst mögen. Als Winterthurer ist es im Kanton Schaffhausen auch nicht einfach

danbia: «Ich kann dazu nur sagen: Es gibt solche und solche – egal von welcher Nationalität. Oder anders gesagt: Idioten gibt's überall

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Idioten gibt es tatsächlich überall!gif: giphy

dziltener: «Schweizer ist man auf dem Papier, Eidgenosse im Herzen. Wer sich in die hiesige Kultur und Gesellschaft integriert hat, ist Eidgenosse.»

calledtom: «Hey, Leute: Wir leben im Jahr 2015, und wenn man es immer noch nicht begriffen hat, dass wir alle auf einer Kugel leben und das Miteinander eine Bereicherung fürs Leben ist, dann ist einfach nur traurig. Ja, die Welt ist in Bewegung.» 

zombie woof: «Fremdenhasser sind dumm. Punkt.»

Kaiser: «Wir Deutschsprachigen haben viele Gemeinsamkeiten. Aber sind wir gleich? Nein! Was für ein Glück!»

Und den hier müssen wir am Ende einfach noch bringen! Chancentod forever!!!

Chancentod: «Da ich als Deutscher watson nutze, aber nicht in der Schweiz wohne, kann ich mich dazu nicht äussern! Aber das Portal nutze ich echt gerne!»

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Der ist für dich, Chancentod!gif: giphy
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151 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Friends w/o pants
07.05.2015 14:20registriert Dezember 2014
Ich kann natürlich nur für mich sprechen: ich lebe jetzt schon seit 7 Jahren in der Schweiz und ich habe mich vielleicht im ersten Jahr fremd gefühlt (aber als Hamburger in München wäre mir das auch so gegangen). Es ist eine Frage der inneren Einstellung. Bin ich bereit, mich zu verändern (weil das passiert automatisch bzw. ist eine Voraussetzung einer erfolgreichen Integrierung), oder lebe ich als "Deutscher in der Schweiz" praktisch parallel. Nehme ich die "Kultur" des Gastlandes an, oder betrachte ich sie immer mit etwas Abstand. Ich kenne einige Leute, die als Ausländer (egal ob GB oder GER), die in der Schweiz nicht zurecht kommen - weil sie nicht losgelassen haben.
Viele haben das Problem, dass sie wenige einheimische Freunde haben. Aber eben, als Hamburger in München trifft man sich auch im "Norddeutschen Stammtisch" und unterhält sich über die "komischen Sitten" der Bayern. Das ist das gleich in grün. Man muss auf die Leute zugehen, sich nicht so ernst nehmen und auch mal bei einem provokativen Scherz über den grossen Kanton über sich selbst lachen können - das bricht das Eis. Bei mir hat ein Sportverein geholfen, viele gute Freunde zu finden und mich zu integrieren. Mittlerweile fühle ich mich nicht mehr als "Deutscher" sondern irgend etwas dazwischen. Und das ist irgendwie cool :)
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Blanda
07.05.2015 16:25registriert Mai 2015
Ich bin nun seit 7 Jahren hier.
Auswanderer aus Notwendigkeit sind schneller "frustriert" als Auswanderer aus Überzeugung. Ein volles Glas ist nicht mehr zu füllen.
Der CH Staatscharakter ist zurückhaltend / unangreifbar .. Der Schluss einer Freundschaft (auch untereinander) dauert mitunter mehr als 5 Jahre.
Viele Deutsche kommen mit überzogenen und/oder falschen Erwartungen her. Ich wollte was ändern, kam hierher, weil Jobangebot und lebe in einem 177 Seelendorf.. Bin ich integriert? Nein.. bin ich Akzeptiert? Ja .. verstehe ich die Sprache? Ja, vollumfänglich.
Es ist so wenig nötig.. :)
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Cupsieger Maxi
07.05.2015 12:58registriert Dezember 2014
ich habe fast nur gute erfahrungen gemacht mit deutschen! beruflich und privat...ich mag sie!
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