Kunstmuseum-Wirren: Bündner Regierungsrat knickt ein

Kunstmuseum-Wirren: Bündner Regierungsrat knickt ein

20.06.2017, 17:40

Der Bündner Regierungsrat Martin Jäger (SP) hat bei den Kunstmuseum-Wirren eine Drehung rückwärts vollzogen. Die von ihm angeordnete Führungswechsel an der operativen Spitze des Bündner Kunstmuseums in Chur wird sistiert.

Regierungsrat Jäger teilte am Dienstag überraschend mit, er habe entschieden, die am Mittwoch letzter Woche kommunizierte Reorganisation der Leitung des Bündner Kunstmuseums zu sistieren. Die bestehenden Mängel in der Organisation würden einer erneuten vertieften Analyse unterzogen. Das Ergebnis werde so rasch als möglich kommuniziert.

Mitte letzter Woche hatte Jäger - schon damals völlig überraschend - in einer 14-Zeilen-Mitteilung geschrieben, dass der seit fünfeinhalb Jahren als Museumsdirektor tätige Stephan Kunz per sofort als «Hauptkurator» arbeiten werde. Als neue Direktorin ad interim für ein Jahr bezeichnete er die 36-jährige Nicole Seeberger.

Nach Protesten über diese Entscheidung aus Kulturkreisen hatte Regierungsrat Jäger sein Vorgehen noch am Montag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda verteidigt. Jäger sprach davon, dass im Kunstmuseum «vieles nicht optimal» gelaufen sei. Ende letzten Jahres respektive Anfang dieses Jahres sei dann «einiges aus dem Ruder gelaufen».

Funkstille bei Jäger und im Kunstmuseum

Jägers neuster Entscheid in Sachen Direktorium des Kunstmuseums umfasste am Dienstag nicht einmal viereinhalb Zeilen. Weiter kommentiert wurde der Beschluss nicht. Einen Anruf auf Jägers Departement mit der Frage, wer nun aktuell Direktor oder Direktorin im Bündner Kunstmuseum sei, konnte nicht beantwortet werden. Diese Frage könne nur Regierungsrat Jäger beantworten, hiess es. Und der weile an einer Konferenz.

Totale Funkstille herrschte am späteren Dienstagnachmittag auch im Bündner Kunstmuseum in der Churer City. Anrufe der Nachrichtenagentur sda wurden erst gar nicht entgegengenommen. Eine Anfrage per Mail blieb unbeantwortet.

Die von Regierungsrat Jäger als «Restrukturierung» bezeichnete neue personelle Besetzung des Kunstmuseum-Direktoriums hatte über das Wochenende eine Protestwelle provoziert. Kulturschaffende äusserten in den Leserbriefspalten der regionalen Tageszeitungen ihr Unverständnis. Unter anderem der Bündner Heimatschutz verschickte am Montag eine Mitteilung mit dem Titel «Absetzung von Stephan Kunz inakzeptabel».

Ausserdem wurde für den (morgigen) Mittwochabend in Chur zur einer Kundgebung für die Wiedereinsetzung von Stephan Kunz als Direktor aufgerufen. Gleichzeitig sollte offenbar eine «Durchleuchtung des Departements Jäger» gefordert werden. (sda)

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