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Liebe Kafi. Mir fällt immer wieder auf, wie sehr manche Männer ihre ... nun ja, Potenz präsentieren müssen. 

Schau mir zwischen die Beine, Kleines. 
Schau mir zwischen die Beine, Kleines. Bild:kafi freitag
FragFrauFreitag

Liebe Kafi. Mir fällt immer wieder auf, wie sehr manche Männer ihre ... nun ja, Potenz präsentieren müssen. 

05.10.2015, 16:1805.10.2015, 16:29

Gerade wieder sass ein mittelalter Mann vis-à-vis von mir im Zug, der die Beine übertrieben breit machte. Ich empfand das als sehr unangenehm und würde diese Situation schon als Belästigung bezeichnen, da ich es absolut unverhältnismässig fand. Wie sehen Sie das? Dürfen Männer das? Wie können wir Frauen uns dagegen wehren? Oder empfinden Sie das gar nicht als "(un)bewusste Aufforderung", sondern eher als bequeme Haltung? Vielen herzlichen Dank, auch für alle Ihre anderen tollen Beiträge! Romina, 18

Kafi Freitag
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Liebe Romina

Die dürfen Fragen mag ich ja ganz besonders, muss ich Ihnen sagen. "Dürfen Männer das?" Herrlich!

Ja, ich fürchte, Männer dürfen das. Zumal ich noch nie ein Verbot gesehen habe, das diese – und da stimme ich Ihnen vollkommen zu – tatsächlich manchmal nötigende Körperhaltung verbietet. Es gibt zwar hie und da Vorstösse, gegen das männliche Breitmachen der Beine vorzugehen, so zum Beispiel in der Türkei oder auch in New York, aber wie gesagt, wirkliche Verbote gibt es nicht.

Ob es ein Präsentieren der Potenz und dazugehörigen Gehänges ist, kann ich nicht beurteilen. Aber es ist mit Sicherheit ein anderes Gefühl fürs Raumeinnehmen, als was wir Frauen es kennen. Das ist ein enorm spannendes Thema, was man bereits bei kleinen Kindern beobachten kann. Das Gebaren und die Gestik von Jungs ist eine völlig andere, als die von Mädchen. Das ist unter anderem auch Gegenstand in unserem Seminar "Sicher nöd SORRY", in dem es darum geht, wie wir Frauen unseren Raum stärken wahr- und einnehmen.

Männer haben da ein Selbstverständnis, von dem wir Frauen so einiges lernen können. Und nein, damit meine ich jetzt nicht das arrogante bis anzügliche breitbeinige Sitzen über 2 Sitzplätze, sondern eher das sich nicht kleiner machen, als man wirklich ist.

Beobachten Sie doch mal, wie Frauen sich im öffentlichen Raum bewegen, wie sie sitzen und im Tram stehen. Da wird geduckt und es werden Beine überkreuzt und überschlagen. Grosse Frauen gehen mit eingezogenem Kopf, Frauen mit grossem Busen ziehen die Schultern oft nach vorne, damit dieser kleiner wirkt. Im Gegensatz dazu sitzen und gehen Männer, als hätten sie Weissnichtwas zwischen den Beinen.

Ich kann gut verstehen, dass dies auf Sie als sexuelle Provokation wirkt. Und ich bin überzeugt, dass es ganz oft auch mit dieser Intention passiert. Männer haben leider noch immer nicht kapiert, dass wir Frauen nicht auf die Zurschaustellung männlicher Geschlechtsteile abfahren, wie Sie auf die Präsentation weiblicher. Sie können sich entweder einen Spruch in dieser Richtung bereitlegen, oder einfach demonstrativ den Platz wechseln beim nächsten Mal. Grenzüberschreitungen, selbst nonverbaler Art, muss man ernst nehmen und klar und deutlich darauf reagieren. Oft reicht es schon, wenn man mit einem Blick auf die betreffende Zone laut und ausgiebig gähnt.

Bei allen anderen Exemplaren ist es einfach ein Habitus des Raumeinnehmens, von welchem wir uns eine Scheibe abschneiden sollten. Sich sein und für sich hinstehen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob man jemandem anderen den Platz wegnimmt. Uns Frauen geht diese Gabe leider oft ab und wir müssen diese Selbstverständlichkeit mühsam lernen. Und dabei ist es eine Tatsache, dass wir mit beiden Füssen auf dem Boden mehr Kraft und Autorität ausstrahlen, als mit damenhaft verknoteten Beinen und zur Seite gelegtem Kopf und Oberkörper.

Kurzum: Sich ärgern oder öppis davon lernen. Up to you.

Ganz herzlich! Ihre Kafi.

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Kafi Freitag (40!) beantwortet auf ihrem Blog Frag Frau Freitag Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.



Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (Freitag Coaching) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie lebt mit ihrem 11-jährigen Sohn in Zürich.



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47 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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irational
05.10.2015 17:32registriert Februar 2015
meine lieben damen, kann sehr gut sein das manche männer damit ihre potenz zur schau stellen wollen. aber was ist mit all den tiefen ausschnitten? den kurzen röcken? den jeans die so eng sind das man eigentlich auch nichts anziehen könnte? haben sie sich schon einmal gedanken darüber gemacht was für fatale auswirkungen dies auf die mänliche denkleistung hat?
dürft ihr frauen nun dermassen mit euren reizen koketieren?
und bedenken sie bitte "ihr männer steht ja darauf" eine absolut sexistische pauschalisierung ist.
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f303
05.10.2015 16:49registriert Februar 2014
Oh man(n), unglaublich was so alles in eine bequeme Sitzhaltung hineininterpretiert wird. Noch nie hätte ich im Entferntesten daran gedacht, bewusst breitbeinig jemandem gegenüberzusitzen um damit irgend etwas aussagen zu wollen. Man(n) läuft aber auch manchmal kopflos durch die Welt.
Ich würde das Ganze (aus meiner persönlichen Sicht) nicht allzu hoch hängen. Oft handelt es sich dabei wohl einfach nur um ein rein physikalisches Problem: Wo ein Körper ist, kann kein anderer sein. Sprich, es ist mitunter «beklemmend» für Männer(-hoden) mit eng geschlossenen Beinen zu sitzen. Breiter=bequemer.
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who cares?
05.10.2015 18:09registriert November 2014
Okay, ich finde da ist jetzt zu viel hineininterpretiert worden.
Aber was mich total nervt, ist wenn ich zuerst völlig unbehelligt im zug sitze und dann so ein Typ neben mich sitzt, sich breit macht und ich mich ans Fenster quetschen muss um nicht die gesamte Zugfahrt Oberschenkelkontakt zu haben.
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Darf ich den Baum des Nachbars zurückschneiden?
«My home is my castle, my garden is my paradise». In den helvetischen Gärten Eden setzt das Nachbarrecht der Gestaltungsfreiheit jedoch die eine oder andere Grenze.

Während sich in Australien 3.4 Personen einen Quadratkilometer teilen, leben in der Schweiz etwa 212 Personen auf derselben Fläche. Das ist eng und bereits ein Ast, der vom nachbarlichen in den eigenen Garten ragt, kann zu viel des Guten sein. So dürfen denn die Kantone auch Vorschriften erlassen, wie nah an deinem Grundstück der Nachbar Büsche und Bäume pflanzen darf.

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