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Du willst nur das Beste? Voilà:
Egal ob für den Outdoor-Profi oder den Outdoor-Noob, Island ist ein Wanderparadies. Ich mein', schau dir nur schon diese drei Bilder an:
Der Start unseres Abenteuers verläuft alles andere als optimal. Von neun Rucksäcken blieben sagenhafte drei irgendwo im Flugverkehr hängen, darunter natürlich auch meiner. Wir müssen also ad hoc umplanen und beschliessen, dass diejenigen mit Gepäck dem ursprünglichen Programm folgen und wir drei ohne einen Tag später starten, dafür die ersten beiden Abschnitte am Stück bewältigen (was machbar erscheint).
Im Gegensatz zu den anderen (Bus-Abfahrt um 7.30 Uhr) geniessen es also Andrés, Philipp und ich, ausschlafen zu können. Danach werten wir uns die Wartezeit in Reykjavík bereits am Mittag durch gutes isländisches Bier auf. Als aber klar wird, dass unser Gepäck früher als erwartet geliefert wird, beschliessen wir spontan, uns noch gleichentags in Bewegung zu setzen, um die anderen nach Möglichkeit zu überraschen.
So sitzen wir also schon am späten Nachmittag im Bus an den Ausgangsort unseres Trecks, doch die junge Busfahrerin, der Philipp beim Gepäckverlad versehentlich eine Kopfnuss verpasst, spielt uns übel mit. Erst verschweigt sie uns, dass wir unterwegs hätten umsteigen müssen und dann wirft sie uns auf dem ungewollten Rückweg bei einer Haltestelle im Nirgendwo mit dem Versprechen raus, dass bald wieder ein Bus käme. Aber es ist Samstag, es fährt kein Bus mehr ...
Unser zwischenzeitlicher Ärger ist gross, doch dank dem noch vorhandenen Bier behalten wir kühlen Kopf.
Mangels Optionen versuchen wir es per Anhalter und haben Glück, denn schon nach fünf Minuten am Strassenrand nimmt uns ein freundlicher isländischer Baumzüchter in seinem Pickup mit. Mit ihm bewältigen wir die Hälfte der Reststrecke und weil wir uns für das letzte Teilstück in einen Touristenbus einkaufen können, sind wir Abends um 11 Uhr in Skógar (sprich: Skoar), dem eigentlichen Startort.
Das Abenteuer kann also endlich beginnen. Vor uns: Knapp 80 Kilometer mit etwas mehr als 2600 Höhenmetern.
Weil es trotz später Stunde noch immer hell ist (wirklich dunkel wird es Ende Juli nur ca. zwischen 2 und 4 Uhr), marschieren wir schon los und bringen die ersten 200 Höhenmeter hinter uns, ehe wir ein erstes Mal unser Zelt aufschlagen.
Weil wir uns zu den Fitteren der Gruppe zählen, machen wir uns zuversichtlich auf den Weg, die anderen in absehbarer Zeit einzuholen. Mit beträchtlichem Gewicht auf dem Rücken (zu diesem Zeitpunkt 25-30 kg) schlagen wir ein zügiges Tempo an, doch trotz unserer «Mission» lassen wir uns immer wieder Zeit für ein paar Bilder, denn man kann gar nicht anders.
In respektabler Zeit erreichen wir das eigentliche erste Etappenziel, den Fimmvörðuháls (1000 m.ü.M.), den Pass zwischen den Vulkanen Eyjafjallajökull (nein, die Aussprache kannst du immer noch nicht) und Mýrdalsjökull. Beim Übergang des saftigen Grüns in geröll- und schneelastige Gefilde macht sich die Anstrengung erstmals bemerkbar, doch eine zu unserer Überraschung in der Passhütte erhältlichen Dosen-Cola verschafft uns einen schönen Boost.
Der Abstieg wird trotzdem eine zehrende Angelegenheit, denn im Gegensatz zum Rest der Gruppe macht bei uns das Wetter gar nicht mit, es ist neblig und nass. Hier der Bildbeweis:
Irgendwie bringen wir die 25-km-Etappe aber hinter uns und treffen unsere Gefährten nach einem 12-Stunden-Marsch erschöpft in Þórsmörk (Thorsmörk), wo wir einen der schönsten Momente des Trips erleben: Im stattlichen Camp hat es einen kleinen Laden (Bier!), und es gibt warme Duschen, was sich in dem Moment anfühlt wie der Himmel auf Erden.
