Digital
Datenschutz

Japans geheime NSA-Deals, dank Edward Snowden enthüllt

A Korean Air Boeing 747 jetliner, similar to the plane in this 1983 photo, with at least 231 people aboard crashed while trying to land on Guam in the middle of the night, authorities said Tuesday, Au ...
1983 wurde eine Boeing 747 der Korean Air Lines von den Russen abgeschossen. Die Japaner belauschten heimlich den Funkverkehr.Bild: AP

Was die NSA mit dem Abschuss einer Boeing 747 zu tun hat

Neu veröffentlichte Snowden-Dokumente zeigen, dass Japan ein Vasallenstaat der USA ist. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs helfen die Asiaten massgeblich bei der globalen Massenüberwachung – und werden selber ausspioniert.
25.04.2017, 15:5826.04.2017, 08:26
Mehr «Digital»

Anmerkung für Kommentarschreiber: Der Autor antwortet gern auf begründete Kritik. Bei watson gelten diese Hausregeln

Was am 1. September 1983 an Bord von KAL 007 geschah, will sich niemand ausmalen. Die Boeing 747 der Korean Air Lines war unterwegs von New York nach Seoul, als sie mitten in der Nacht von einem russischen Kampfjet abgeschossen wurde und ins Meer stürzte. 269 Menschen starben.

Die Tragödie ereignete sich mitten im Kalten Krieg. Die Russen stritten zunächst alles ab, später schossen Verschwörungstheorien ins Kraut. Die USA erfuhren schnell, was passiert war.

Bei aktivierter Autopiloten-Steuerung kam die Maschine vom Kurs ab.
Bei aktivierter Autopiloten-Steuerung kam die Maschine vom Kurs ab.grafik: wikimedia.org creative commons
No Components found for watson.skyscraper.

The Intercept hat am Montag streng geheime NSA-Dokumente zum KAL-007-Abschuss veröffentlicht. Die Unterlagen stammen aus dem Fundus von NSA-Whistleblower Edward Snowden und belegen, dass der japanische Geheimdienst den Funkverkehr des russischen Militärs abhörte.

Bild
screenshot: the interecpt

Die Dokumente zeigen: Die USA befanden sich 1983 in der Zwickmühle, weil sie die Russen an den Pranger stellen wollten, aber dadurch die geheime Kooperation mit Japan verraten mussten.

FILE - In this Sept. 2, 1983, file photo, sisters of Lee Chul-Kyu, a passenger on the Ill-fated Korean-Air Lines 747 jetliner, weep, as South Korean government spokesman Lee Jin-Hie announced in Seoul ...
Bild: AP

Fünf Tage nach dem Abschuss präsentierte der US-Botschafter vor dem UN-Sicherheitsrat eine Audio-Aufnahme, die beweisen sollte, dass die Sowjets ohne weitere Abklärungen zwei Luft-Luft-Raketen auf den Jumbo abschiessen liessen. Der Amerikaner erhob vor der Weltöffentlichkeit schwere Vorwürfe, bezichtigte den politischen Erzfeind der Lüge – und der Ermordung 269 Unschuldiger.

Russian sailors at right watch as crewmen of the Japanese Maritime Safety Agency cutter Tsugaru haul a crate of wreckage to their vessel at Nevelsk, a fishing port on Sakhalin Island, Russia, Monday,  ...
Japanische und russische Seemänner bei der Überführung von Trümmerteilen. Die Toten konnten nicht geborgen werden.Bild: AP NY

Dieser Mann gab den Befehl zum Abschuss (wie erst 1998 von der russischen Luftwaffe bestätigt wurde).

1997 August photo shows General Anatoly Kornukov, Russia's air force chief, appointed by President Boris Yeltsin on Friday, January 20, 1998. The Russian Air Force acknowledged Friday that its ne ...
General Anatoly Kornukov († 2014).archivBild: AP

Was verraten uns die jüngsten Snowden-Enthüllungen?

Die NSA-Dokumente belegen laut The Intercept, dass der US-Geheimdienst seit über sechs Jahrzehnten eine enge und komplizierte Beziehung zu Japan und dessen Geheimdienst unterhält.

Bild
screenshot: the interecpt
No Components found for watson.skyscraper.

