Die EU besiegelt am Jubiläumsgipfel Erklärung von Rom

Die EU besiegelt am Jubiläumsgipfel Erklärung von Rom

25.03.2017, 12:16

Wenige Tage vor dem Start der Brexit-Verhandlungen haben sich die 27 verbleibenden EU-Länder in Rom feierlich zu einer gemeinsamen Zukunft bekannt. Beim Sondergipfel zum 60. Jubiläum der Römischen Verträge unterzeichneten die Staatschefs eine gemeinsame Erklärung.

Diese soll das Versprechen der EU auf Frieden, Freiheit und Wohlstand erneuern. «Heute erneuern wir in Rom unser einzigartiges Bündnis freier Nationen, das vor 60 Jahren von unseren grossartigen Vorgängern ins Leben gerufen wurde», sagte EU-Ratspräsident Donald Tusk am Samstag. «Sie hatten den Mut des Kolumbus, unbekannte Gewässer zu besegeln, eine neue Welt zu entdecken.»

Die Römischen Verträge durch sechs Gründungsmitlieder hatten damals zunächst zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und später zur EU geführt. Heute sieht sich das Bündnis mit verschiedenen Krisen sowie dem Austritt Grossbritanniens konfrontiert.

Tusk rief die Staats- und Regierungschefs dazu auf, eine Führungsrolle zu übernehmen. «Beweist heute, dass Ihr die Anführer Europas seid, dass Ihr Euch um dieses grosse Erbe kümmern könnt, das wir von den Helden der europäischen Einheit vor 60 Jahren übernommen haben», sagte Tusk. Europa als eine politische Einheit werde es entweder «vereint oder gar nicht» geben.

Richtung der Reformen noch offen

Mit ihrer Erklärung wollen die 27 Staats- und Regierungschefs den Kurs der Union für die nächsten zehn Jahre abstecken. Dazu will sich die Gemeinschaft reformieren - allerdings ist noch nicht klar, wie.

In der Erklärung erwähnt ist die Möglichkeit eines Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten - Gruppen innerhalb der EU sollen Projekte gemeinsam verfolgen dürfen, auch wenn nicht alle mitmachen. Um das Konzept hatte es zuletzt Streit gegeben, doch unterschrieben am Ende alle 27 Staats- und Regierungschefs.

Die britische Premierministerin Theresa May, die schon nächste Woche offiziell den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU einleiten will, war bei den Jubiläumsfeiern in Rom nicht mehr dabei. In wenigen Wochen steht der EU die nächste Bewährungsprobe bevor: Dann bewirbt sich in Frankreich die EU-Feindin Marine Le Pen um das Präsidentenamt.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker nannte den bevorstehenden Brexit eine Tragödie und sagte: «Das ist ein trauriger Vorgang. Ich finde mich eigentlich nicht damit ab, dass die Briten aus der Europäischen Union austreten.»

Gleichwohl prophezeite er der EU eine grosse Zukunft. «Es wird einen 100. Geburtstag der Europäischen Union geben», sagte er schon vor dem Festakt dem Portal «heute.de».

Positive Töne

Auch andere Teilnehmer schlugen einen positiven Ton an. Die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite sagte: «Europa war immer Herausforderungen ausgesetzt, aber es hat alles überdauert und es wird für immer halten.»

Luxemburgs Regierungschef Xavier Bettel betonte, die EU sei mit 60 noch nicht reif für die Rente. «Wir haben ein Familienmitglied weniger heute», fügte er hinzu. «Aber für mich heisst das weiterarbeiten - vielleicht auch andere Möglichkeiten.» Der österreichische Bundeskanzler Christian Kern forderte mehr gemeinsames Engagement für die EU. «Alleine haben wir keine Perspektiven», sagte er.

Demonstrationen für die EU

Tatsächlich gehen nun immer häufiger Menschen für die EU auf die Strasse. In Rom und vielen anderen Städten Europas waren für Samstag Demonstrationen mit Zehntausenden Teilnehmern angekündigt. Allerdings waren in der italienischen Hauptstadt auch Proteste geplant. Zu allen Demonstrationen waren bis zu 30'000 Menschen angemeldet.

Die italienischen Sicherheitskräfte waren in höchster Alarmbereitschaft. Einige Geschäfte in der Innenstadt waren verbarrikadiert. Nach dem Anschlag in London diese Woche wurden die Sicherheitsmassnahmen noch einmal verschärft.

Am Vorabend hatte Papst Franziskus den Staats- und Regierungschefs ins Gewissen geredet und sie zu Solidarität und Zusammenhalt aufgerufen. Bei einer Audienz im Vatikan sagte er, Solidarität sei das wirksamste Heilmittel gegen die modernen Formen des Populismus. (sda/apa)

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