Zürich (den). Seit ein paar Tagen hängen sie wieder und zeigen jedem, dass bald noch mehr davon folgen werden: Die übergrossen Wahlplakate. Noch hängen sie nur an einigen Wänden in Zürich und kündigen den Wahlkampf für den Kantonsrat an. Doch schon bald wird der nationale Kampf um die prestigeträchtigeren Sitze in Bern eingeläutet und man wird in der Schweiz keinen öffentlichen Meter mehr gehen können, ohne dass man von Politikerköpfen angestrahlt wird. Nicht selten löst diese plakatische Omnipräsenz den Drang aus, selbige mit einem Marker zu verschandeln.
Die Zürcher FDP will nun möglichen Vandalen ein Schnippchen schlagen. «Wir haben unsere Plakate absichtlich sehr hässlich gestaltet und nehmen den Schmierfinken so den Wind aus den Segeln», sagt FDP-Kampagnenleiter Thomas Bolliger. Und tatsächlich; bei näherem Hinsehen fällt dem Betrachter auf, dass mit dem Plakat für die beiden Zürcher Regierungsratskandidaten Thomas Heiniger und Carmen Walker Späh irgendetwas nicht stimmen kann. «Wir haben für die Kandidaten absichtlich ein übles Farbsujet gewählt. Schwarz-grau-weiss komplettieren wir mit einem hässlichen pink-lachs-violett. Selbst unseren Grafikern wurde es bei der Gestaltung des Plakates regelmässig schlecht. Auch ich kann das Plakat nur mit nüchternem Magen betrachten», so ein sichtlich stolzer Bolliger.
Auch weitere Plakate mit einem FDP-ähnlichen Layout sind nicht frei von Fehlern. Obwohl weder die Plakate noch die äusserst schlechte Webseite Hinweise auf eine Verbindung zur FDP enthält, bekennt sich Bolliger zu den Plakaten. «Wir wollten unseren Wählern zeigen, dass wir keine abgehobene Partei der Wirtschaftselite sind, sondern die gleichen Rechtschreibefehler machen, wie der normale Büezer, für den wir uns ja bekanntlich im Parlament regelmässig einsetzen.»
Da hat die @fdp_zh nicht aufgepasst. Website funktioniert auch nicht.
Peinlich. #Kommaregeln via @volltexter pic.twitter.com/F5QahBAn1p
— Luca Strebel (@StrebelLuca) 13. Januar 2015
Politexperte Michael Hartmann kann der neuen Strategie der FDP nichts abgewinnen. «Die FDP ist auf dem besten Weg, so zu enden wie ihre deutsche Schwesterpartei. Auch dort versuchte die FDP 2002 mit einem unorthodoxen Wahlkampf gegen den Wählerschwund vorzugehen und wollten somit auf einen Wähleranteil von 18% kommen», so Hartmann. Heute sei die FDP nicht mehr im deutschen Bundestag vertreten. «Das Motto der FDP ist seit Jahren nur noch ‹Wir haben 1848 den Bundesstaat gegründet, darum muss man uns heute noch wählen›. Mit dieser Einstellung kommt man bei den Wählern nicht mehr an. Nun versucht sich die FDP als Spasspartei, weil ihr nach wie vor eine Vision fehlt. Das kann auf die Dauer nur im Desaster münden», ist Hartmann überzeugt.
Der Wahlkampf ist lanciert. Und wenn die FDP hält, was sie in der Vergangenheit versprochen hat, werden wir auch dieses Jahr wieder solche Perlen zu sehen bekommen: