May trifft nach Lieferwagen-Attacke auf Moschee Religionsvertreter

May trifft nach Lieferwagen-Attacke auf Moschee Religionsvertreter

19.06.2017, 17:20

Nach der Terrorattacke mit einem Lieferwagen in London mit zehn Verletzten hat Premierministerin Theresa May in der Finsbury-Park-Moschee Vertreter verschiedener Religionsgruppen getroffen.

«Die furchtbare Terrorattacke der vergangenen Nacht war eine schlimme Tat, die der Hass hervorgebracht hat», sagte May. Der Anschlag habe eine Gemeinde erschüttert. Daher sei sie froh, Menschen «aller Glaubensrichtungen» getroffen zu haben, die «jeglichen Hass und Extremismus» aus der Gesellschaft vertreiben wollten.

Mit einem Lieferwagen hatte ein 48-Jähriger in der Nacht zum Montag zehn Mitglieder einer muslimischen Gemeinde verletzt, als er in eine Menschenmenge in der Nähe der Moschee gerast war.

Der Täter wurde festgenommen und steht unter dem Verdacht des versuchten Mordes, weitere Verdächtige gibt es nicht. Ob ein vor Ort gestorbener Mann als Folge des Angriffs umkam, war nach Angaben der Polizei zunächst unklar - er bekam demnach schon vorher Erste Hilfe.

Während des Ramadans

Acht der Opfer mussten nach Polizeiangaben im Spital behandelt werden. Wie schwer sie verletzt waren, war zunächst nicht bekannt. Die Gemeindemitglieder waren während des Fastenmonats Ramadan nach dem Ende eines Gebets im Stadtteil Finsbury Park auf der Strasse.

Die Einsatzkräfte hatten nach eigenen Angaben gegen 00.20 Uhr (Ortszeit) die ersten Notrufe vom Ort des Geschehens in der Seven Sisters Road erhalten. Unmittelbar nach der Tat soll der Imam der Gemeinde den Fahrer des Lieferwagens festgehalten und zugleich vor wütenden Umstehenden beschützt haben.

Das Gebetshaus verurteilte den Vorfall: «Wir haben über Jahrzehnte sehr hart für eine friedliche und tolerante Gemeinschaft hier in Finsbury Park gearbeitet und verurteilen schärfstens jeden Akt des Hasses, der versucht, unsere wunderbare Gemeinschaft zu spalten», heisst es in einer Mitteilung, die das Muslim Welfare House im Internet veröffentlichte.

Offenbar muslim-feindlich

Das Motiv des Täters war zunächst unklar, Waffen hatte er nach Angaben der Polizei nicht dabei. Er sollte unter anderem auf seine psychische Gesundheit untersucht werden.

Der 48 Jahre alte Mann sei der Polizei nicht bekannt gewesen, sagte der britische Sicherheitsstaatssekretär Ben Wallace am Montag. Es soll sich um einen Weissen gehandelt haben.

Dem Leiter des Muslim Welfare House zufolge soll er gerufen haben: «Ich habe meinen Teil getan», anderen Zeugen zufolge soll er gesagt haben, er wolle Muslime töten.

Der Angriff war «ganz klar eine Attacke auf Muslime», sagte Scotland-Yard-Chefin Cressida Dick am Montag in London. «Wir nehmen jede Art von Hasskriminalität sehr ernst», sagte die Londoner Polizeichefin weiter. Die Täter würden die Gesellschaft nicht spalten. Vielmehr würden sie die Entschlossenheit der Polizei stärken, gegen solche Verbrechen vorzugehen, so Dick. Sie kündigte den Einsatz zusätzlicher Beamter an.

Der bei der Tat benutzte Lieferwagen stammt aus Wales. Er wurde von einer Firma in Pontyclun in der Nähe der walisischen Hauptstadt Cardiff ausgeliehen, sagte der Minister für Wales, Alun Cairns, am Montag. Die Polizei in Südwales arbeite mit den Ermittlern von Scotland Yard zusammen.

May kündigt Entschlossenheit an

Premierministerin May sprach von einem «schrecklichen Zwischenfall». Das Land werde sich durch die Tat aber nicht spalten lassen, sagte sie nach einer Krisensitzung. «Hass und Böses dieser Art werden niemals Erfolg haben».

Die blutige Attacke erinnere daran, dass «Terrorismus, Extremismus und Hass viele Formen annehmen», sagte May. «Unsere Entschlossenheit, sie zu bekämpfen, muss dieselbe sein, wer auch immer verantwortlich ist.»

Londons Bürgermeister Sadiq Khan bewertete die Tat als zielgerichtete Attacke. Manchesters Bürgermeister Andy Burnham schrieb: «Wir werden weiter zusammenstehen gegen Extremisten, die einen Teufelskreis der Gewalt wollen.»

Seit März war Grossbritannien dreimal von Terroranschlägen erschüttert worden. In Manchester hatte ein Selbstmord-Attentäter Ende Mai nahe einem Pop-Konzert 22 Menschen getötet. In London töteten Terroristen im März und Anfang Juni insgesamt mindestens 13 Menschen. Die Londoner Polizei hatte nach den jüngsten Anschlägen mehr islamfeindliche Vorfälle registriert als üblich. (sda/dpa/afp)

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