Wir haben ein Problem. Jawoll. Es herrscht meteorologischer Grossalarm, denn: Wir haben keinen Winter. Also wirklich nicht. Das war so nicht ausgemacht mit dem heiligen Wetter-Amazon.
Das einzige Mal, wo die Temperaturen dieses Jahr unter Null fielen, war irgendwann mitten in der Nacht auf ca. 7000 Höhenmetern und wurde von einem thermisch unentschlossenen Messgerät aufgezeichnet, das noch nicht weiss, ob es nun ein Thermometer oder doch lieber ein Seismograph sein will, wenn es mal gross ist.
Und so, wie es halt ist mit Extremsommern und Nichtwintern: Die Menschen kommen ganz zunderobsi. Wir mögen gerne, wenn alles so abläuft wie immer. Sommer, Herbst, Winter, Frühling. Röckli, Schal, Mantel, Foulard. Kiffen am Letten, Antidepressiva, Kafi Lutz, Endorphine. Eins zwei drei vier.
Aber, meine Damen und Herren, seien Sie frohen Mutes, denn das alles hat etwas Positives. Denn es bietet tonnenweise Gesprächsstoff für... genau, Facebook!
Marion zum Beispiel sagt, dass sie jetzt also allen Ernstes diese mega teure Moncler-Jacke umensuscht gekauft hat. Darauf kommentiert Silvia, dass Moncler-Jacken eh mega 2012 sind, worauf Marion erwidert, dass sie wenigstens eine Jacke habe und nicht rumlaufe wie ein Flittchen. Es ist ein bisschen wie Jersey Shore – Schwamendingen Edition.
Andere holen die ganzen Al-Gore-Horrorszenarien von 2006 wieder hervor. «JETZ GSEHNDERS ÄNDLICH! GLOBALI ERWÄRMIG! DA HÄNDERS! DE UNDERGANG!» Auch hier müssen andere wieder ihren Senf dazugeben. Meistens in Form von wissenschaftlich mittel-fundiertem Alltagswissen wie «Und letscht Jahr?? Da isch 8 Mönet Winter gsi», worauf der ursprüngliche Poster natürlich völlig abdreht und irgendwelche Greenpeace-Pamphlete postet, welche die globale Erwärmung mittels Bilder auf dem Rücken schwimmender Eisplatten und sexuell frustrierter Polarbären erklären.
Ausserdem ist der Newsfeed gespickt mit Bildern von Primeli und Schlüsselblüemli und fälschlicherweise blühender Magnolien, die völlig verwirrt in der Gegend rumstehen und «Why did you leaf me?» schreien, weil nämlich alle anderen Bäume noch nicht mal Blätter haben (höhö, Wortspiel). So sind sie nämlich, die Magnolien. Drama, Drama, Drama.
Und die ersten Hippiefreunde posten bereits Bildli von sich am See, wo sie endlich auch mal im Winter Panflöte, Bongo und Didgeridoo spielen und damit alle Leute unheimlich erfreuen können, die nach Feierabend ein bisschen Ruhe am See suchen.
Ihr seht: Der ausbleibende Winter hat durchaus auch seine unterhaltsamen Seiten. Und auch wenn’s kalt wäre, wär’s ZU kalt und wenn’s schneien würde, wär’s zu weiss und wenn’s nicht schneit, dann ist’s zu grün. Und keine Angst: Bald kommt schon der Sommer, der entweder zu heiss oder zu kalt oder zu nass oder zu trocken ist.
Das Klima ist und wird immer eines der Top-Themen auf Facebook sein. Und da will mir noch einer sagen, über’s Wetter zu reden sei belanglos.