Sag das doch deinen Freunden!
Ironie ist, wenn Folgendes passiert: Die SVP setzt sich laut Eigenwerbung für Schweizer Firmen ein, insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) liegen der «Volkspartei» am Herzen.
Geht es um die eigenen Webseiten, ist es bei den meisten SVP-Kantonal- und Ortsparteien mit dem Patriotismus vorbei. Dutzende, wenn nicht Hunderte SVP-Seiten und somit auch die Daten der Besucher sind auf Servern im Ausland gespeichert. Dabei gäbe es genügend Schweizer Webhoster, die Websites auch wirklich hierzulande beherbergen.
Ein paar Beispiele von SVP-Webseiten, die gar nicht so patriotisch sind, wie sie sich geben. Sie befinden sich allesamt in ausländischen Rechenzentren.
Der Informatiker Simon Jenny hat die lange Liste der SVP-Webseiten, die in Rechenzentren in den USA, Deutschland, England und anderen Staaten liegen, auf Facebook und Twitter publiziert. Du kannst sie hier direkt . im Browser anschauen
Wenn der @SVPch die Schweiz so wichtig ist, warum keine dieser Webseiten in der Schweiz gehostet? Taugt CH IT nicht? pic.twitter.com/0mXa0n2nLX
— Simon Jenny (@simonjenny) 17. Februar 2016
Auf der Liste findet sich auch die Internetadresse svp-herrliberg.ch. Selbst die SVP-Webseite der Wohnortgemeinde von Christoph Blocher wird nicht in Schweizer Rechenzentren gespeichert, sondern auf Servern des grossen deutschen Webhosting-Anbieters Hetzner Online AG. Dies kann jeder mit einer einfachen Internetsuche in wenigen Sekunden nachprüfen. Hierzu geht man auf die Webseite whois.domaintools.com und gibt die entsprechende Internetadresse ein.
Doch was soll daran störend sein, dass SVP-Webseiten im Ausland betrieben werden?
Simon Jenny hat kein Verständnis, dass ausgerechnet die «patriotische» SVP ihre Webseiten im Ausland hosten lässt: «Arbeitsplätze bei Schweizer Hosting-Firmen werden so ins Ausland verlagert. Und gerade eine Partei wie die SVP sollte doch ihre Partner dementsprechend auswählen und nicht einen Hoster suchen, der einfach billiger ist.»
Dass die SVP-Webseiten im Ausland im grossen Stil Schweizer Arbeitsplätze vernichten, kann man in Frage stellen. Ein fader Nachgeschmack bleibt dennoch. Ist es der SVP ernst mit dem Schutz des Werkplatzes Schweiz? «Wir sind eine Partei mit rund 1000 Ortssektionen, die von unten nach oben organisiert ist, und entsprechend entscheidet jede Sektion selber, ob, wo und wie sie eine Website betreibt», heisst es aus der SVP-Zentrale auf Anfrage von watson.
Bis vor wenigen Tagen war die Webseite rettungwerkplatzschweiz.ch fast gänzlich unbekannt. Betrieben wird sie von einem etwas obskur anmutenden «Komitee zur Rettung des Werkplatzes Schweiz». Dahinter verbirgt sich Kurt Zollinger, Präsident der SVP-Ortspartei Stäfa. Der SVP-Politiker hat in den letzten Tagen massenhaft anonyme Briefe verschickt, die für die Durchsetzungs-Initiative werben. Auch auf der Webseite wird für ein Ja geworben.
Ironischerweise befindet sich die Webseite «zur Rettung des Schweizer Werkplatzes» in einem Rechenzentrum der Firma Hetzner Online AG in Deutschland.
Die Adresse Rettungwerkplatzschweiz.ch wurde zwar bei einer Schweizer Hosting-Firma registriert, die Webseite selbst ist aber auf deutschen Servern hinterlegt. SVP-Politiker Zollinger wollte sich zu diesem Widerspruch – Werkplatz Schweiz retten vs. im Ausland die Webseite betreiben – auf Anfrage von watson nicht äussern. Verständlich, denn herausreden kann er sich kaum mehr: Der Schweizer Hosting-Anbieter macht auf seiner Webseite für alle sichtbar darauf aufmerksam, dass die Server teils im Ausland liegen. Bei der SVP hat man dies offenbar übersehen – oder es war den «Heimatschützern» schlicht egal.