Flüchtlingshetze, rechtspopulistische Slogans und abenteuerliche Verschwörungstheorien: Auf einer vermeintlichen Anonymous-Seite wurde über Jahre eine Weltsicht verbreitet, die so gar nichts mit den Idealen des Hacker-Kollektivs zu tun hat. Zwei Millionen Menschen folgten der Fake-Anonymous-Seite auf Facebook. Im Mai hatte Facebook dem Treiben endlich ein Ende gemacht und die Seite gelöscht.
Nun zeigen Recherchen der «Süddeutschen Zeitung» und Vice Motherboard, wer das Hetz-Portal betrieben hat. Ein Screenshot, der den beiden Medien zugespielt worden ist, soll die drei Administratoren der Facebook-Hetzseite Anonymous.Kollektiv zeigen. Darauf sind zwei Verantwortliche mit den Namen «Mario Roensch» und «Kai Homilius» zu sehen.
Kai Homilius leitet laut «Süddeutscher Zeitung» die Compact-Magazin GmbH. Sie verlegt eine Zeitschrift, «die als eines der wichtigsten publizistischen Sprachrohre des Umfelds von AfD und Pegida gilt.»
Die #Polizei ist schon ganz nah dran an Mario #Rönsch - Symbolbild. pic.twitter.com/YuNePWXxgN
— T. Haddock (@4thEstateTim) 14. August 2014
Anonymous.Kollektiv und das rechte Magazin «Compact» verbreiten beide islamfeindliche Thesen und Verschwörungstheorien. Die Facebook-Seite Anonymous.Kollektiv hatte wiederholt «Compact»-Artikel beworben, jedoch war unklar, wie eng die beiden Medien miteinander verbandelt sind.
„Problemreligion“ Islam http://t.co/iPpKCJ1I
— Kai Homilius (@KaiHomi) 30. Januar 2013
Der zweite Name auf dem Screenshot, Mario Rönsch, wurde schon oft mit der Seite Anonymous.Kollektiv in Verbindung gebracht. Gegen den mutmasslichen Betreiber der Hetz-Seite wurde wiederholt Anzeige erstattet, unter anderem wegen Diffamierung und Volksverhetzung.
Die Staatsanwaltschaft im deutschen Thüringen stellte die Ermittlungen jedoch vorübergehend ein, da der Beschuldigte Rönsch für die Behörden nicht auffindbar war. «Der Screenshot hat bereits eine weitere Anzeige eines Bundestagsabgeordneten ausgelöst und könnte neue Ermittlungen zu Folge haben», schreibt die Süddeutsche Zeitung.
Rönsch wehre sich seit Jahren gegen den Verdacht, hinter der Hetz-Seite zu stecken, schreibt die Süddeutsche Zeitung: «Er verklagte Vice, den Spiegel, die Jungle World sowie den MDR und erwirkte vor Gericht, dass er nicht als Administrator der Facebook-Page bezeichnet werden darf.»
Nur neue polizeiliche Ermittlungen können den abschliessenden Beweis liefern, dass Rönsch und Homilius wirklich die Köpfe Hinter Anonymous.Kollektiv waren.
(oli)