Italiener wollen Modehändler Charles Vögele kaufen

Italiener wollen Modehändler Charles Vögele kaufen

19.09.2016, 10:24

Die Rettung für den seit Jahren kriselnden Schweizer Modehändler Charles Vögele soll aus Italien kommen. Richten sollen es nach dem Willen des Verwaltungsrates die Sempione Retail bestehend aus dem italienischen Modekonzern OVS und zwei Investoren.

Charles Vögele befindet sich seit Jahren in der Krise. Letztmals einen Gewinn eingefahren hat der Modekonzern mit dem Billigimage 2010. In den vergangenen fünf Jahre häuften sich Verluste von fast 340 Millionen Franken an. Im vergangenen Geschäftsjahr lag der Verlust bei 62 Millionen Franken.

Übernahmegerüchte um Vögele kursierten daher in den vergangenen Jahren immer wieder. Das Management versuchte auch regelmässig unter anderem mit Filialschliessungen und einem neuen Firmenauftritt das Ruder herumzureissen. Eine Trendwende stellte sich aber nicht ein, wie auch der kürzlich veröffentlichten Halbjahresverlust 2016 von 32 Millionen Franken beweist.

Tiefer Taucher der Aktie

Überdeutlich lässt sich der Wertverlust des Unternehmens am Aktienkurs ablesen. 2011 lag dieser noch bei fast 70 Franken, aktuell wird die Vögele-Aktie noch bei 6.40 Franken gehandelt.

Die Sempione Retail biete in ihrem am Montag bekannt gegebenen öffentlichen Kaufangebot einen Angebotspreis von 6.38 Franken pro Aktie. Sollten alle Aktien angedient werden, würde dies einem Kaufpreis von rund 56 Millionen Franken entsprechen. Das Angebot steht unter der Bedingung einer Mindestkontrollquote von 70 Prozent.

Der Verwaltungsrat empfiehlt den Aktionären die Annahme des Angebots. Vögele-Verwaltungsratspräsident Max Katz stellte in der Medienmitteilung fest, dass der Modekonzern in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte im Turnaround verzeichnet habe. Im Hinblick auf die aktuelle Marktentwicklung und die Bereinigung des gesamten Textilmarktes könne durch die Übernahme der Turnaround und eine Rückkehr zur Profitabilität beschleunigt werden.

Für Charles Vögele haben sich nach eigenem Bekunden durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses im letzten Jahr die Rahmenbedingungen im wichtigsten und einzig profitablen Markt Schweiz drastisch verschärft.

Auch im europäischen Textilmarkt intensivierten sich Wettbewerb und Preisdruck in den letzten Jahren deutlich. Anfang Juni hatte Charles Vögele denn auch den Rückzug aus dem belgischen Markt angekündigt. Das 1999 gestartete Geschäft mit 41 Filialen und 210 Beschäftigten hatte nie operative Gewinne geschrieben. Bereits 2013 zog sich das Modehaus aus Tschechien und Polen zurück.

OVS will international expandieren

OVS-Konzernchef Stefano Beraldo erklärte am Montag, dass sich für OVS, dank attraktiver Standorte von Vögele vor allem in der Schweiz und Österreich, eine einmalige Gelegenheit biete, die internationale Expansion zu beschleunigen. Hauptkundengruppen beider Unternehmen sei die Familie.

Im Geschäftsjahr 2015 erzielte die an der italienischen Börse kotierte OVS einen Nettoumsatz von 1.3 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Charles Vögele erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von gut 0.8 Milliarden Franken. (sda)

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