Der Sieg für Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl ist eine Niederlage für die Demoskopie. Die meisten Umfragen lagen falsch. Die grossen Meinungsforschungsinstitute wie Survey Monkey, Ipsos oder ABC/«Washington Post» hatten noch Stunden vor der Abstimmung Hillary Clinton mit drei bis sechs Punkten vorne gesehen.
Teil der Wahrheit ist jedoch auch: Abweichende Umfragen wurden schlicht in den Medien nicht ernst genommen. Das Tracking von IBDT/IPP, das täglich die aktuelle Meinung seiner Stichproben-Gruppe abfragte, hatte ebenso Donald Trump vorn wie die University of Southern California in Zusammenarbeit mit der «Los Angeles Times».
Beide lagen über fast den gesamten Wahlkampf quer zum Mainstream – und damit richtig. IBD/TIPP hatte sogar die Reputation mit in die Wahl 2016 gebracht, vier Jahre zuvor eines der am besten liegenden Institute gewesen zu sein.
Die Gründe, warum die Umfragen falsch lagen, sind vielfältig. Viel wird von einem «Shy-Trump-Effekt» geredet – die Wähler hatten den Meinungsforschern schlicht nicht die Wahrheit gesagt, standen nicht zu ihrer Einstellung. Ein ähnlicher Effekt ist aus Grossbritannien bekannt, wo er unter anderem zum Brexit-Votum geführt hatte.
Auch beim Referendum zum Friedensschluss in Kolumbien, bei Wahlen in Argentinien und Brasilien lagen die Meinungsforscher falsch. Der Republikaner Mike Murphy beschrieb die Situation drastisch: «Ich habe 30 Jahre lang an die Macht von Daten geglaubt, jetzt sind sie tot. Ich hätte falscher nicht liegen können.» (whr/sda/dpa)