Hollywood lehrt uns ja so einiges.
«Der Club der toten Dichter» zum Beispiel brachte uns bei, dass wir «den Tag nutzen (pflücken) sollen». Carpe diem, nöd wahr. Das prangt nun auch in verschnörkelter Tattooform auf so manchem Körperteil meiner Altersgenossen – es ist das YOLO meiner Generation. Ausserdem animierte der Film der Legende nach einen Schüler meines Gymis einst dazu, in der letzten Stunde mit einem in Pension gehenden Mathelehrer auf den Tisch zu steigen und ihn mit «Oh Captain, my Captain» zu verabschieden. Ich hoffe fest, dass die Legende wahr ist.
Dann, einer meiner Lieblinge: Forrest Gump und sein unvergleichliches, südstaatenamerikanisches: «Stupid iiis as stupid dooooes» - Dumm ist der, der Dummes tut. So so so wahr. Der Film wie auch die Aussage lehren uns, dass ein hoher IQ Garant für absolut gar nichts ist, dass Weisheit komplett unabhängig vom akademischen Grad entsteht und Menschen jeglicher Herkunft und jeglichen Bildungshintergrunds sowohl Superhelden als auch komplette Vollarschlöcher sein können.
Und dann ist da noch eine weitere Message in diesem Film, die meiner Ansicht nach fast genauso wichtig ist: In einer Szene bewirft Jenny das zerfallene Haus ihres verstorbenen Vaters, der sie in der Kindheit missbraucht hat, mit Steinen. Als sie nach einer Weile weinend zusammenbricht, setzt sich Forrest neben sie in den Dreck und seine Erzählerstimme sagt: «Sometimes, I guess there’s just not enough rocks» - Manchmal gibt es einfach nicht genug Steine. Eine Hommage an die Narben, die wir davontragen und an die Tatsache, dass es wohl immer Dinge geben wird, die ungelöst bleiben und die uns unser Leben lang begleiten.
Und dann: «How I Met Your Mother» und «Nothing good happens after 2am.» Oh, die Wahrheit. Die Ideen, die einem nach zwei Uhr früh so ins Hirn springen, meist inspiriert von – wie das Wort schon sagt – Sprit, scheinen einem im jeweiligen Moment absolut brillant, am nächsten Morgen jedoch möchte man sich am liebsten eine Hand von der Grösse eines Riesenrads vor die Stirn knallen.
Spitzenreiter: Die SMS an den Ex. «’ch värmiss sogar dini dräckige Söckä ufem Ässtisch und dini Bartschtopplä im Brünnäli aber wiso bisch son’ Tubel? HÄ? Ahja und ich wott sofort mini Enya-CD zrugg. Und dich. Nöd. Oder doch.»
Auch beliebt: Komplett unnütze Bestellungen im Internet. Smoothiemaker (Damn you, Informercials!), eine lebensgrosse Plexiglasnachbildung von David Hasselhoff und einen Reiseführer für Kasachstan (wieso auch immer).
Und zum Schluss: «Oh mein Gott, genau jetz isch de optimal Ziitpunkt zum all mini Chleider Uusmischte.» Um halb drei morgens. Mega clever. Alles aus dem Schrank geschrissen und auf einen Haufen geworfen, dann bemerkt, dass ausmisten gar nicht so lustig ist und mich wieder wichtigeren Sachen - wie dem Schreiben einer ehrlichen Email an den Chef - zugewandt.
Ihr seht, liebe Leserinnen, liebe Leser, Hollywood ist gar nicht die komplett sinnleere, illusorische Traumfabrik ohne Bezug zur Wirklichkeit. Man kann da durchaus noch das eine oder das andere lernen.
Man müsste sich dann nur auch daran halten. Ich geh’ dann mal den Kleiderhaufen vor meinem Schrank wegräumen...