Bundesrat Alain Berset hat am Montag in Genf die 70. Weltgesundheitsversammlung der WHO eröffnet. Im Zentrum des zehntägigen Treffens steht die für Dienstag geplante Wahl des neuen Generalsekretärs. Im Rennen um das Spitzenamt gibt es noch drei Kandidaten.
Zur Wahl stehen der äthiopische Malaria-Forscher und frühere Gesundheitsminister Tedros Adhanom Ghebreyesus, der britische Arzt David Nabarro, der zur Zeit Sonderbeauftragter des UNO-Generalsekretärs für nachhaltige Entwicklung und Klimawandel ist, sowie die Kardiologin Sania Nishtar aus Pakistan, die 2013 Ministerin für Gesundheit und Wissenschaft ihres Landes war.
Der Exekutivausschuss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die drei Experten im Januar aus einem Feld von fünf Kandidaten ausgewählt. Es ist das erste Mal, dass die 194 WHO-Mitgliedstaaten aus mehreren Kandidaten auswählen können. Der Sieger tritt im Juli die Nachfolge von Margaret Chan aus Hongkong an, die nach zehn Jahren nicht erneut kandidiert.
Schutz von Gesundheitseinrichtungen
In seiner Eröffnungsrede ging Bundesrat Berset insbesondere auf den Schutz von internationalen Gesundheitsmissionen ein. Attacken gegen Gesundheitseinrichtungen in Konfliktgebieten seien «inakzeptabel» und verstiessen «gegen unser Wertesystem», sagte er vor den Delegierten.
«Wir müssen alles tun, um den Organisationen im Feld ihre Arbeit zu ermöglichen», sagte der Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI). Konkret nannte er die Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen (MSF), das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und die WHO.
Der Schutz von Gesundheitseinrichtungen in Konfliktgebieten wird im Zentrum einer von der Schweiz zusammen mit Kanada organisierten Diskussion stehen, die am Rande der Vollversammlung durchgeführt wird. Laut WHO-Zahlen wurden 2016 über 300 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen oder Medizinpersonal gezählt.
Aktionsplan gegen Demenz
Der Bundesrat erwähnte weiter den globalen Aktionsplan gegen Demenz, für den sich die Schweiz seit Jahren einsetzt und der von der Versammlung verabschiedet werden wird. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2030 rund 75 Millionen Menschen von Demenz betroffen sein. Bis ins Jahr 2050 soll sich diese Zahl noch verdoppeln.
Berset, der an der Versammlung mehrere Gesundheitsministerinnen und -minister zu Gesprächen treffen wird, fand schliesslich lobende Worte für die scheidende Generalsekretärin Chan, deren «Energie» er pries. Chan habe die WHO gestärkt und sich während ihrer Amtszeit jährlich rund 600 Krisen im Gesundheitsbereich annehmen müssen.
Neben der Wahl für die Nachfolge Chans steht auch die Verabschiedung des Zweijahresbudgets 2018-2019 auf der Traktandenliste der bis am 31. Mai dauernden Vollversammlung. Besprochen werden sollen auch die Prioritäten für die Gesundheit von Flüchtlingen. (sda)