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Das grösste Online-Netzwerk greift auf eine ganze Armada von Zensoren und automatischen Filtern zurück, um seine ganz eigenen Moralvorstellungen durchzusetzen. Was gepostet wird und nicht den Richtlinien entspricht, wird rigoros gelöscht, ganze Accounts werden bei Missfallen gesperrt.
Dabei sind für Facebook-User aus den hiesigen Breitengraden die amerikanisch geprägten Zensurmassnahmen nicht immer nachvollziehbar und mögen für europäisch aufgeklärte Gesellschaftskreise generell etwas prüde wirken. In den meisten Fällen geht es um die Abbildung von zu viel Haut. Denn gerade in Bezug auf Nacktheit verfolgen Facebooks Sittenwächter eine strikte Nulltoleranz.
In den sogenannten Gemeinschaftsstandards erläutert Facebook, welche Art von Inhalten sie auf ihrer Plattform sehen wollen und welche nicht. Die rigorose Zensur von nackten Tatsachen wird so begründet: «Facebook schränkt die Darstellung von Nacktheit ein, da einige Zielgruppen innerhalb unserer globalen Gemeinschaft auf diese Arten von Inhalten unter Umständen sensibel reagieren können, insbesondere aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds oder Alters.»
Und weiter: «Wir entfernen Fotos von Personen, auf denen Genitalien oder vollständig entblösste Pobacken zu sehen sind. Ausserdem beschränken wir Bilder mit weiblichen Brüsten, wenn darauf Brustwarzen zu sehen sind.»
Die Journalisten des US-Nachrichtenportals «Quartz» haben zusammengetragen, welche Gruppierungen auf Facebook am meisten mit den Zensoren kämpfen. Hier ein paar Beispiele:
Nutzer von Facebook und der zu Facebook gehörenden Foto-Community Instagram beschweren sich immer wieder über die Zensur von dicken Frauen. Die Diskussion nahm 2014 ihren Anfang, als eine Studentin feststellen musste, dass ihr Instagram-Account gelöscht worden ist, nachdem sie ein Foto von sich in Unterwäsche veröffentlicht hatte.
Da nützte es auch nichts, dass der Account wieder freigeschaltet worden ist und das Unternehmen sich entschuldigt hatte. Der Schaden war bereits angerichtet. Andere fülligere Frauen wurden darauf aufmerksam und machten publik, dass sie die gleiche Erfahrung machen mussten.
Erst im vergangenen Mai hat Facebook eine Werbung mit dem Model Tess Holliday blockiert. Die Begründung: Anzeigen dürfen nicht suggerieren, dass Dicksein gesund ist.
Fotos von stillenden Müttern sind Facebook seit Jahren ein Dorn im Auge. Auch wenn die Richtlinien dazu im März 2015 angepasst worden sind, wird in den Medien immer mal wieder von Müttern berichtet, deren Bilder trotzdem zensiert werden.
In den Gemeinschaftsstandards ist dazu zu lesen: «Fotos von Frauen, die beim Stillen oder mit Vernarbungen aufgrund von Brustamputationen gezeigt werden, sind jedoch in jedem Fall erlaubt» – wenn die Brustwarze ansatzweise zu sehen ist, wird aus «jedem Fall» wohl eher auf keinen Fall ...
Frauen generell? Ja, denn Frauen haben Brüste – und Brüste und Facebook passen so gut wie nicht zueinander. Eine BH-Firma hat es sich auf die Fahne geschrieben, Frauen dabei zu helfen, den perfekten Büstenhalter zu finden. Dieses Bild war den Zensoren aber zu viel:
Und dann gibt es noch die Geschichte einer jungen Frau, die ein Foto von sich gepostet hatte, auf dem Blut auf der Unterhose zu sehen war – keine Chance.
In den USA wurde die Werbung für eine nationale Kampagne, die Jugendliche vor ungewollten Schwangerschaften aufklären wollte, von Facebook verbannt. Die Begründung der Zensoren: Die verwendete Bildlegende ist «profan, vulgär, bedrohlich oder erzeugt ein sehr negatives Gefühl». Der beanstandete Satz lautete: «Du bist sexy, wenn du gesund bist.»
Auch die deutsche Brustkrebs-Aufklärungskampagne von Pink Ribbon bekam die Zensur zu spüren. In der Hoffnung, das Bewusstsein für die Brustkrebs-Behandlung zu fördern, wurden Frauen via Facebook dazu aufgerufen, ein Bild ihrer Brust zu veröffentlichen. Facebook tolerierte dies natürlich nicht.
Nachdem die australische Schriftstellerin Celeste Liddle im März 2016 eine Rede von sich auf Facebook veröffentlichte und diese mit einem Bild von Aborigines-Frauen anreicherte, deren Nippel zu sehen waren, schlugen die Zensoren wieder zu und blockierten ihren Account. Daraufhin startete Liddle eine Online-Petition mit dem Titel: «Aborigines-Frauen, die ihre Kultur leben, sind nicht anstössig.»
Der philippinische Journalist Ed Lingao kritisierte in einem Beitrag den neu gewählten Präsidenten Rodrigo Duterte, der die Meinung vertritt, dass die Todesstrafe für korrupte Journalisten in Ordnung geht. Lingaos Beitrag wurde von Facebook entfernt. Nach Interventionen wurde der Beitrag dann wieder veröffentlicht, Facebook sprach von einem Fehler.
Der Account des US-Radiomoderators Todd Starnes wurde gesperrt, nachdem er geschrieben hatte, dass es stolz darauf ist «politically incorrect» zu sein.
Einen schweren Stand haben auch die Vertreter der bildenden Künste. Kannst du dir vorstellen wann? Genau, wenn zu viel nackte Haut zu sehen ist!