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Auf dem Papier ist es eine klare Sache. Der Qualifikationssieger gegen einen krassen Aussenseiter, der erst im zweitletzten von 50. Spielen doch noch in die Playoffs getaumelt ist. Aber die Kraft, die Magie der grossen Namen ist viel stärker als die Vernunft der Papierform.
Sportlich sind die beiden Teams zwar so weit auseinander wie nie mehr seit der Gründung der ZSC Lions im Frühjahr 1997. Die ZSC Lions sind eine mächtige, gut funktionierende Hockeymaschine. Die Hockeymaschine SCB mahnt hingegen an «Heureka», die weltberühmte Maschine von Gottéron-Fan Jean Tinguely. Eine Maschine, die sich ohne erkennbaren Zweck bewegt. Das mag nun eine bösartige und polemische Behauptung sein. Aber der Chronist beugt sich den Fakten und sagt: «162.»
162 Gegentreffer haben die Berner in der Qualifikation zugelassen. Nie mehr seit der Saison 1986/87 (da waren sie Liga-Neuling) ist der SCB-Goalie so oft bezwungen worden wie in der soeben abgeschlossenen Qualifikation. Zum Vergleich die Zahlen seit dem letzten Titel von 2013.
Playoffs! pic.twitter.com/xsjUiYQrtQ
— MiniPeople.ch (@SwissMinipeople) 1. März 2016
Das Qualitätsmerkmal des SC Bern ist seit jeher die solide Defensivarbeit. Die Berner waren noch nie leichtfüssige Tänzer in der Offensive. Eine Lotterabwehr passt einfach nicht zum SCB. Sie ist auch die Folge der Goalie-Probleme. Weder Jakub Stepanek noch Marco Bührer oder Yannick Schwendener haben die Minimalanforderungen von 90 Prozent Abwehrquote erreicht. Mit Goalies, die nicht mindestens 90 Prozent der Schüsse abwehren ist es nicht möglich, die ZSC Lions zu stoppen. Die ZSC Lions haben in der Qualifikation nur 125 Gegentore zugelassen. Obwohl sie mehr als die Hälfte der Qualifikation auf Niklas Schlegel vertrauen müssen. Der SCB-Sturm ist sowieso ein laues Lüftchen und mit 151 Toren (ZSC 173) nach Gottéron der zweitschwächste aller Playoffteams.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit – oder besser: der internationalen Aufmerksamkeit – stehen in dieser Serie indes nicht die Goalies. Sondern ein Kinderstar. Auston Matthews. Er wird im September erst 19 Jahre alt. Er ist der beste 18-jährige Spieler seit Einführung der Playoffs (1986). Wir haben das Glück, einen künftigen Weltstar zu sehen. In 20 Jahren können wir unseren staunenden Kindern erzählt, dass wir den echten Auston Matthews im Dress der ZSC Lions gesehen haben.
Der Titan auf der Centerposition (188 cm/88 kg) hat einen Hauch des Spiels von Wayne Gretzky: die Intelligenz, das Spiel einen Zug zum Voraus zu erahnen. Auston Matthews ist der Turbolader im ZSC-Maschinenraum. Ein Spielbeschleuniger und -Veredler. Deshalb wirkt er, wie Gretzky, optisch eher wie ein Spielmacher und seine Abschlussqualitäten werden unterschätzt. Pro Partie hat er 1,2 Punkte produziert. Mehr als ZSC-Topskorer Robert Nilsson (0,92) und fast so viele wie Zugs Liga-Topskorer Pierre-Marc Bouchard.
Es ist also durchaus so, dass die 43 Männer, die jeweils auf dem Matchblatt stehen, ganz im Banne dieses Buben aus Amerika sein werden. Aber eines ist Auston Matthews noch nicht. Ein Brecher, der die Entscheidung gegen alle Widerstände zu erzwingen vermag. Er war bei der U20-WM trotz elf Punkten in sieben Spielen nicht dazu in der Lage. Die Amis schieden im Halbfinale (1:2 gegen Russland) aus.
Dies ändert freilich nichts daran, dass sich die ZSC Lions gegen den SC Bern in maximal sechs, aber wahrscheinlich schon in vier oder fünf Spielen durchsetzen werden. Beim SCB überschätzen sich alle. Vom grossen Zampano Marc Lüthi bis hinunter zu den Spielern der vierten Linie.