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Arbeitgeber: Bitte seid nicht familienfreundlich!

«Familienfreundliche» Unternehmen: Meistens eine Enttäuschung.
«Familienfreundliche» Unternehmen: Meistens eine Enttäuschung.bild: shutterstock
Wir Eltern

Arbeitgeber, bitte seid nicht familienfreundlich!

Denn schon in der Formulierung wird klar, worum es geht. «Wir sind ‹freundlich› zu Familien.» Doch Freundlichkeit reicht nicht, es sollte eine Selbstverständlichkeit sein!
15.09.2016, 10:0015.09.2016, 10:30
nathalie sassine-hauptmann / wir eltern
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Ein Artikel von
Branding Box

Als es vor 2004 noch keinen Mutterschaftsurlaub gab, ging das so:

Du wurdest schwanger, hast gekündigt und hast dir nach einer selbstgewählten Babypause wieder einen Job gesucht. Aber meist nicht, da es schlicht unmöglich war, einen Krippenplatz zu finden, geschweige denn einen neuen Job.

Vieles hat sich verändert, ja gebessert. Mutterschaftsurlaub (ein paar Wochen), mehr Krippenplätze (wenn auch teure), mehr Tagesstrukturen an den Schulen (aber immer noch viel zu wenig), Väter, die mehr Präsenz zeigen (dochdoch).

«Freundlich», aber nicht mehr

Ich will also nicht sagen, es ist alles noch beim Alten, auf keinen Fall. Doch wenn ich von Unternehmen höre, sie wollten ab sofort «familienfreundlich» sein, werde ich jedes Mal enttäuscht. Denn zu oft höre ich Geschichten von Müttern, die nach dem Mutterschaftsurlaub degradiert wurden, unerfüllbare Pensen erreichen sollten oder denen gar gekündigt wurde.

Schliesslich könne eine Mutter einfach nicht mehr denselben Einsatz bringen und sei aus diesem Grund keine gute Arbeitskraft. Familienfreundlichkeit wird zur Floskel, denn sie besagt eben genau das: Man will nett sein. Und ein bisschen Eingeständnisse machen. Hie und da. Aber bitte nicht wirklich etwas an den Strukturen ändern.

Doch so funktioniert es eben nicht. Solange unsere Arbeitswelt an einer veralteten Präsenz-Zeit festhält, Job-Sharing als Handicap und Mütter als zu müde zum Arbeiten abgestempelt werden, bleibt es eben bei der Freundlichkeit.

Was mir vorschwebt: FamilienSELBSTVERSTÄNDLICHKEIT!

Denn Familienväter und -mütter sind keine Minderheit. Diese Arbeitskräfte bilden die Mehrheit und ihre Familien sind nunmal ein Teil ihrer Person. «Familie ist Privatsache» gilt eben nur solange es einem Land verdammt gut geht und ein Alleinverdiener reicht! Sobald die Wirtschaft kränkelt oder sich Unternehmen Arbeitskräfte aus dem Ausland holen müssen, ist sie das eben nicht mehr.

Zu viele Mütter bleiben lieber zu Hause

Familien sind eine gesellschaftliche Norm und Arbeitskräfte können nicht einfach ignoriert werden, bloss weil sie jetzt Kinder haben. Doch gerade gut ausgebildete Mütter bleiben immer öfter lieber zu Hause, weil es ihnen zu schwer gemacht wird, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

Jetzt auf

Mir ist klar, dass nicht jedes Unternehmen nur Teilzeitstellen für berufstätige Mütter anbieten kann, die gerne auch von zu Hause arbeiten dürfen. Als wir unser Unternehmen gegründet haben, wussten wir, dass wir irgendwann auch Vollzeitler brauchen würden.

Als nächstes kommen deshalb die Fast-Rentner dran, welche niemand mehr haben will. Oder haben Sie schon mal von «Über-50-Jährigen-freundlichen» Unternehmen gehört? Ich auch nicht.

Und jetzt: 86 Gründe, warum Mütter vielleicht doch besser selber zu ihren Kindern schauen sollten ... ;-)

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86 Gründe, warum man Väter nicht mit ihren Kindern allein lassen sollte
Liebe Männer, versteht uns nicht falsch, ihr seid mit Sicherheit alle grossartige Väter. Bild: imgur
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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Charlie Brown
15.09.2016 11:41registriert August 2014
Mit vielem im Artikel stimme ich überein. Aber...

Was mich gewaltig stört: Es ist nicht nur ein Mütterthema. Einerseits die hämische Bemerkung ("dochdoch") zu den Vätern, die ein wenig mehr Präsenz zeigen (ich fühle mich als Teilzeit arbeitenden und in der Familie engagierten Mann recht doof, wenn mein Engagement nur als "Präsenz zeigen" betitelt wird), andererseits muss ich als Mann auch in Kauf nehmen, mit meinen Teilzeitwünschen massiv weniger und weniger gute (gut bezahlte) Stellen zur Auswahl zu haben.
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dracului
15.09.2016 16:46registriert November 2014
Bravo! Kann nur zustimmen! Die Schweiz ist ganz besonders familienfremd unterwegs. Immer noch fährt ein Paar am besten, wenn die Frau zu Hause bleibt und irgendwann noch ein Teilzeitjöbbli zur Selbstverwirklichung wählt, während der Mann Karriere macht und implizit auf Familie verzichtet. Ein Blick über die Grenzen könnte den Politikern neue Welten erschliessen. Heute sollten flexible Arbeits- und Familienmodelle immer mehr zur Selbstverständlichkeit werden und sollten nicht mühsam politisch erkämpft werden müssen.
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Gimmi
15.09.2016 11:53registriert Juli 2015
Warum werden bei Watson nur immer solch pessimistische "Mimimiii" Artikel von im Job gescheiterten Müttern publiziert? Gibts bei WirEltern keine schlaueren Artikel?

Wir als junge Eltern können uns gar nicht beklagen. Nach der Geburt konnten beide 60% weiterarbeiten, mit guten Arbeitsbedingungen und mit guten Jobs (Fachverantwortung/Führungspositionen). Klar wollen das nicht alle Firmen so. Wenn man aber bereits im Voraus sehr gute Arbeit geleistet hat und die Firma weiss was sie an einem hat, kann man sehr gut verhandeln... Und ansonsten gibt's genug andere Arbeitsgeber.
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