Das Video ist schwer zu ertragen: Als die beiden Attentäter nach dem Blutbad auf der Redaktion von «Charlie Hebdo» mit ihrem Auto die Flucht ergreifen, stellt sich ihnen ein Polizist entgegen: Ahmed Merabet. Der 40-Jährige ist mit seinem Velo auf Streife und versucht, die Terroristen mit seiner Pistole zu stoppen.
Doch er wird selber getroffen. Als er hiflos am Boden liegt, schreit ihn einer der Täter an: «Willst du uns töten?» Merabet erwidert: «Nein, schon gut, Chef.» Es nützt nichts, der Terrorist tötet ihn mit einem Kopfschuss.
Le terrorisme n'a pas de religion! #CharlieHebdo http://t.co/3b3g8TDd6w #JeSuisAhmed pic.twitter.com/4PBI2Fh3Tn
— najib bencherif (@NajibCherif) January 9, 2015
Die Bestürzung ist gross, denn Ahmed Merabet war selber Muslim. Er arbeitete seit acht Jahren im 11. Arrondissement von Paris und hatte sich laut der Zeitung «Le Figaro» erst kürzlich für den Dienst bei der Kriminalpolizei qualifiziert. Er war unverheiratet, hatte aber eine Freundin. Ein Vertreter der Polizeigewerkschaft bezeichnete ihn als ruhig und besonnen.
Zahlreiche Twitter-User bekunden dem toten Polizisten unter dem Hashtag «JeSuisAhmed» ihre Anteilnahme, in Anlehnung an «JeSuisCharlie». Für Aufsehen sorgte ein Tweet von Dyab Abou Jahjah, Autor und Kolumnist der belgischen Zeitung «De Standaard»: «Ich bin nicht Charlie. Ich bin Ahmed, der tote Bulle. Charlie hat meinen Glauben und meine Kultur lächerlich gemacht, und ich starb, als ich sein Recht verteidigte, dies zu tun.»
I am not Charlie, I am Ahmed the dead cop. Charlie ridiculed my faith and culture and I died defending his right to do so. #JesuisAhmed
— Dyab Abou Jahjah (@Aboujahjah) 8. Januar 2015
Bis Freitagmittag verzeichnete dieser Eintrag rund 20'000 Retweets. Andere User sagten schlicht «Danke», oder sie rühmten Merabet als «jene Art Muslim, mit dem ich verbunden sein will».
Vive la Republique
Vive la France
#CharlieHebdo #JeSuisAhmed pic.twitter.com/fB8xuOj5rk
— Youssef Kobo (@Youssef_Kobo) 8. Januar 2015
Sir, you are the kind of Muslim I want to be linked to #jeSuisAhmed #JeSuisCharlie http://t.co/GbIHv4BtUm
— Waseem Yusaf (@WaseemYusaf) 8. Januar 2015
Thanks and well done done @dailystaruk #JeSuisAhmed #CharileHebdo #Police pic.twitter.com/WqbShaOhDZ
— Will Riches (@TheConstables) January 8, 2015
Ein weiterer Polizist wurde Opfer des Massakers bei der Satirezeitung: Franck Brinsolaro, 48 Jahre alt, persönlicher Leibwächter von «Charlie Hebdo»-Chefredaktor Stéphane Charbonnier. Er starb in den Redaktionsräumen. Besonders tragisch: Der aus Marseille stammende Polizist hatte erst kürzlich geheiratet und war Vater einer einjährigen Tochter. Auch für ihn gibt es zahlreiche Ehrbezeugungen auf Twitter.
#JeSuisFranck : Dans @OuestFrance, le témoignage touchant de l'épouse du policier qui protégeait Charb" pic.twitter.com/SKekOFgO1S
— Eric Morain ن (@EricMorain) January 9, 2015
Hommage également à ces deux policiers, morts en héros. #JeSuisAhmed #JeSuisFranck
— Abdel Catin (@dadougap) January 7, 2015
(pbl)