Wir begeben uns nun offiziell auf den Laugavegur («Weg der heissen Quellen»). Das vor uns liegende 18-km-Teilstück werde easy, hat es geheissen – «nur 200 Höhenmeter!», wirft einer in die Runde. Den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen «Höhenmeter» und «Höhendifferenz», spüren wir natürlich sehr bald – schon vor dem krönenden, steilen Schlussaufstieg.
Auch wenn die Etappe (vor allem für die «Gruppe gepäcklos») härter wird als erwartet, meint es wenigstens das Wetter gut mit uns: Abgesehen von einem kurzen Schauer genau während der Zmittags-Rast bleibt es trocken.
Am Abend treffen wir gefühlt als letzte in Emstrur ein, finden aber zu unserem Erstaunen im kargen Camp dennoch ein schönes, windgeschütztes Plätzchen für unsere Zelte.
Der vierte Tag startet perfekt, die Sonne drückt endlich ganz durch und ausserdem haben wir wandertechnisch die angenehmste Strecke vor uns. Die 15 mehrheitlich flachen Kilometer werden trotz zwei kalten Furten zum Genuss, da die isländischen Landschaften bei prächtigem Wetter fast unangenehm schön sind.
Und obwohl es am Alftavatn (Vatn = See), dem Zielort, windet wie blöd, geniessen wir auch noch am Abend jeden zu erhaschenden Sonnenstrahl.
Petrus meint es wirklich gut mit uns. Weil es auch am fünften Tag mehrheitlich schön ist, wird dieser zum visuell eindrucksvollsten. Nach einem gemächlichen Einstieg gelangen wir bald an eine happige Steigung, die wir aber in der Euphorie praktisch hochrennen – und das lohnt sich, denn die Aussicht von oben ist schlicht gewaltig.
Nach dem Aufstieg ändert sich die Umgebung abermals schlagartig. Plötzlich dominiert das schweflige Gelb und ein Gestank von faulen Eiern aus den entsprechenden Quellen macht sich breit. Glücklicherweise überwiegen die visuellen die nasalen Sinneseindrücke.
Wir kommen gut voran und erreichen bereits zum Zvieri Hrafntinnusker (1027 m.ü.M.), wo wir planmässig hätten campieren sollen. Doch weil es noch so früh ist und unangenehm windet und die Dämmerung kein Faktor ist, beschliessen wir, den finalen, 12 km langen Abstieg auch noch auf uns zu nehmen.
Ein Panorama, in dem «sämtliche Farben des Regenbogens» zu finden sind, wird uns für die letzte Etappe auf einem Schild versprochen. Innerlich halte ich das für übertrieben, doch ich soll mich täuschen: Die Landschaften auf dem Weg nach Landmannalaugar toppen noch einmal alles.
Das stark frequentierte und dementsprechend riesige Camp erreichen wir erschöpft gegen 9 Uhr. Doch ein wesentlicher Teil der Anstrengung verflüchtigt sich bald, denn, wie es der Name schon sagt, hat es in Landmannalaugar eine heisse Quelle. Und lass dir eins gesagt sein: Nach 80 gelaufenen Kilometern mitten in der Natur in einer heissen Quelle zu chillen, ist wohl eines der besten Gefühle aller Zeiten.
Am nächsten Tag kehren wir mit dem Bus (dieses Mal ohne Zwischenfälle!) nach Reykjavík zurück. Die herzige Hauptstadt hat übrigens auch ihren Charme (besonders Hipster werden auf ihre Rechnung kommen), sie kann aber nicht mit der Pracht der isländischen Natur mithalten.
Der Laugavegur sei sämtlichen Menschen mit Outdoor-Faible ans Herzen gelegt, ja auch denen, die sich dieses gerne zulegen würden. Der Weg bietet abgesehen von einer einfachen Kletterpartie und vier Furten keine Schwierigkeiten und ist dank mehreren Campingplätzen flexibel planbar (normalerweise 4-6 Tagestouren). Wer aber in den jeweiligen Hütten übernachten will, der sollte sich ein Jahr im Voraus um die Reservationen kümmern.
Auch mit Zelt ist für diese Tour keine grosse Erfahrung nötig. Die meisten unserer Gruppe haben vor zwei Jahren zehn Tage im kirgisischen Hinterland campiert (Videobeweis), aber viel weiter reicht unser Erfahrungsschatz auch (noch!) nicht. Es schadet definitiv nicht, im Vorfeld mal einen Zweitäger gemacht zu haben, aber wichtiger ist die genaue Planung.