Die meisten von ihnen kommen aus Westafrika, vornehmlich aus Nigeria: Asylbewerberinnen, die im Umfeld von Berner Asylunterkünften auf den Strich gehen. Die Frauen prostituierten sich aus den unterschiedlichsten Gründen oder würden auf den Strich geschickt, berichtet die «NZZ am Sonntag» unter Berufung auf die Stadtberner Migrationsbehörden.
Der Berner Fremdenpolizei ist das Problem bekannt: «Wir haben Kenntnis davon, dass sich Asylbewerberinnen auf der Strasse prostituieren», sagte Alexander Ott, Leiter der Berner Fremdenpolizei, der «NZZ am Sonntag». Die Frauen würden oft im direkten Umfeld eines Asylheims oder einer Kollektivunterkunft anschaffen – es gebe Hinweise darauf, dass sie Freier in die Unterkunft mitnähmen.
Dies sei allerdings schwierig zu beweisen, räumte Ott ein. Es habe bisher auch noch kein Strafverfahren gegeben. «Wir haben jedoch keine Hinweise auf Zwangs-Prostitution», sagte er laut der Zeitung. Die Frauen prostituierten sich, um etwas Geld zu verdienen.
Bei der Fachstelle für Frauenmigration (FIZ) sehe man das anders, schreibt die «NZZ am Sonntag». Menschenhandel im Asylbereich komme in letzter Zeit immer häufiger vor. Susanne Seytter, FIZ-Geschäftsleiterin, sagte der Zeitung: «Frauen werden zwecks sexueller Ausbeutung nach Europa oder direkt in die Schweiz geschickt.»
2014 sei ein Höchststand bei Fällen von Menschenhandel verzeichnet worden. Etwa drei Prozent von diesen betreffen laut FIZ Frauen, die sich im Asylverfahren befinden. Dies sei aber nur die Spitze des Eisbergs: «Die Asylbehörden sind noch wenig sensibilisiert, Fälle von Frauenhandel bei Befragungen zu erkennen», sagte Seytter der «NZZ am Sonntag».
Es sei häufig eine Zwangslage, die die Frauen dazu bringe, auf den Strich zu gehen. Sie würden oft mit Drohungen gefügig gemacht und zum Beispiel durch die Rückzahlung des Schlepper-Geldes unter Druck gesetzt. Das Asylverfahren werde von Menschenhändlern genutzt, um die Frauen in die Prostitution zu bringen. (dhr)