Das Geschäft mit Flüchtlingen ist gigantisch. Jedes Jahr werden damit rund sieben Milliarden Franken umgesetzt. Ein Teil davon offenbar in der Schweiz. Der «SonntagsBlick» zeigt, wie die Schlepper-Mafia mitten in Zürich Geld eintreibt – für Überfahrten von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer. Die Zeitung schildert die Geschichte eines Eritreers, der Ende Oktober 2013 von der Küste in Libyen seinen Bruder in Winterthur ZH anruft – und um 1800 Franken für die Überfahrt bittet. Der Eritreer in Winterthur erhält eine Schweizer Telefonnummer und übergibt das Geld im November in Zürich. Wenige Tage später kann sein Bruder in Libyen ein Schiff nach Italien besteigen.
Der Fall zeigt: Flüchtlinge buchen und bezahlen Reisen über das Mittelmeer in der Schweiz. Und es ist kein Einzelfall. «Geldübermittler wie Western Union sind out», zitiert der «SonntagsBlick» den Eritreer aus Winterthur. «Viele Schmuggler treiben ihr Geld von Eritreern auf der Strasse in der Schweiz ein – in bar.» Ein Bekannter von ihm lieferte letztes Jahr in St.Gallen 2200 Franken ab, plus 300 Franken für den Geldboten. Aktuell würde man 2500 Franken zahlen müssen, plus 15 Prozent Provision.
Schweizer Ermittler zeigen sich verblüfft. Das Staatssekretariat für Migration weiss von nichts, ebenso wenig die Bundespolizei. «Das Fedpol hat keine Kenntnisse über solche Vorgänge in der Schweiz», sagt ein Sprecher. «Fedpol ermittelt nicht direkt in solchen Fällen.» Angewiesen wäre es auf Informationen aus den Kantonen. Die Kantonspolizei Zürich tappt ebenfalls im Dunkeln: «Uns ist die Praxis unbekannt.» (rey)