Innerhalb von nur drei Wochen ruft Credit Suisse heute Donnerstag die Aktionäre zum zweiten Mal zusammen. Einziges Traktandum der ausserordentlichen Generalversammlung ist eine Kapitalerhöhung. Sie ist die Folge einer spektakulären Kehrtwende des Managements.
Im Oktober 2015 kündigte der damals noch neue CS-Chef Tidjane Thiam eine überraschende Massnahme an. Um das Kapitalpolster der Bank zu erhöhen, sollte die Schweizer Einheit der Bank teilweise an die Börse gebracht werden. Das aussergewöhnliche Projekt fand bis heute viel Beachtung, weil es dafür kaum Vorbilder gibt.
Kurz vor der ersten ordentlichen Generalversammlung Ende April begrub jedoch Thiam das Projekt. Es war nicht der erste Schwenker des CS-Chefs. Bereits zuvor musste er seine Umbaupläne für die Grossbank zweimal anpassen. Thiam begründete die weitere Kehrtwende mit der neuen, besseren Ausgangslage der Bank.
Tatsächlich verspürt die Credit Suisse seit einigen Monaten nicht nur geschäftlich Aufwind, sie konnte Ende 2016 auch die voraussichtlich letzte grosse Altlast aus der Ära von Thiams Vorgänger Brady Dougan beseitigen. Die Credit Suisse einigte sich mit den US-Behörden im Hypothekenstreit auf eine Milliardenzahlung, womit die Bank eine beträchtliche Unsicherheit ausräumen konnte.
Angeschlagenes Vertrauen
Anstatt das Abenteuer eines Börsengangs mit unbestimmter Auswirkung auf die Bank konnte die Credit Suisse jetzt einen weitere normale Kapitalerhöhung wagen. Die Begründung Thiams für diesen Schwenker war dabei nachvollziehbar. Die Kehrtwende hat aber auch das bereits zuvor angeschlagene Vertrauen der Anleger in die Führung weiter geschwächt.
Ernstzunehmende Opposition an der heutigen ausserordentlichen Generalversammlung gegen die Kapitalerhöhung ist dennoch nicht zu erwarten. Von keinem Aktionärsvertreter ist bekannt, dass er die Ablehnung des Antrags empfiehlt. Vorgeschlagen ist die Ausgabe von bis zu 404.5 Millionen Aktien, was der CS einen Nettoerlös von rund 4 Milliarden Franken einbringen soll. (sda)