Zahl der Todesopfer bei Anschlägen in Istanbul auf 38 gestiegen

Zahl der Todesopfer bei Anschlägen in Istanbul auf 38 gestiegen

11.12.2016, 10:36

Die Opferzahl der Anschläge in Istanbul ist auf 38 gestiegen. Bei dem Doppelanschlag auf die Polizei nach einem Fussballspiel im zentralen Stadtteil Besiktas wurden 30 Polizisten und sieben Zivilisten getötet. Ein Toter ist noch nicht identifiziert.

Das teilte der türkische Innenminister Süleyman Soylu am Sonntagvormittag mit. Zudem habe es weit über 100 Verletzte gegeben, von denen sich 14 auf der Intensivstation befänden. Zuvor war die Rede von 29 Toten gewesen.

Am Samstagabend war zunächst eine Autobombe nahe einem Polizeibus am Stadion explodiert, bevor sich knapp eine Minute später ein Selbstmordattentäter im angrenzenden Macka-Park inmitten von Polizisten in die Luft sprengte, die das Spiel zwischen den Erstligaklubs Besiktas und Bursaspor abgesichert hatten. Es wurden laut Soylu bereits zehn Verdächtige festgenommen.

Bisher bekannte sich niemand zu den Anschlägen, doch fällt der Verdacht auf die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und ihre radikale Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), die immer wieder Anschläge auf die Sicherheitskräfte verüben. Auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat im vergangenen Jahr wiederholt blutige Anschläge in der Türkei verübt.

PKK im Verdacht

Der türkische Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus vermutet allerdings die PKK hinter dem Doppelanschlag. Dass bei dem Bombenanschlag ein Fahrzeug verwendet wurde, deute auf die PKK hin, sagte Kurtulmus laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Es seien zwischen 300 und 400 Kilogramm Sprengstoff verwendet worden. «Wo das Auto in die Luft gesprengt wurde, ist ein Graben entstanden und das Auto gibt es nicht mehr», sagte Kurtulmus. «Es ist völlig zerstört worden. Es ist ein riesiger Krater entstanden.»

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den Doppelanschlag als «abscheulichste» Form des Terrorismus. Die zwei Explosionen unmittelbar nach einem Fussballspiel hätten offenbar möglichst viele Menschen töten sollen. Ministerpräsident Binali Yildirim ordnete an, dass die Flaggen am Sonntag auf halbmast gesetzt werden.

Beliebtes Ausgehviertel

Auf Fernsehbildern waren Rettungswagen zu sehen, die zur Unfallstelle rasten. Mehrere zerstörte Autos wurden gezeigt, darunter ein Minibus. Die Explosionen waren mehrere Kilometer weit zu hören. Besiktas ist ein beliebtes Ausgehviertel und am Wochenende sehr belebt.

Die US-Botschaft in Ankara verurteilte auf Twitter die Anschläge. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sprach den Türken und den Familien der Opfer seine Solidarität aus. Aussenminister Didier Burkhalter habe seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu ein Kondolenz- und Freundschaftsschreiben zukommen lassen, teilte das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mit.

Ein Reporter sagte dem Sender CNN Türk, an diesem Samstagabend seien besonders viele Polizisten zur Absicherung des Spiels im Einsatz gewesen, weil es in der Vergangenheit Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fangruppen gegeben hatte. Die Fans von Bursaspor seien wegen einer Strafe überhaupt das erste Mal seit Jahren wieder zu einem Besiktas-Spiel zugelassen worden. (sda/dpa/afp)

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