Wichtige Erkenntnisse sind:

  • Japan kooperiert seit den 1950ern mit den US-Geheimdiensten, speziell mit der NSA (1952 offiziell gegründet).
  • Strategisch betrachtet sei Japan einer der wertvollsten Partner des US-Geheimdienstes – wegen der geografischen Nähe zu mächtigen Rivalen wie China oder Russland.
  • Die enge Kooperation erhält angesichts der drohenden Eskalation des Konflikts mit Nordkorea zusätzliche Brisanz.
  • Die wichtigste Überwachungs-Station befindet sich auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Misawa, 400 Kilometer nördlich von Tokyo. 
  • Überwachungs-Missionen des Misawa Security Operations Center laufen unter dem Code-Namen LADYLOVE. Abgehört wird Satelliten-Kommunikation in der Asien-Pazifik-Region, inklusive Internet-Verkehr, Telefonie und Fax. 
  • Mit den NSA-Programmen Apparition and Ghosthunter werden Personen im Nahen Osten und in Afrika geortet. Die Standort-Informationen werden für sogenannte «Capture and Kill»-Missionen verwendet, also für die Tötung mutmasslicher islamistischer Terroristen, in der Regel per Drohne.
  • Von Misawa aus werden auch «Quantum Insert» genannte Attacken geführt. Das sind Hackerangriffe, bei denen die ahnungslosen Opfer auf gefälschte Webseiten umgeleitet werden, um die Computer mit Spyware zu infizieren.
View of the mushroom cloud photographed from the ground of the August 9, 1945 atomic bombing of Nagasaki. Nagasaki will mark the 60th anniversary of its atomic bombing 9 August 2005. (KEYSTONE/EPA/NAG ...
Nagasaki, 9. August 1945: Der gewaltige Pilz der US-Atombombe «Fat Man». Sechs Tage später kapitulierte Japan.Bild: EPA
  • Auf dem US-Stützpunkt in Yokota betreibt die NSA eine streng geheime Support-Abteilung, die Equipment für Überwachungs-Missionen weltweit zur Verfügung stellt. Was die japanischen Steuerzahler interessieren müsste: Der 6-Millionen-Dollar-Bau wurde durch ihre eigene Regierung bezahlt. Das Gastland kommt offenbar auch für Personalkosten auf, die Jahreslöhne betrügen bis zu 375'000 Dollar.
  • Ein japanischer Datenschützer und früherer Staatsangestellter sagte gegenüber The Intercept, dass die japanische Öffentlichkeit wegen eines Geheimgesetzes nichts von der fragwürdigen Finanzierung der US-Spionagedienste wisse.
  • Die USA revanchieren sich, indem sie den Japanern Zugriff auf die umstrittene NSA-Software XKeyscore ermöglichen. Das ist das umstrittene Massenüberwachungs-Tool, das über eine Stichwörter-Suche praktisch alles zugänglich macht, was Internet-Nutzer rund um die Welt tun oder getan haben.
  • Das dicke Ende kommt noch: Gemäss Snowden-Enthüllungen schreckt die NSA nicht davor zurück, den Geheimdienst-Partner auszuspionieren. Die japanische Regierung sei bei geheimen Verhandlungen und Deals belauscht worden. Wir erinnern uns: So erging es auch anderen angeblich besonders wichtigen NSA-Partnern, wie etwa Deutschland...

Die USA und Japan kooperieren seit langem militärisch – doch die Zusammenarbeit geht weit über Luftraum-Überwachung hinaus. Über die US-Stützpunkte laufen diverse NSA-Programme.

A U.S. Army operator looks at a monitor screen showing the Korean Peninsula, Japan and a part of China during a demonstration of the Joint Tactical Ground Station system, part of the missile defense i ...
US-Militärs überwachen den Luftraum und die Gewässer vor Japan. 2012 einigten sich die beiden Länder (wegen Nordkorea) auf ein neues gemeinsames Raketenabwehrsystem.Bild: AP

Das könnte dich auch interessieren:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
29 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
jjjj
25.04.2017 16:35registriert Dezember 2015
wow, das Layout macht den Artikel praktisch unlesbar. muss man denn immer alles "verdummen"? Was ist mit gutem altem Fliesstext?
9717
Melden
Zum Kommentar
avatar
Harald Schmidt
25.04.2017 17:33registriert März 2017
Interessanter Artikel. Unglaublich wie die USA ihre "Verbündeten" ausnutzt. Leider aber nicht überraschend.

@Daniel
Finde den Artikel toll und auch übersichtlich. Einzig die fetten Bildüberschriften sind etwas unleserlich. Tip: Bei längerem Text "bold" vermeiden, wenn möglich. Gruss von einem Grafiker
7512
Melden
Zum Kommentar
avatar
Scaros_2
25.04.2017 16:16registriert Juni 2015
Auf der einen Seite interessant aber auf der andern Seite nichts neues im Westen - äh Osten.
605
Melden
Zum Kommentar
29
Platz da, Mario! Princess Peach lässt es in ihrem Solo-Abenteuer ordentlich krachen
Princess Peach muss in ihrem Solo-Abenteuer für die Nintendo Switch in zahlreiche Rollen schlüpfen, um diverse Showbühnen vor bösen Wesen zu befreien. Auch wenn das Game viel zu schnell durch ist, wartet eine innige Spielspass-Explosion auf euch.

Princess Peach hat es nicht einfach: Immer wieder wird sie von Superschurke Bowser entführt und muss darauf warten, dass Super Mario sie befreit und zurück in ihr Schloss geleitet.

Zur Story