Bei den Stichworten «Henrik, Schweden, Rastazöpfe» muss der Sportfan nicht lange überlegen: Es muss von Henrik Larsson die Rede sein. Der einstige Fussballstar trug seine Haare als aufstrebendes Talent verfilzt, bevor er sich im reiferen Alter für eine ebenso markante Glatze entschied.
Wir wissen nicht, ob Larsson das Vorbild für einen anderen schwedischen Henrik ist. Harlaut heisst er mit Nachnamen, Slopestyle-Skifahrer ist er von Beruf, zwei Siege an den X-Games sind seine grössten Erfolge. Die Freestyler haben einen Ruf zu verteidigen: Im Gegensatz zu den langweiligen alpinen Skifahrern sind sie ganz einfach saumässig cool.
Harlaut, einer der besten seines Fachs, trägt Rastazöpfe. Eine Jacke, die mindestens drei Nummern zu gross ist. Bunte Handschuhe mit witzigen Motiven drauf. Und eine überweite Hose, die ihm bis in die Knie herunterhängt. Nur dank Hosenträgern verliert er sie während dem Run nicht. «Das ist mein Style, so bin ich seit zehn Jahren unterwegs», sagte Harlaut in der Mixedzone. «Ich fühle mich wohl damit.»
Wir wären beinahe hereingefallen auf seine Tarnung. Denn die sagenhaften Tricks von Henrik Harlaut lenken davon ab, dass er nichts als ein verkleideter Bünzli ist. Einer, der wahrscheinlich Astrid Lindgrens «Wir Kinder von Bullerbü» auf dem Nachttisch liegen hat. Der sich schon freut, bald wieder zu Hause in seinem Schrebergärtchen zu sein.
Denn unter seiner saucoolen Kleidung trägt Harlaut den gleichen hautengen Skidress wie seine langweiligen schwedischen Alpinkollegen. Da können seine Sprünge noch so faszinierend sein – der ganz grosse Zauber ist irgendwie weg.
Zu einer Medaille reicht es Harlaut in Sotschi nicht. Der Schwede muss sich mit Rang 6 begnügen. Gold, Silber und Bronze gehen alle in die USA, erster Ski-Slopestyle-Olympiasieger der Geschichte wird Joss Christensen.