Reputationsforschung: Mindestkurs-Ende schadet dem Ansehen der Schweiz in Asien

Reputationsforschung: Mindestkurs-Ende schadet dem Ansehen der Schweiz in Asien

25.09.2015, 08:08

In Europa und den USA als Steueroase und Rosinenpickerin kritisch beäugt, genoss die Schweiz bisher zumindest in Asien einen glänzenden Ruf. Doch nun bröckelt auch dort das Bild: Der Grund ist das Ende des Euro-Mindestkurses.

In Asien wurde nämlich vor allem die wirtschaftliche Potenz der Schweiz bewundert. Dass das Mindestkurs-Ende diese nun aber bedroht, hat man auch im Ausland wahrgenommen. In Asien sank deshalb die Reputation der Schweiz im letzten Halbjahr deutlich, wie der am Freitag veröffentlichte Reputationsmonitor Schweiz zeigt.

Dieser stützt sich auf die Auswertung von ausländischen Medienberichten über die Schweiz. Erstellt wird er vom Forschungsinstitut für Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich und der Beratungsfirma commsLAB.

Steueraffären

Auch in Europa und den USA hat die Aufhebung des Mindestkurses ein wenig am Ruf der Schweiz gekratzt. Allerdings stand es dort um diesen bereits vorher nicht allzu gut. Die zahlreichen Steueraffären prägten bis 2012 die Wahrnehmung der Schweiz im Ausland. Die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative bot anschliessend Anlass, um das Bild der Schweiz als Rosinenpickerin zu bewirtschaften.

Des Rufes als Steuerhinterziehungs-Paradies entledigt sich die Schweiz aber langsam wieder. Zwar war die Steuerhinterziehungs-Affäre um die Schweizer HSBC-Tochter im ersten Halbjahr jenes Thema, über das ausländische Medien im Zusammenhang mit der Schweiz am zweithäufigsten berichteten. Noch häufiger wurde einzig über das Mindestkurs-Ende geschrieben.

Die Affäre sei aber anders als in früheren Jahren nicht für eine Skandalisierung der Schweiz als Steuerhinterziehungs-Standort genutzt worden, schreiben die Studien-Autoren. Seit die Schweiz das Bankgeheimnis schrittweise aufweiche, habe nämlich das Bild der Schweiz als Steueroase stark an Gewicht verloren.

FIFA-Skandal

Die FIFA-Affäre konnte dem Ruf der Schweiz nicht viel anhaben. Die ausländischen Medien brachten die Enthüllungen um den Weltfussballverband nur vereinzelt mit der Schweiz in Verbindung. Sie stellten diese vielmehr als Verfehlungen der FIFA und deren Führungsetage dar.

Insgesamt rutschte die Schweiz im letzten Halbjahr auf der Reputationsskala in den leicht negativen Bereich: Auf einer Skala von -100 bis +100 erreichte sie den Wert -9.4. Vor der Aufhebung des Euro-Mindestkurses hielt sich die Schweiz noch ganz knapp im positiven Bereich. Das Mindestkurs-Ende sei der Hauptgrund für den Reputationsverlust, schreiben die Studien-Autoren.

Verglichen mit den anderen finanzplatzstarken Ländern, welche die Studie untersucht, hält sich die Schweiz aber im Mittelfeld: Nur Liechtenstein und Singapur geniessen ein besseres Ansehen. Österreich, Hongkong und Luxemburg schneiden noch schlechter ab.

Zudem wird über die Schweiz im Vergleich zu den fünf anderen untersuchten Ländern mit Abstand am häufigsten berichtet. Besonders in den asiatischen Medien erhalte die Schweiz nachhaltig Resonanz, heisst es in der Studie. Für Österreich beispielsweise sei dies nur punktuell der Fall. (sda)

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