Eckig war früher. LG macht jetzt seine zweite Android-Smartwatch rund.
Als der Konzern die G Watch R auf der Ifa zeigte, tönte das Unternehmen laut, das erste zu sein, das eine runde Smartwatch auf den Markt bringe. Tatsächlich aber war Motorola schneller. Der Konzern hat die ebenfalls runde Moto 360 nicht nur früher vorgestellt, sondern konnte auch früher liefern. Bisher allerdings wurden nur wenige Modelle ausgeliefert, viele Vorbesteller warten noch. Preislich nehmen sich die beiden Geräte kaum etwas: Die Moto 360 steht mit 249 Euro in der Preisliste, die G Watch R soll 269 Euro kosten.
Verglichen mit der minimalistischen Motorola-Uhr ist die G Watch R viel verspielter gestaltet. Offenbar haben sich die Designer von Outdoor- und Fliegeruhren inspirieren lassen. Wie bei allen Smartwatches mit Android Wear kann man den Look mit unterschiedlichen digitalen Zifferblättern massgeblich beeinflussen.
Ein deutlicher Vorteil gegenüber anderen Smartwatches ist, dass die G Watch R immer die Uhrzeit anzeigt. Das würde man von einer Uhr zwar erwarten, die Modelle von Samsung, Motorola und Sony beispielsweise schalten das Display bei Nichtbenutzung jedoch ab, um Strom zu sparen. Um zu sehen, wie spät es ist, muss man bei ihnen einen Knopf drücken oder mit dem Arm wackeln. Bei der LG-Uhr hingegen sind die Zeiger oder Ziffern auch im Ruhezustand zu sehen. Der Grund: LGs POLED-Display braucht dafür nur wenige Milliwatt, weil es nur die Zeiger darstellen muss. Der schwarze Hintergrund benötigt keinen Strom.
Ohnehin zeigte die G Watch R im Test beachtliche Ausdauer. Bei massvoller Nutzung habe ich sie bis zu zwei Tage tragen können, bevor ich sie aufladen musste. Wie die Smartwatches von Samsung und das erste Modell von LG braucht sie eine spezielle Ladestation, die den Akku über eine Reihe von Kupferkontakten auflädt. An den Komfort der drahtlosen Motorola-Ladestation kommt das nicht heran.
Zusätzlich zum Schrittzähler, den alle Smartwatches besitzen, und dem mittlerweile ebenso obligatorischen Pulsmesser hat die G Watch R zwei weitere Sensoren an Bord: einen Kompass und einen barometrischen Höhenmesser. Beide können zum Beispiel bei Wanderungen nützlich sein, müssen aber kalibriert werden, um verlässliche Daten zu liefern. Apps, die die Höhe per GPS berechnet anzeigen, können dabei helfen. Im Play Store gibt es einige davon.
Wie die Moto 360, hat auch die G Watch R vier Gigabyte eigenen Speicher, die man über Googles Play-Music-App mit Musik füllen kann. Wie das geht, erklärt Google im Web. In Kombination mit einem Bluetooth-Headset wird sie so zum MP3-Player. Und – ebenfalls wie die Moto 360 – ist sie auch noch Wasser und Staub geschützt nach IP67. Das garantiert zwar nur eine halbe Stunde Dichtigkeit in einem Meter Wassertiefe, aber wenigstens muss man im Regen oder unter der Dusche keine Angst haben.
Leider will LG die G Watch R bei uns nur mit schwarzem Armband anbieten – und auch nur mit schwarzem Gehäuse. Die silberfarbene Variante soll es hier nicht geben, erklärte ein Sprecher des Unternehmens. Das beschränkt die Möglichkeiten der Käufer, die Uhr mit anderen Armbändern ihrem Geschmack anzupassen – denn mit dem schwarzen Finish verträgt sich optisch nicht jedes Armband. Das ist umso bedauerlicher, als es relativ einfach ist, die Armbänder auszuwechseln.
Das ist auch durchaus sinnvoll, denn das mitgelieferte schwarze Exemplar wirkt billig und zeigt schon nach wenigen Tagen Verschleisserscheinungen. Mit ein wenig Mühe konnte ich es zwar binnen weniger Minuten gegen ein besseres austauschen, aber das Ergebnis war nicht befriedigend: Ich hatte ein braunes Armband an die schwarze Uhr montiert, das passte zwar, sah aber einfach nicht gut aus.
Viel unterscheidet die G Watch R nicht von der Moto 360, abgesehen vom Design, das etwas wuchtiger wirkt. Ihr Vorteil sind die recht gute Akkulaufzeit und die leicht auswechselbaren Armbänder. Für die 20 Euro Aufpreis gegenüber der Motorola-Uhr bekommt man einen digitalen Kompass und einen Höhenmesser. Für welche der beiden man sich entscheidet, bleibt aber letztlich eine Geschmacksfrage.