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Donald Trump

Sechs Trump-Mitarbeiter nutzten private Mailadressen – darunter auch Bannon

From left, Senior Adviser Jared Kushner, policy adviser Stephen Miller, and chief strategist Steve Bannon watches as President Donald Trump signs an executive order to withdraw the U.S. from the 12-na ...
Jared Kushner, Stephen Miller und Steve Bannon haben private Mails für Arbeitszwecke verwendet.Bild: AP/AP

Bei Clinton rief Trump «Sperrt sie ein!»: Bannon und Co. nutzten private Mailadressen 

26.09.2017, 14:1126.09.2017, 14:27
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Die «Email-Affäre» war ein Dauerbrenner im Wahlkampf 2016. Hillary Clinton, die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, hatte als Aussenministerin ihre Mail-Korrespondenz über einen privaten Server abgewickelt. Donald Trump schlachtete dies genüsslich aus und unterstellte Clinton illegale Machenschaften. «Sperrt sie ein!», riefen seine Anhänger bei Wahlkampfauftritten.

Das FBI kam zum Schluss, dass sich Clinton nicht strafbar gemacht hatte. Anrüchig war ihr Vorgehen aber allemal, denn zumindest für den Präsidenten und den Vize existiert ein Gesetz, wonach die gesamte Korrespondenz archiviert und der Nachwelt zugänglich gemacht werden muss. Mitarbeiter sind deshalb angehalten, bei der Arbeit nur Regierungs-Adressen zu verwenden.

Trump-Fans rufen «Sperrt sie ein!».Video: YouTube/Hillary Clinton and Events

Nun stellt sich heraus, dass ausgerechnet hochrangige Mitarbeiter von Präsident Trump es damit nicht so genau genommen haben. Am Sonntag enthüllte «Politico», dass Schwiegersohn und Berater Jared Kushner wiederholt Mails, die sich auf seine Arbeit bezogen, über eine private Adresse verschickt hat. Es seien «weniger als 100» gewesen, meinte sein Anwalt.

Nicht grundsätzlich verboten

Am Montag berichtete das Magazin «Newsweek», dass auch Kushners Ehefrau Ivanka Trump mehrfach über eine private Mailadresse kommuniziert hatte, anfangs als inoffizielle und später auch als offizielle Mitarbeiterin ihres Vaters. Weitere Namen enthüllte die New York Times am Dienstag: Der frühere Stabschef Reince Preibus, Wirtschaftsberater Gary Cohn, Redenschreiber Stephen Miller und Ex-Chefstratege Steve Bannon hätten ebenfalls private Mailkonten verwendet.

Besonders pikant ist dies im Fall von Bannon. Er hatte Trumps Wahlkampf gegen Clinton orchestriert. Eine Bannon nahestehende Person sagte der «New York Times», der Breitbart-Chef habe praktisch nie private Mailadressen zu Arbeitszwecken verwendet. Das ist grundsätzlich auch nicht verboten, allerdings müssen solche Mails zwecks Archivierung an offizielle Adressen weitergeleitet werden.

Pressesprecherin Sarah Huckabee Sanders erklärte am Montag, das Personal des Weissen Hauses sei entsprechend instruiert worden. Ehemalige Regierungsbeamte äusserten trotzdem Kritik. Private Mailkonten seien anfällig für Angriffe aller Art. Richard Painter, der oberste Ethik-Anwalt in der Regierung von George W. Bush, bezeichnete das Vorgehen von Kushner und Clinton in der «New York Times» als «nachlässig», aber nicht strafbar.

Futter für Mueller-Ermittlungen?

Im Kongress ist man dennoch hellhörig geworden. Der republikanische Abgeordnete Trey Gowdy forderte das Weisse Haus auf, bis zum 9. Oktober die Namen aller hochrangigen Mitarbeiter mitzuteilen, die private Mailadressen für Regierungszwecke verwendet hätten. Jerry Nadler, ein Demokrat aus New York, forderte gegenüber «Politico» sogar eine Untersuchung durch das FBI.

Interessieren dürften die Enthüllungen auch den Sonderermittler Robert Mueller, der mögliche Kontakte von Donald Trumps Wahlkampfteam zu russischen Regierungskreisen untersucht. Er kann Provider auffordern, ihm die Mails von Kunden auszuhändigen. Das Weisse Haus will es laut «New York Times» nicht so weit kommen lassen. Trump-Anwalt Ty Cobb habe die Mitarbeiter aufgefordert, ihre Privatkonten nach Mails abzusuchen, die Mueller interessieren könnten. (pbl)

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Video: srf

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TanookiStormtrooper
26.09.2017 16:13registriert August 2015
Extrem seltsam ist aber auch, dass er Posten mit Familienmitgliedern besetzt. Was zum Teufel hat eine Schmuckdesignerin (bei uns sind das Spielerfrauen und Trash-TV-"Stars") im Weissen Haus verloren? Warum darf Trump in "seinem" Golf-Resort auf Staatskosten die Wochenenden verbringen und damit sich und seine Familie bereichern?
Findet man solche Sachen in den USA etwa nicht störend?
Für Trump scheint die USA ein Selbstbedienungsladen zu sein, aus dem er noch möglichst viel rausholen will, bevor sie ihn zum Teufel jagen.
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ChiliForever
26.09.2017 16:25registriert November 2016
Der Unterschied ist nur, daß es Trumps Anhängern egal ob er oder Mitarbeiter von ihm private eMail-Adressen benutzt haben oder nicht.

Es geht nämlich nicht um das "richtig" oder "falsch" sondern ausschließlich um das Einprügeln auf andere, "auf den Gegner".

Welch' trauriger Ort doch die Welt geworden ist...
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Blutgrätscher
26.09.2017 17:12registriert Juli 2016
Das ist jetzt rein hypothetisch, aber wenn Trump stürzen würde, weil Mueller etwas verbotenes auf einem privaten Emailserver findet, dann wäre das schon eine Ironie sondergleichen.
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