Liebe Leila
Die Ex-Freundinnen-Frage!!! Welche Frau hat sie noch nicht gestellt. Und ich kann Ihnen versichern, dass ich solche kenne, die mindestens doppelt so alt sind wie Sie und diese doofe Frage immer noch stellen. Irgendwie haben wir Frauen ein Gen mit auf den Weg bekommen, das darauf programmiert ist, uns immer wieder zu hinterfragen. Das ist ja auch nicht weiter tragisch, solange wir uns nicht selber zerfleischen.
Aber dafür braucht es einiges an Selbstakzeptanz und auch Selbstvertrauen. Das hatte ich in Ihrem Alter auch noch nicht. Machen Sie sich drum keinen Stress, wenn Sie es in den letzten 14 (!!!) Jahren noch nicht gebacken gekriegt haben. Schon eher bedenklich ist, dass Sie nach eigenen Angaben mit 13 damit begonnen haben. Aber das ist ein anderes Thema.
Viele Menschen (und vor allem viele Frauen) arbeiten ein Leben lang daran, irgendwie bei sich anzukommen, dass sie solche Zweifel nicht mehr hegen müssen. Das ist kein Prozess, der von heute auf morgen geschieht. Man kann ihn höchstens fördern, indem man sich seiner eigenen Qualitäten bewusst wird. Haben Sie zum Beispiel schon mal eine Liste davon gemacht, was Sie alles an sich mögen? Ich bin überzeugt, dass Sie sofort aus dem Stegreif aufzählen könnten, was Ihnen nicht gefällt, aber das Positive kennt man viel zu wenig. Es lohnt sich wirklich, sich mal damit auseinanderzusetzen. Schreiben Sie alles auf! Charakterliche Vorzüge und liebenswerte Macken und meinetwegen auch optische Qualitäten. Und fragen Sie doch mal Ihre Freundinnen und Eltern und Ihren Freund. Ich bin sicher, es kommt eine stattliche Liste zusammen.
Ich habe diese Übung kürzlich mit einer Coaching-Kundin gemacht und sie auch in meiner neuen Kolumne empfohlen und ich bin immer wieder beeindruckt, wie einfach und dennoch wirksam sie ist! Am besten setzen Sie sich mal einen Abend lang mit Ihrer Freundin zusammen und erarbeiten diese Liste gemeinsam für sich sowie Ihre Freundin. Wenn man einen vertrauten Sparring-Partner hat, fallen einem noch viel mehr Qualitäten ein und Sie werden sich wundern, wofür Ihre Freundin Sie bewundert! Dadurch wird auch der elende Vergleichsmasochismus etwas entkräftet.
Wir sind darauf getrimmt, uns mit unseren Defiziten auseinanderzusetzen. Das fängt im Babyalter an und hört danach nie wieder auf. Viel zu selten loben wir uns einfach mal überschwänglich, ohne dabei ein komisches Gefühl zu haben. Ein gesundes Selbstvertrauen kann aber dort besonders gut gedeihen, wo Selbstliebe und Grosszügigkeit sich gegenüber genügend Platz bekommen. Denn so wie Sie die Blüemli auf dem Balkon auch in einen grossen Topf und humusreiche Erde pflanzen, damit diese Wurzeln schlagen und wachsen können, müssen Sie auch mit Ihrer Selbstsicherheit umgehen. Und wenn diese gedeiht, werden die Zweifel, aber auch Eifersucht und Missgunst langsam aber sicher in den Hintergrund rücken. Versprochen!
Alles Liebe und Gute! Ihre Kafi.
P.S. Hören Sie wenn möglich noch heute damit auf, ein Gutmensch sein zu wollen. Wir Menschen haben Schatten und Abgründe (und das ist auch richtig so). Wenn wir zu diesen nicht stehen können, enden wir früher oder später in der Niedertracht.