Schweiz
Digital

Hasskommentare werden unter vollem Namen geschrieben

Haters gonna hate – und das unter vollem Namen

25.07.2016, 12:1425.07.2016, 14:06
Mehr «Schweiz»
watson zeigt die Namen nicht, die Kommentar-Schreiber haben da weniger Hemmungen.
watson zeigt die Namen nicht, die Kommentar-Schreiber haben da weniger Hemmungen.

Wer in Sozialen Medien und auf Newsplattformen Hasskommentare absondert, steht immer häufiger mit seinem vollen Namen dazu. Ein Verbot von anonymen Kommentaren kann einen Shitstorm somit nicht verhindern. Dies zeigt eine Studie der Universität Zürich.

Politiker, Prominente, Unternehmen, Ausländer oder Angehörige anderer Religionen: Sie alle können von einem Shitstorm betroffen sein. Beleidigende oder gar bedrohende Kommentare gehören mittlerweile zum digitalen Alltag.

Bisher sei man davon ausgegangen, dass die vermeintliche Anonymität die Hemmschwelle für Hasskommentare sinken lasse, schreibt die Universität Zürich in einer Mitteilung vom Montag.

Eine Studie von Forschenden der Uni Zürich kommt nun aber zu einem ganz anderen Ergebnis: Hass-Kommentatoren stehen zunehmend zu ihrer Meinung und platzieren diese nur zu gerne mit Namensangabe. Mittlerweile sind Hass-Posts mit Namen sogar häufiger als anonyme.

Posts als moralische Pflicht

Ein Anonymitätsverbot, wie es auch zahlreiche Schweizer Newsportale einführten, könne Shitstorms somit nicht verhindern, schreibt die Uni. Im Gegenteil: Möglicherweise würden Kommentatoren dadurch erst richtig angeheizt. Denn schliesslich würden viele ihre Posts als moralische Pflicht sehen, als Einsatz für eine gerechte Sache.

Für diese Kommentatoren gebe es gar keinen Grund, sich zu verstecken. Dass sie mit ihrem Namen zu ihrer Meinung stünden, könne vielmehr ihren sozialen Status erhöhen, weil ihr ähnlich denkender «Freundeskreis» die Beiträge mit einem «Like» belohne oder teile.

Zudem könnten Online-Hasser davon ausgehen, dass ihr aggressives Verhalten kaum je geahndet werde. Ein aggressiver Kommentator halte es für sehr unwahrscheinlich, dass – aus der ganzen Flut an Beleidigungen – ausgerechnet er verklagt werde.

Für die Studie wurden rund 500'000 Kommentare ausgewertet. (sda)

Zum Thema: Die haarsträubendsten Fauxpas der SVPler auf Social Media

1 / 12
Die haarsträubendsten Fauxpas der SVPler auf Social Media
SVP-Nationalrat und Asylchef Andreas Glarner verlor die Nerven und stellte zwei Twitterinnen mit Bild an den Facebook-Pranger, mit dem beleidigenden Kommentar: «Ich verstehe irgendwie schon, dass sie links und feministisch sind.» Die beiden hatten ihn wiederholt aufgefordert, seine falsche Behauptung zu korrigieren, der Bund hätte in Chiasso Pensionäre rausgeschmissen, um Platz für 500 Asylsuchende zu schaffen. ... Mehr lesen
quelle: keystone / peter klaunzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Social Media

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
saukaibli
25.07.2016 12:42registriert Februar 2014
Rassismus, Faschismus, Verleumdung und Verbreitung von Lügen sind leider salonfähig geworden. Wieso sollten sich Hetzer also für sowas schämen? Gewisse Politiker geben doch ein tolles Beispiel ab an dem man sich gerne orientiert.
7714
Melden
Zum Kommentar
avatar
fabianhutter
25.07.2016 13:44registriert Januar 2016
Auch mit Namen ist man häufig noch ein Stück weit anonym. Wenn man einer unter hunderten ist, tun sich auch Hooligans leichter.
212
Melden
Zum Kommentar
avatar
Cameleon
25.07.2016 14:08registriert Juli 2016
Ich finde, die soziale Kontrolle fehlt total im Netz. Wenn einem so ein "Hassredner" direkt gegenüber sitzt und "sich entleert", dann reagiert man sofort mit Missfallen. Online wird einfach weggeschaut oder weitergeklickt und die Hassredner werden auf keine Weise geahndet, nicht mal mit Stirnrunzeln oder Augen verdrehen.
3115
Melden
Zum Kommentar
8
Geleakte Details zur Playstation 5 Pro – das wissen wir
Sony wird seine PS5 Pro laut Medienberichten noch 2024 veröffentlichen. Details zur eingebauten Hardware sind ebenfalls durchgesickert.

Sony bereitet sich auf die Einführung einer leistungsstärkeren Version seiner Playstation 5 vor, berichtet das US-Techportal The Verge. Die Konsole könne bereits Ende dieses Jahres auf den Markt kommen, heisst es.

Zur Story