Trump sieht eine Verschwörung gegen sich

Trump sieht eine Verschwörung gegen sich

20.10.2016, 04:52

Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat beim Rededuell mit seiner Kontrahentin Hillary Clinton erneut eine Anerkennung des Wahlergebnisses am 8. November infrage gestellt.

«Ich werde mir das dann anschauen. Ich schaue es mir nicht jetzt an», sagte er beim dritten TV-Duell mit Clinton am Mittwoch in Las Vegas. Trump hatte in den vergangenen Tagen mehrmals mit Verschwörungstheorien aufgewartet und den Eindruck erweckt, die Wahl werde manipuliert.

Beweise oder Indizien dafür hat er jedoch nicht geliefert. Sein Vizepräsidentschaftskandidat Mike Pence und seine Tochter Ivanka Trump hatten die Aussagen kurz vor der Fernsehdebatte relativiert und erklärt, die Manipulierungsvorwürfe bezögen sich auf die Medienberichterstattung.

Trump liegt in Umfragen weniger als drei Wochen vor dem Wahltermin weit hinter Clinton zurück. Erste Kommentatoren gehen davon aus, dass ihm nur noch ein grosser Fehler Clintons oder eine dramatische Wendung zum Wahlsieg verhelfen kann.

Harte Debatte

Hillary Clinton und Donald Trump lieferten sich in Las Vegas ein engagiertes und teilweise hartes Wortgefecht. Die Demokratin und der Republikaner gerieten bei Themen wie Abtreibung, Waffengesetze und der Besetzung höchster Richterämter aneinander.

Sie tauschten in der vom konservativen Sender Fox News ausgerichteten Debatte jedoch meist bereits bekannte Argumente aus, neue Fakten kamen kaum auf den Tisch.

Trump beschuldigte Clinton, Lügen über sexuelle Übergriffe zu verbreiten. In den vergangenen Tagen waren mehrere Frauen an die Öffentlichkeit getreten und hatten den republikanischen Präsidentschaftskandidaten beschuldigt, sie bedrängt zu haben. Trump bezeichnete das als Lügen. «Ich kenne diese Leute nicht», sagte er.

«Niemand hat mehr Respekt vor Frauen als ich. Niemand», behauptete Trump. Clintons Wahlkampfteam habe die Frauen dazu gebracht, diese Aussagen zu machen. Sie hätten auch Leute angeheuert, die auf seinen Veranstaltungen gewalttätig geworden seien.

Clinton warf dem 70-Jährigen daraufhin vor, Frauen zu verachten. «Donald Trump denkt, dass es ihn gross macht, wenn er Frauen erniedrigt. Es macht ihn nur zu einem Rüpel.»

Moderator Chris Wallace hat sechs Themenblöcke für die Debatte ausgewählt, sie reichen von der Einwanderung bis zur Befähigung für das Amt des Präsidenten.

Der dritten Debatte wird zwar keine entscheidende Rolle zugeschrieben. Dennoch gilt sie als eine der letzten Möglichkeiten des Republikaners Trump, das Ruder vor der Wahl am 8. November noch herumzureissen. In Umfragen führt Clinton derzeit deutlich vor Trump.

Zum Auftakt der Debatte hat Hillary Clinton die Bedeutung des US-Supreme-Courts als höchstes Gericht des Landes betont. Die Besetzung des Gerichtes drehe sich um grundsätzliche Fragen:

«Welche Art von Land wollen wir sein», sagte Clinton zu Beginn des Rededuells mit ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump in Las Vegas.

US- Waffengesetze und Supreme Court

Clinton machte deutlich, sie wolle im Falle ihrer Wahl nicht das verfassungsmässige Recht der Amerikaner auf Waffenbesitz abschaffen. Es müssten aber Schlupflöcher in der Gesetzgebung geschlossen werden.

Der Kandidat der Republikaner, Donald Trump, beschwor zum Beginn der Debatte die Bedeutung des Zweiten Verfassungszusatzes, der das Recht auf das Tragen einer Waffe regelt. Er kritisierte die Supreme-Court-Richterin Ruth Bader Ginsburg, die ihn in Interviews als einen Blender bezeichnet hatte. Später bereute sie ihre Bemerkungen. Entschuldigt hat sie sich jedoch nicht.

Abtreibung

Beim Thema Abtreibung gerieten die beiden Kandidaten heftig aneinander. «Frauen sollten die Entscheidung über ihre Gesundheit selbst treffen können», sagte Clinton bei dem TV-Duell, das der konservative Sender Fox News am Mittwoch in Las Vegas veranstaltete. Zu viele US-Bundesstaaten bauten Hürden für Frauen auf. Abtreibungskliniken würden etwa die Zuschüsse gestrichen.

