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Meine Schwägerin würde SVP wählen, das sorgt für Unruhe.

Die Vogel Strauss Taktik hat in der Vergangenheit wenig gebracht. 
Die Vogel Strauss Taktik hat in der Vergangenheit wenig gebracht. 
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Hallo Kafi. Mein Partner und ich sind politisch links eingestellt. Die italienische Frau meines Bruders würde ich als SVP- Wählerin bezeichnen, wenn sie wählen könnte. 

Aussagen wie «alli Usländer usschaffe», «ich mag Türke nit so» haben dazu geführt, dass mein (ebenfalls italienischer) Partner keinen Kontakt mehr zu ihr will und sie unseren 2-jährigen Sohn nicht mehr sehen darf. Für ihn ist sie eine dumme Nazisau. Ich stehe zu ihm, treffe nur meinen Bruder mit unserem Sohn. Wie komme ich dennoch zur Ruhe? Nadine, 33
25.04.2016, 08:0427.04.2016, 16:36
Kafi Freitag
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Liebe Nadine

Immer wieder erstaunlich, wie Ausländer oder Eingebürgerte, die in der Schweiz leben, über andere Ausländer reden. Nicht selten sind deren Meinungen noch viel radikaler, als es die von SVP-Wählern mit Schweizer Hintergrund, schon sind.

Ich frage mich dann jeweils auch, wie man so schnell vergessen kann, dass man eben selbst noch ein Ausländer, auf etwas Goodwill der Menschen angewiesen war. Mich bringt diese Amnesie, welche die Herzen der Menschen so hart macht, an eine persönliche Grenze.

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Fremdenfeindlichkeit ist für mich immer schwierig, aber bei gewissen Absendern kann ich es noch weniger verstehen, macht es mich noch wütender und hilfloser. Da verlangen Ausländer, dass man andere Ausländer ausschafft und ein strunzdummer Stratosphärenheini Felix Baumgartner stellt ein Bild von sich, seinem Porsche und zwei schwer bewaffneten Grenzbeamten auf Facebook und bedankt sich bei diesen, dass diese die Grenze gegen illegale Einwanderer schützten.

Ich kann Ihrem Partner darum sehr gut nachfühlen, dass er keinen Wert mehr auf diesen Kontakt legt. Mir ginge es vermutlich kein bisschen anders. Ich könnte es auch nicht mit meinen Werten vereinbaren, eine Freundschaft zu Leuten zu pflegen, welche genau diese Werte mit Füssen treten. Und fast noch schlimmer, wenn es eine familiäre Beziehung ist, die es betrifft.

Wie Sie nun zu Ihrer inneren Ruhe zurückfinden, kann ich auch nicht wirklich beantworten. Ich kann verstehen, dass Sie ein Bedürfnis danach haben. Und dennoch frage ich mich, ob diese Ruhe hier am richtigen Platz ist. Während in Deutschland viele Juden deportiert wurden, haben sehr viele Menschen weggesehen und den Mund gehalten, damit Ruhe war.

Heute ertrinken täglich unzählige Menschen im Meer oder sterben unter unmenschlichen Bedingungen an Grenzen und in Flüchtlingslagern.

Vielleicht ist jetzt einfach nicht der richtige Zeitpunkt für Ruhe, liebe Nadine. Vielleicht sollten wir alle aufstehen und so viel Unruhe stiften, bis der hinterste und letzte Mensch in der Schweiz begriffen hat, dass wir unsere Solidarität wahrnehmen und unsere Grenzen und Herzen öffnen müssen.

Mit herzlichem Gruss. Ihre Kafi.

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Kafi Freitag (40!) beantwortet auf ihrem Blog Frag Frau Freitag Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.

Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (Freitag Coaching) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie lebt mit ihrem 11-jährigen Sohn in Zürich.

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ylene
25.04.2016 09:35registriert Januar 2016
Falls die oben genannten wirklich ihre 'krassesten' Aussagen sind, dann ist ein völliges Vermeiden Blödsinn. Ich müsste da meine halbe Verwandtschaft vermeiden. Einfach nie unkommentiert lassen - lasst sie ihre Aussagen genauer ausführen (konkretes Bsp?) und argumentiert sie in Grund und Boden. Das erledigt das Thema definitv. Auch Gold wert, wenn der Grossvater gegen Türken motzt und dann der kleine Enkel traurig und vor allem völlig erstaunt fragt, was er denn gegen seinen Freund Ömer und dessen Familie habe.
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Bruno Wüthrich
25.04.2016 08:51registriert August 2014
Rassismus ist kein schweizerisches, und auch kein deutsches Phänomen, sondern ein weltweites. Rassismus macht nicht halt vor Einwanderern oder Flüchtlingen. Rassismus ist auch keine Frage der Intelligenz. Manchmal glaube ich sogar, dass Rassismus einfach Empfindungssache ist. Etwas, wofür der- oder diejenige, der/die davon betroffen ist, gar nicht viel kann. Ich bin froh, dass ich davon nicht betroffen bin.
Ich habe gute Freunde, die zumindest rassistisch angehaucht sind. Ihr Umgang mit mir hat ihren Rassismus zumindest etwas aufgeweicht. Sich zu verweigern, löst das Problem nicht.
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so wie so
25.04.2016 11:13registriert Juli 2015
Ein Teil meiner Familie ist ebenfalls rechts und ganze klar auf der SVP Linie. Ich selbst bin links. Lange Zeit versuchte ich, gegen fremdenfeindliche Aussagen anzugehen. Ohne Erfolg. Mein Weg ist der, dass ich jegliche solcher Aussagen strikte ignoriere und jegliche politische Diskussionen sofort unterbinde. Im Notfall stehe ich auf und gehe. So kam es, dass ich sogar einmal an Weihnachten mitten im Essen aufstand und ging. Seither ist mehr oder weniger Ruhe, wenn ich da bin. Ändern kann ich diese Leute nicht. In ihren Augen ist meine Meinung ja genau so falsch, wie ihre in meinen.
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