USA will nach neuem Atomtest Nordkoreas neue Sanktionen

USA will nach neuem Atomtest Nordkoreas neue Sanktionen

03.09.2017, 21:00

Nordkorea hat am Sonntag seinen bislang stärksten Atomtest vorgenommen. Nach eigenen Angaben wurde dabei eine Wasserstoffbombe gezündet. Die diplomatischen Drähte liefen heiss: Nun wird sich der UNO-Sicherheitsrat erneut mit der Krise befassen.

Über eine Reaktion auf den jüngsten Atomtest berät der das einflussreichste Gremium der Vereinten Nationen am Montag (16.00 Uhr MESZ) an einer Sondersitzung. Das Treffen finde auf Antrag der USA, Grossbritanniens, Frankreichs, Japans und Südkoreas statt, erklärten Diplomaten in New York.

USA will neue Sanktionen

Der Atomtest könnte zu einer dramatischen Verschärfung in den Beziehungen Nordkoreas zu den USA führen. US-Präsident Donald Trump berief den Nationalen Sicherheitsrat ein; Finanzminister Steve Mnuchin kündigte ein Paket weiterer Sanktionen an.

Trump erklärte, Nordkorea sei auch eine grosse Bedrohung und Peinlichkeit für China, das mit seinen Hilfeversuchen nur wenig Erfolg habe. Beschwichtigung funktioniere nicht, denn die nordkoreanische Führung «verstehe nur eines!».

Über den Kurznachrichtendienst Twitter brachte Trump gar ein weltweites Handelsembargo ins Spiel. Die USA erwägten, die Handelsbeziehungen zu allen Staaten einzustellen, die Geschäfte mit Nordkorea machten, schrieb er.

Der Atomtest ist auch ein Affront gegen die direkten Nachbarn China und Russland. Er erfolgte unmittelbar vor dem Gipfel der BRICS-Staaten in der chinesischen Hafenstadt Xiamen, wo die Staats- und Regierungschefs aus China, Russland, Indien, Brasilien und Südafrika am Montag zusammenkommen.

Test weltweit verurteilt

Weltweit wurde der neue Atomtest scharf verurteilt: UNO-Generalsekretär António Guterres kritisierte Pjöngjangs Vorgehen als «zutiefst destabilisierend» für die regionale Sicherheit und forderte die nordkoreanische Regierung auf, sich an den Atomwaffensperrvertrag zu halten. EU-Ratspräsident Donald Tusk, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron forderten härtere Sanktionen.

Auch China - Nordkoreas einziger Verbündeter - verurteilte den Atomtest. Nordkorea solle dieses falsche Vorgehen sofort beenden, erklärte die Regierung in Peking.

Russland äusserte sich besorgt über diese «Verletzung des Völkerrechts», die zu verurteilen sei. Es forderte alle Seiten zu Verhandlungen auf. Sie seien der einzige Weg, die Probleme auf der koreanischen Halbinsel zu lösen.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nannte die Politik Nordkoreas eine Bedrohung der regionalen und internationalen Sicherheit. Er appelliere an die Führung in Pjöngjang, ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen zu erfüllen. Die Internationale Atomenergieorganisation IAEA in Wien sprach von einem «extrem bedauerlichen Akt», der den wiederholten Forderungen der Staatengemeinschaft völlig zuwiderlaufe.

Auch die Schweiz verurteilte den neusten Atomwaffentest Nordkoreas. Dieser verstosse gegen UNO-Resolutionen und gefährde den Frieden und die Sicherheit in der Region, teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mit. Die Schweiz sei überzeugt, dass keine einvernehmliche, diplomatische Lösung mit Nordkorea mehr möglich sei.

Pjöngjang: Test war «voller Erfolg»

Der von Machthaber Kim Jong Un angeordnete Test einer Wasserstoffbombe sei ein «voller Erfolg» gewesen, verkündete das staatliche Fernsehen Nordkoreas. Es habe sich um einen bedeutsamen Schritt zur Vollendung des Atomwaffenprogramms gehandelt. Die Bombe sei für die neuen interkontinentalen Langstreckenraketen (ICBM) entwickelt worden.

Zuvor hatte die Nachrichtenagentur KCNA ein Foto verbreitet, das Kim bei angeblich bei der Inspektion einer Wasserstoffbombe zeigt, «die auf der neuen ICBM installiert werden soll». Eine Wasserstoffbombe beruht auf dem Prinzip der Kernfusion, wie er in der Sonne stattfindet. Sie ist um ein Mehrfaches stärker als eine Atombombe.

Eine Bestätigung, dass es sich beim Test tatsächlich um die Detonation einer Wasserstoffbombe gehandelt hat, gab es zunächst nicht. Experten in mehreren Ländern hielten dies angesichts der Stärke der Erschütterung aber für wahrscheinlich.

Der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich mass frühen am Sonntagmorgen ein Beben der Stärke 6.3. Die Erschütterungen waren auch im benachbarten China zu spüren.

Interkontinentalraketen getestet

Nordkorea hatte im Juli zwei Interkontinentalraketen getestet, die mehr als 10'000 Kilometer fliegen und damit ganz Asien und weite Teile des US-Festlands erreichen könnten. Unter Kim unternimmt das bitterarme Land grosse Anstrengungen, Atomwaffen zu entwickeln, die mit solchen Raketen verschossen werden können.

Unmittelbar vor dem neuen Atomtest hatte Trump mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe telefoniert und nach Angaben des Präsidialamtes über gemeinsame Reaktionen mit Südkorea auf die nordkoreanischen Bedrohungen beraten.

Der UNO-Sicherheitsrat hat das Atomprogramm Nordkoreas als Bedrohung für den Weltfrieden eingestuft und dem Land den Bau von Atomwaffen und Raketen untersagt. Weil Nordkoreas Führung diese Forderungen der internationalen Gemeinschaft ignoriert, wurden schon mehrmals Sanktionen verhängt und verschärft. Diese Strafmassnahmen tragen auch Russland sowie China mit, das als engster Verbündeter Nordkoreas gilt. (sda/reu/afp/dpa)

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