Charlie Hebdo
Gesellschaft & Politik

«Charlie Hebdo»-Chefredaktor kritisiert westliche Medien, die die neuen Mohammed-Karikaturen nicht veröffentlicht haben

Das Cover von «Charlie Hebdo» nach den Anschlägen auf die Redaktionsräume vor eineinhalb Wochen: «Alles ist vergeben», Mohammed mit «Je Suis Charlie»-Transparent.
Das Cover von «Charlie Hebdo» nach den Anschlägen auf die Redaktionsräume vor eineinhalb Wochen: «Alles ist vergeben», Mohammed mit «Je Suis Charlie»-Transparent.Bild: X80001
Mohammed-Karikaturen

«Charlie Hebdo»-Chefredaktor kritisiert westliche Medien, die die neuen Mohammed-Karikaturen nicht veröffentlicht haben

Der Chefredaktor von «Charlie Hebdo», Gérard Biard, hat westliche Medien kritisiert, die den aktuellen Titel der Zeitschrift nicht zeigen. Die Karikatur sei ein Symbol für die Meinungsfreiheit. 
19.01.2015, 09:2019.01.2015, 10:51
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Spiegel Online

NBC News gehört zu den US-Medien, die das aktuelle Titelblatt von «Charlie Hebdo» nicht gezeigt haben. Dafür wurde der Fernsehsender nun vom Chefredaktor des französischen Satiremagazins kritisiert. Gérard Biard sagte dem Sender, wenn Zeitungen in totalitären Staaten das Titelblatt nicht druckten, sei es ihnen nicht zu verübeln, da ihren Mitarbeitern andernfalls Gefängnis oder gar Tod drohe. Mit Medien in Demokratien verhalte sich das anders. 

«Diese Karikatur ist nicht einfach eine kleine Figur, ein kleiner Mohammed, der von Künstlern gezeichnet wurde»,

betonte Biard. «Es ist ein Symbol, ein Symbol für die Meinungsfreiheit, die Religionsfreiheit, für Demokratie und Säkularismus ... Es ist dieses Symbol, dessen Veröffentlichung sie verweigern.» 

Biard wandte sich entschieden dagegen, das Blatt als Provokateur anzuprangern. «Wir sind keine Krieger», sagte er. «Wir haben niemanden getötet. Wir dürfen Denker und Künstler nicht in dieselbe Kategorie einordnen wie Mörder (...). 

«Wir müssen damit aufhören zu erklären, dass jene, die schreiben und zeichnen, Provokateure sind, die Benzin ins Feuer giessen.»

Das steht in der neuen «Charlie Hebdo»-Ausgabe

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Das steht in der neuen «Charlie Hebdo»-Ausgabe
In der neusten «Charlie Hebdo»-Ausgabe machen sich die Journalisten unter anderem über die Dschihadisten lustig: «Was gibt es für eine Zukunft für unsere Dschihadisten?», fragt diese Karikatur. «Nachtwache beim Carrefour?»
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In Deutschland hatten einige Zeitungen das neue «Charlie Hebdo»-Cover nachgedruckt, andere hatten aber ebenfalls darauf verzichtet. Die Veröffentlichung der Karikatur wenige Tage nach dem Terroranschlag auf das Magazin hatte in Teilen der islamischen Welt, etwa im zentralafrikanischen Niger, gewalttätige Proteste ausgelöst. 

Auch in Pakistan gingen am Sonntag Tausende Demonstranten aus Protest gegen die neue Mohammed-Karikatur von «Charlie Hebdo» auf die Strasse. Kundgebungen gab es unter anderem in Karatschi, Lahore, Multan und Peschawar. Nach Polizeiangaben verliefen die Märsche friedlich. 

Der neue Chefredaktor von Charlie Hebdo, Gérard Biard.
Der neue Chefredaktor von Charlie Hebdo, Gérard Biard.Bild: YOAN VALAT/EPA/KEYSTONE
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In Lahore rief der fundamentalistische Kleriker Hafiz Mohammed Saeed dazu auf, französische Produkte zu boykottieren und die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich zu kappen. Einzelne Demonstranten verbrannten die französische Fahne und verlangten, das Satiremagazin zu verbieten. 

Mit der Mohammed-Karikatur auf dem Titel wollen die Macher von «Charlie Hebdo» dem Terrorangriff auf die Redaktion des Magazins trotzen. Dabei waren am 7. Januar zwölf Menschen von Islamisten getötet worden. Nach dem islamischen Glauben ist die bildliche Darstellung des Propheten verboten. (kha/dpa)

Solidarität mit «Charlie Hebdo» in aller Welt

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Solidarität mit «Charlie Hebdo» in aller Welt
Melbourne (Australien).
quelle: getty images asiapac / wayne taylor
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