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Frühfranzösisch: «Was sich die Thurgauer erlauben, ist eine bodenlose Frechheit»

Das droht der Schweiz bald: Ein Thurgauer Pilot (oben), der die Befehle des Genfer Chefs (unten) nicht versteht und dann einen Chabis zusammenfliegt.Bild: KEYSTONE
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Frühfranzösisch: «Was sich die Thurgauer erlauben, ist eine bodenlose Frechheit»

19.08.2014, 14:2114.12.2018, 12:53
Pavel Kulicka
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Frauenfeld (den). Eine Woche ist es her, seit das Thurgauer Parlament das Frühfranzösisch aus dem Stundenplan gekippt hat. Während die Thurgauer froh sind, dass ihr Kanton endlich wieder einmal in den nationalen Zeitungen erscheint, geht im Rest der Schweiz das grosse Wehklagen los. «Was sich die Thurgauer erlauben, ist eine bodenlose Frechheit», heisst es aus dem Bundeshaus. «Wissen denn die Thurgauer nicht, dass der Französischunterricht eine heilige Kuh ist? Über Änderungen an diesem System spricht man nicht, man wagt es nicht einmal, darüber zu denken. Auch wenn neuste Berichte sagen, dass man eventuell mal über Sinn und Unsinn von Frühfranzösisch sprechen sollte, man tut es einfach nicht. Punkt. Aus. Basta!!»

Auch Kathrin Thommen, Beauftragte für den nationalen Zusammenhalt und das richtige Entsorgen von alten Batterien, ist nicht glücklich über den Thurgauer Entscheid. «Was, wenn dieser Entscheid Schule macht? Wenn plötzlich die St. Galler, die Zürcher und die Aargauer auch auf Französisch in den Primarschulen verzichten?», fragt Thommen. «Im Moment haben wir eine harmonische Situation in der Schweiz. Der durchschnittliche Deutschschweizer macht pro Jahr vier Wochen Ferien in der Romandie, der Welsche kommt sogar für fünf Wochen zu uns. In den Zürcher Szene-Bars wird Deutsch und Französisch durcheinander gesprochen, als wäre es das Natürlichste der Welt. Diese Eintracht setzten die Thurgauer für ein bisschen Publicity aufs Spiel», so Thommen.

Als Zeichen der Solidarität mit den Welschen singt der Badener Stapi an einer Pressekonferenz den französischen Chanson «Non, je ne regrette rien».Bild: KEYSTONE

Tessiner: «Willkommen im Club»

Auch das Deutschschweizer Reisebüro «Allez en Welsch» ist unglücklich über den Ostschweizer Entscheid. «Wir organisieren jeden Frühling die Springbreak-Ausflüge der Deutschschweizer Kids an den Genfersee. Das ist jedes Jahr ein Heidengaudi und es kommt oft zu Begegnungen mit den Westschweizer Teenagern. Wenn man bedenkt, dass daraus jedes Jahr 10'000 sprachübergreifende Paare und später Ehen entstehen, fragt man sich zurecht, warum die Thurgauer Spaltpilze diesen nationalen Zusammenhalt auf dem Altar der Intoleranz opfern wollen.»

Einzig der Kanton Tessin quittiert die Aufregung mit einem müden Schulterzucken. «Jetzt sprechen alle plötzlich von nationaler Einheit. Aber hat sich bis jetzt jemand für Frühitalienisch eingesetzt? Garantiert man uns einen Tessiner Bundesrat? Nein.», sagt der Tessiner Nationalrat Andrea Wullzoni. «Das Tessin ist dem Rest der Schweiz gut genug um durch den Gotthard Richtung Süden zu fahren, aber sonst geben die anderen Kantone einen feuchten *%6" auf den nationalen Zusammenhalt. Ich sage nur: ‹Willkommen im Club›, liebe Romandes›.»

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Hart recherchierte Fakten, fundierte Kritik und realistische Analysen? Die gibt es anderswo. Chefredaktor Buzz Orgler und sein Praktikant Pavel Kulicka decken auf, was keiner wissen will. Ob Berichte über einen Schwangerschaftstest fürs iPhone oder ein Verbot von Food-Bildern auf Facebook, die beiden gescheiterten Journalisten sind sich für keine satirische Schlagzeile zu schade. Und schneller als die Wahrheit sind sie noch dazu. 



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