Trump sprach sich dagegen klar gegen Abtreibung aus. «Man kann ein Baby im neunten Schwangerschaftsmonat aus der Gebärmutter seiner Mutter reissen - das ist für mich nicht in Ordnung», sagte Trump. Er sagte er wolle das Urteil Roe vs. Wade aufheben lassen, was bedeuten würde, dass die Bundesstaaten und nicht der Bund über das Recht auf Abtreibung entscheiden würde.

Einwanderung

Der republikanische Präsidentschaftskandidat wiederholte seine Forderung nach einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. «Wir brauchen sichere Grenzen», sagte er am Mittwochabend (Ortszeit) bei der dritten TV-Debatte in Las Vegas. «Wir brauchen diese Mauer.» Er warf seiner Konkurrentin Hillary Clinton vor, eine Politik der offenen Grenzen zu verfolgen. Die Demokratin wies das zurück. «Wir werden sichere Grenzen haben», sagt sie. «Aber wir werden auch Reformen haben.»

Aussenpolitik und Hackerangriffe

Donald Trump forderte erneut Verbündete wie Deutschland sollten für den militärischen Schutz durch die USA bezahlen. Länder wie Deutschland oder Japan müssten ihren Anteil leisten, sagte Trump am Mittwochabend (Ortszeit) bei der dritten Fernsehdebatte in Las Vegas. «Wir werden von allen auf der Welt abgezockt.» Eigentlich hatte ihm der Moderator Chris Wallace eine Frage zu seinen Wirtschaftsplänen gestellt. Trump wiederholte auch seine Behauptung, wonach die Nato die Strategie in Bezug auf Terrorismus geändert habe, nachdem er das Bündnis kritisiert hatte. Das entspricht nicht den Tatsachen.

Hillary Clinton warf Trump vor Spionage gegen das eigene Volk zu unterstützen. Es sei deutlich, dass die jüngsten Hackerangriffe, die zur Veröffentlichung von Datenmaterial auf der Enthüllungsplattform Wikileaks geführt haben, von höchsten russischen Regierungskreisen gesteuert worden seien, sagte Clinton. Trump habe sich wiederholt lobend über Russlands Präsidenten Wladimir Putin geäussert.

«Ich kenne Putin nicht», sagte Trump. «Er ist nicht mein bester Freund.» Es sei aber sicher förderlich, wenn die USA gut mit Russland auskämen. Putin habe keinen Respekt vor Clinton und auch nicht vor Präsident Barack Obama, sagte Trump. Es sei nicht erwiesen, dass die jüngsten Hackerangriffe von Russland aus gesteuert worden seien. Sie könnten auch aus China kommen oder anderswo initiiert worden sein.

Trump wirft Clinton Unfähigkeit vor

«Du redest seit 30 Jahren, aber Du kriegst nichts hin», sagte Trump am Mittwoch (Ortszeit) in Las Vegas, wo beide Präsidentschaftskandidaten bei der dritten und letzten TV-Debatte des Wahlkampfes 2016 aufeinandertrafen. «Wenn Du Präsidentin wirst, ist dieses Land im Chaos», sagte er. «Du hast viel Erfahrung, aber es ist schlechte Erfahrung.» Clinton konterte: «Als ich im Situation Room sass und zusah wie Osama bin Laden unschädlich gemacht wurde, hast Du gerade die Fernsehshow Celebrity Apprentice moderiert».

Wird Trump Wahlergebnis anerkennen?

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump will sich nicht festlegen, ob er eine Wahlniederlage am 8. November anerkennen wird. «Ich werde mir das dann anschauen. Ich schaue es mir nicht jetzt an», sagte er auf eine Frage des Moderators. Clinton warf Trump vor, immer dann von Manipulation zu sprechen, wenn etwas nicht so laufe, wie er wolle. Dies sei bereits bei den Vorwahlen so gewesen. Mit seinen Äusserungen beschädige er die amerikanische Demokratie.

Trump und Clinton hatten einander vor der Debatte mit Handschlag begrüsst. Trumps Wahlkampfleiterin Kellyanne Conway zeigte sich zuversichtlich, dass der Geschäftsmann das Blatt noch wenden kann. «Das ist ein Comeback», sagt sie Fox News. «Das hat er in diesem Wahlkampf schon mehrfach geschafft.» (sda/dpa)

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