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Seit 1998 hat der EV Zug nie mehr etwas gewonnen. Mit Doug Shedden, einem charismatischen Verlierer, reichte es immerhin fünfmal hintereinander fürs Halbfinale. Mit seinem Nachfolger Harold Kreis ist Zug ein Verliererteam geworden: zweimal hintereinander im Play-off-Viertelfinale und jetzt auch im Cup gescheitert. Obwohl die Zuger als einziges Spitzenteam den Cup zu einem Saisonziel erklärt hatten.
Zug scheint das letzte Stück zu einem «Meister-Puzzle» zu fehlen. Gelingt es nicht, den richtigen Trainer zu finden? Sportchef Reto Kläy hält nach wie vor an seinem Grundsatz fest, die Trainerfrage erst nach der Saison, nach den Play-offs zu entscheiden. «Das bleibt so.» Auch dann, wenn Daniel Giger, der Agent von Harold Kreis schon vor Saisonende mit einem Angebot von einem anderen Klub (aus der DEL) pokert? «Ja, das bleibt so», sagt Reto Kläy. «Dann ist es eben an Harold, einen Entscheid zu fällen.»
Zugs Sportchef hofft inständig, dass Harold Kreis mindestens das Viertelfinale erreichen wird und der Vertrag verlängert werden kann. «Ich bin überzeugt, dass wir unsere Ziele erreichen und dass wir die Zusammenarbeit fortsetzen können.» Er sagt es beinahe beschwörend. Wohl wissend, dass bei einem erneuten Scheitern viel Arbeit auf ihn wartet.
Bereits rückt er etwas von der ultimativen Forderung «mindestens Halbfinale» ab, wenn er sagt: «Klar, wenn wir im Viertelfinale scheitern, sind wir gleich weit wie vor zwei Jahren. Das kann nicht sein. Aber bei einer Beurteilung sollten wir unsere Konstanz auf hohem Niveau in der Qualifikation nicht ganz vergessen. Und liegt es wirklich immer am Trainer?»
Das Spiel in Genf hat er nicht gesehen. Zugs Sportchef weilt noch bis Freitag in Montréal an der Junioren-WM. Und hat doch aus der Ferne mildernde Umstände ausgemacht. «Uns fehlten wichtige Spieler und die Stimmung war nach dem Check von Morant aufgeheizt.» Zug spielte am Montag in der Meisterschaft bereits gegen Servette und Zugs Verteidiger Johann Morant hatte Servette-Stümer Noah Rod hart gecheckt. Trainer Chris McSorley fand genug gutgläubige Chronisten, um eine billige Polemik zu inszenieren.
Aber so war es ein echter Play-off-Test. Auch in den Play-offs kann es sein, dass ein paar Spieler fehlen und dass es hoch zu und hergeht. Reto Kläy räumt ein: «Natürlich hätten wir lieber den Cup-Halbfinal in Genf als das Meisterschaftsspiel gewonnen.»
Zugs Trainersituation ist umso brisanter, weil einer, der weiss, wie man Meisterschaften gewinnt, auch im Mai noch zu haben ist: Bob Hartley (56). Calder Cup Champion 1997, Stanley-Cup-Sieger 2001, Meister mit den ZSC Lions 2012, NHL-Coach des Jahres 2015. Ein rauer Bandengeneral. Sozusagen ein Doug Shedden mit Stil und dem geheimen Wissen, wie man wichtige Spiele und Meisterschaften gewinnt.
Bob Hartley ist diese Saison Nationaltrainer in Lettland und bestätigt, dass die NLA nächste Saison für ihn eine Option sein kann. Er habe noch keine Gespräche mit möglichen Klubs geführt. «Ich werde nach der WM sehen, wie es weitergeht.»
Weil jeder Sportchef weiss, dass der Kanadier zu haben ist, wird er überall dort ins Spiel gebracht, wo viel Talent und/oder Geld, aber kein Erfolg ist: in Lugano natürlich, aber auch bei Fribourg-Gottéron – und warum nicht in Zug? «Der Entscheid liegt nicht nur bei mir», sagt Reto Kläy. «Aber ich sehe Bob Hartley nicht als unseren Trainer.»
Das ist einigermassen überraschend. Der Kanadier würde sehr gut zur stark nordamerikanisch geprägten Kultur der Zuger passen, hat Stil und käme im Umfeld gut an. Wer sechs Jahre lang Doug Shedden ausgehalten hat (2008 bis 2014), wird mit Bob Hartley keine Probleme haben.
Aber Reto Kläy hat Bedenken. «Nach allem, was ich über ihn weiss, aus Zürich und Calgary, glaube ich nicht, dass er unser Trainer sein könnte.» In Calgary kam Sven Bärtschi mit Cheftrainer Bob Hartley nicht zurecht und erst ein Transfer nach Vancouver rettete seine Karriere. Reto Kläy war Sportchef in Langenthal und kennt aus dieser Zeit Sven Bärtschi sehr gut. Da wird der eine dem anderen ins Gilet geweint haben.
Meisterschaften werden selten mit basisdemokratischer, antiautoritärer Führung gewonnen. Ist es vielleicht gerade diese «Prise des Bösen», die Zug in den entscheidenden Partien fehlt und die einer wie Bob Hartley bringen könnte? «Nein», sagt Reto Kläy. Er glaubt nicht an die Kraft des Polterns und des Tobens. «Die Führung einer Mannschaft ist heute fachlich und psychologisch zu anspruchsvoll geworden.»
Auch das Argument, Bob Hartley wisse, wie man Meisterschaften gewinne, lässt er nicht unkommentiert gelten: «Ich will nicht respektlos sein. Aber Colorado hatte damals eine so gute Mannschaft, dass man sie problemlos zum Stanley Cup führen konnte.» Aber hat Zug nicht auch eine so gute Mannschaft, dass man sie am Telefon zum Sieg in Genf und zum Triumph im Cup coachen könnte? «Nun gut, ich muss gestehen, dass diese Niederlage in Genf schon ein Tolggen im Reinheft dieser Saison ist …»
Wir können es polemisch auch so sagen: Zug hat Angst vor Bob Hartley. Wenn die Zuger mindestens das Halbfinale erreichen, dann ist Reto Kläy aus dem Schneider: Er muss keinen neuen Trainer suchen und kann mit dem freundlichen Harold Kreis weitermachen.
Scheitern die Zuger auch im nächsten Frühjahr, dann wird es ein heftiges Nachbeben und eine sehr, sehr unterhaltsame Trainersuche geben.
Wir sollten nicht einmal ausschliessen, dass Reto Kläy in diesem Falle genügend gute Gründe findet, um trotzdem mit Harold Kreis zu verlängern. Aber es könnte dann auch sein, dass die Position des Sportchefs hinterfragt wird. Die Frage wäre dann, ob unter dem vernünftigen, klugen und freundlichen Diplomaten Reto Kläy in Zug das Leistungsklima zu mild geworden ist, um Meisterschaften oder wenigstens den Cup zu gewinnen.