Seit Dienstag läuft eine weitere massive Malware-Attacke auf ungeschützte Windows-Computer. Die Schweiz ist wie bereits bei WannaCry nur am Rande betroffen, doch bekanntlich ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste.
Sicherheitsexperten nennen die neue Schadsoftware Petya oder NotPetya. Dies in Anlehnung an eine 2016 entdeckte Malware, die nach dem gleichen Prinzip ungeschützte Computer lahmlegte.
Das neue Schadprogramm Petya oder eben NotPetya infiziert fremde Computer, sperrt sie und fordert von den Opfern Lösegeld, um die Sperre aufzuheben. Microsoft hat bereits vor Monaten ein Update zur Verfügung gestellt, das die Lücke schliesst. Doch haben offenbar viele Firmen dieses Update (noch) nicht installiert.
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte nun die folgenden Massnahmen befolgen.
Regel Nummer 1: Erstelle von allen wichtigen Dateien (Dokumente, Fotos, Videos etc.) ein externes Backup – auf einer externen Festplatte, einem USB-Stick oder in der Cloud (Online-Speicher). Für Windows-Nutzer sind zum Beispiel die benutzerfreundlichen Cloud-Dienste von Microsoft (OneDrive) und Dropbox zu empfehlen.
Wichtig: Hängt das externe Speichermedium zum Zeitpunkt des Trojanerbefalls am PC, verschlüsselt es die Malware gleich mit. Die externe Festplatte oder der USB-Stick müssen daher nach jedem Backup vom PC getrennt werden.
Fazit: Eine externe Festplatte permanent mit dem PC verbinden und per Backup-Programm die Daten automatisch übertragen ist zwar bequem, aber nicht sicher.
Halte deinen PC auf dem aktuellen Stand, indem du stets alle Sicherheits-Updates umgehend installierst. Das gilt für Windows selbst, aber auch für installierte Software wie Chrome, Firefox, Office, Java und natürlich den Viren-Scanner.
Veraltete Betriebssysteme und Software sind das grösste Einfallstor für Schadprogramme. Windows-10-Nutzer sind hier im Vorteil: Das Betriebssystem hat mit Windows Defender einen eigenen Viren-Scanner, der sich automatisch aktiviert und aktualisiert, wenn keine Antiviren-Software eines anderen Anbieters (mehr) installiert ist.
Wer eine veraltete Windows-Version hat, sollte auf Windows 10 wechseln. Windows 10 lädt wichtige Sicherheits-Updates automatisch herunter und fordert den Nutzer regelmässig zu deren Installation auf. Wer die Update-Meldung ignoriert, gefährdet sich und andere, da sich Schadsoftware wie Trojaner über den infizierten Computer weiter ausbreiten kann.
Wer das veraltete Netzwerkprotokoll SMBv1 nicht braucht, sollte es deaktivieren. Erpressung-Trojaner können sich über Schwachstellen in diesem Netzwerkprotokoll verbreiten. Microsoft hat zwar eine gravierende Lücke, die von Petya und WannaCry ausgenutzt wird, schon vor Monaten mit einem Sicherheits-Update geschlossen. Niemand kann allerdings ausschliessen, dass neue Erpressung-Trojaner nicht bislang unbekannte Lücken in SMBv1 ausnutzen werden.
Wenn Petya zuschlägt, sieht man zuerst dieses Fenster: Es kündigt einen Neustart in weniger als einer Minute an.
Beim Neustart meldet der Computer mit einem schwarzen Fake-Screen, dass die Festplatte überprüft werden müsse. In Wirklichkeit verschlüsselt Petya in dieser Zeit den PC.
Sind die wichtigen Bereiche verschlüsselt, zeigt der Trojaner die Meldung an: «Ooops, your important files are encrypted.»
Will der PC aus heiterem Himmel neu starten und die Festplatte überprüfen, sollte man ihn sofort ausschalten (Stromkabel ziehen) und ausgeschaltet lassen. Oft lassen sich Dokumente und Fotos nun wieder herstellen. Hierzu startet man Windows ausschliesslich von einem boot-fähigen USB-Stick oder einer DVD. Das System inklusive wichtiger Dokumente oder Fotos kann so als Image auf einer externen Festplatte gespeichert werden.
Wer sich damit nicht auskennt, lässt sich am besten von Experten beraten. Den PC sollte man auf keinen Fall wieder einschalten, bevor die Daten auf einem externen Speichermedium in Sicherheit sind.
Auf keinen Fall sollte man das Lösegeld bezahlen. In vielen Fällen tauchen früher oder später Entschlüsselungs-Programme auf, um auch ohne Bezahlung wieder an die Daten zu gelangen.
Von der neuen Cyber-Attacke sind aktuell sechs Schweizer Unternehmen betroffen. Damit scheint sich Petya bei uns nicht schneller auszubreiten als frühere Trojaner. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass in der Schweiz fast nur offizielle Windows-Versionen genutzt werden, die offenbar meist auf einem aktuellen Stand sind. Dies im Gegensatz zu Russland, Ukraine oder China, wo sehr viele veraltete und raubkopierte Windows-Versionen im Einsatz sein dürften, die vermutlich nie Sicherheits-Updates erhalten.
#Petya verbreitet sich. Gib Ransomware keine Chance: https://t.co/Rey03C2eJp (Offline) Backups sind wichtig.
— GovCERT.ch (@GovCERT_CH) 27. Juni 2017
Für Unternehmen empfiehlt die Melde- und Analysestelle Informationssicherung (MELANI) des Bundes zusätzlich zu den oben genannten Massnahmen Folgendes:
Weitere Tipps finden Unternehmen im Merkblatt IT-Sicherheit für KMUs.
Ein Update zu #Petya #NonPetya: Man kann die zwei gefährdeten Dienste per Reg-Eintrag stilllegen.https://t.co/3rQ14mTCoD
— Gabriela Salvisberg (@gsalvisberg) June 28, 2017