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Grüezi Kafi. Du hast immer so erfrischende Antworten parat und weil ich echt in der Klemme stecke und nicht mehr weiter weiss, dachte ich, du kannst mir vielleicht helfen. Es ist so: Mein Mann und ich führen seit 15 Jahren eine beschissene Beziehung. 

Das Leben ist zu einem Grossteil Gewohnheit. Leider.  
Das Leben ist zu einem Grossteil Gewohnheit. Leider.  Bild:kafi freitag
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Grüezi Kafi. Du hast immer so erfrischende Antworten parat und weil ich echt in der Klemme stecke und nicht mehr weiter weiss, dachte ich, du kannst mir vielleicht helfen. Es ist so: Mein Mann und ich führen seit 15 Jahren eine beschissene Beziehung. 

16.07.2015, 14:48

So halt das, was man kennt: Aneinander vorbei leben, mehr Streits als sonst was, etc. Aber ich liebe ihn. Wirklich. Ich liebe ihn auch mit seinen Ecken und Kanten und allem. Ich weiss, das ist bescheuert und paradox und mein Umfeld bestätigt mit das auch immer wieder - es ist also nicht so, dass ich es nicht weiss ;-) Nun ist es so, dass er seit einem Jahr eine andere hat, die er nicht aufgeben will. Das ist mit ihr läuft nebenbei, oder vielleicht laufe ich mittlerweile bei ihm nebenbei, so genau checke ich das nicht mehr. Ich weiss, ich müsste ihn verlassen und ich würde jeder oder jedem, die in meiner Situation ist, genau das raten. Weil das Leben zu kurz für vertrackte Beziehungen ist und all das. Aber ich schaffe es nicht. Nicht, weil ich ein Gewohnheitstier bin oder sowas (im Gegenteil) oder weil ich Schiss habe, allein zu sein resp. keinen anderen mehr finden. Ich bin auch keine unsichere Person mit Komplexen, hab auch keine kaputte Kindheit oder Trennungsängste oder was weiss ich - es ist einfach so, dass ich ihn liebe und immer noch hoffe, dass es wieder gut kommt. Obwohl das im Moment so aussichtslos ist, wie Sepp Blatter Korruption nachzuweisen. Ich bin sogar so blöd , seine Affaire zu verstehen, weil wir ja eben eine so beschissene Beziehung haben - und noch viel blöder bin, weil ich es immer noch nicht schaffe, ihn zu verlassen. Was muss ich tun? Mir kräftig mit einer Bratpfanne eins überziehen oder auswandern, damit ich wenigstens so Distanz bekomme? Denise, 39

Kafi Freitag
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Grüezi liebe Denise

Das mit der Bratpfanne würde ich so oder so mal tun an Ihrer Stelle. Das kann eigentlich nie schaden. Ansonsten machen Sie 2 Denkfehler, die ich Ihnen aufzeigen kann.

1. Sie dürfen auch eine beschissene Beziehung führen. Es steht nirgends geschrieben, dass man sich trennen muss, wenn die Beziehung nicht gut ist oder einer der Partner ausserhalb was am Laufen hat. Es ist Ihr gutes Recht, weitere 15 oder meinetwegen 150 Jahre mit diesem Mann zu verbringen.

2. Sie können sich auch von einem Mann trennen, den Sie lieben. Dass Sie ihn mit all seinen Ecken, Kanten und Macken lieben, heisst nicht, dass Sie mit ihm zusammenbleiben müssen. Liebe ist kein Grund, zusammenzubleiben.

Auch wenn das jetzt vielleicht komisch klingt. Ob Ihnen das jetzt weiter hilft, weiss ich leider nicht. Aber vielleicht sollten wir aufhören, Liebesdinge mit dem Neokortex lösen zu wollen. Das ist nämlich nicht seine Aufgabe. Sondern eher die von Bauch und Herz. Oder wie der erst kürzlich von mir entdeckte (also entdeckt wurde er schon davor, nur nicht von mir, dass wir uns richtig verstehen) Sänger Gregor Meyle so schön singt: "Hier spricht dein Herz".

Und doch. Sie sind ein Gewohnheitstier. Natürlich sind Sie das. Wie alle anderen Menschen auch. Auch wenn wir das nicht zugeben wollen. Gewohnheit macht einen grossen Teil unseres Leben aus. Auch bei Ihnen.

Alles Liebe und Gute Ihnen. Ihre Kafi. 

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Kafi Freitag (40!) beantwortet auf ihrem Blog Frag Frau Freitag Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.



Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (Freitag Coaching) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie ist verheiratet und Mutter eines zehnjährigen Sohnes.



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Fuck you, Finn!
Valentina ist verliebt. Nicht in mich. In Finn. Der Loser der Situation: ich.

Valentina war endlich wieder Single. Also, sie war immer Single, aber eine Weile gab's ja neben mir noch einen anderen Typen, Marcel. Dass es Marcel gab, fand ich nicht gut, aber ich durfte es natürlich nicht «nicht gut» finden, weil, Valentina und ich haben ja keine monogame Beziehung, wir haben gar keine Beziehung, was wir beide gut finden, aber wir haben auch nicht nichts, was auch gut ist, aber wenn dann da noch so ein Horst, respektive Marcel, ist, dann ist, was wir haben, natürlich bisschen weniger gut. Aus verschiedenen Gründen. Sie war öfter, wenn ich sie treffen wollte, «busy». Was sie machte, sagte sie nie, musste sie auch nicht, wusste ich eh: Marcel. Sie war auch eher mal «zu müde». Warum, war mir ebenfalls klar. Ich fand die Situation, je länger sie gedauert hat, nicht besser, aber ich habe mich damit abgefunden.

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