Emil Wyss war in Pakistan offenbar bekannt wie kein anderer Diplomat. Der ehemalige Schweizer Konsul von Karachi trat in TV-Shows auf, spendete öffentlichkeitswirksam Blut und postete auf Facebook seine unzähligen Auftritte. Wyss bekam den Übernamen «Love Ambassador».
Nicht nur dies passte dem Aussendepartement EDA gar nicht. Der Konsul ist den Inspektoren des Bundes wegen «übermässigen» Facebook-Gebrauchs und einer 1. August-Feier für 800 Gäste negativ aufgefallen, wie die Sonntagszeitung berichtet.
Die Veranstaltung habe alle Rekorde gebrochen, schrieben demnach die Kontrolleure des Aussendepartements nach einer Visite im Dezember 2016 in einem Kurzbericht an Bundesrat Didier Burkhalter (FDP). Nebst «klar exzessive Ausgaben» hielten sie fest, sei ein «beträchtliches Kontrolldefizit» festgestellt worden.
Kritisiert wurde der Konsul auch für eine «Pakistan Switzerland Friendship Exhibition». Hier liess der Diplomat – neben einem lebensgrossen Foto von sich – mit Ornamenten bemalte Plastikkühe im Flughafen Karachi ausstellen. Die Veranstaltung habe die Ressourcen der Vertretung über Monate beansprucht. Schweizer Interessen in Pakistan seien hingegen nur gering gefördert worden, so die Sonntagszeitung weiter.
Der Schweizer Botschafter im 1500 Kilometer entfernten Islamabad habe sich kaum um das Geschehen im Aussenposten gekümmert. Das EDA zog die Reissleine und zog den Diplomaten nach zwei Jahren in Los Angeles ab. Der Konsul quittierte mittlerweile den diplomatischen Dienst und lebt laut der Zeitung als Privatmann weiterhin in Karachi.
(amü)