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Was fühlt ein Arbeitnehmer, wenn seine Chefin seine Arbeit im nationalen Radio mit Attributen wie «Peinlich», «Versagen» und «ein Ärgernis» abqualifizieren würde?
Jeder normale Mensch würde sich schämen und vermutlich geht ein derartig öffentliches Einbahn-Qualifikationsgespräch auch an Swisscom-CEO Urs Schaeppi und SBB-CEO Andreas Meyer nicht spurlos vorbei. Denn diese beiden hat Leuthard letztlich gemeint, als sie sich gestern in einer Medienkonferenz und einem Interview mit Radio SRF 3 unmagistral und mit überdeutlichen Worten über den Handy-Empfang in den Zügen beschwerte.
Was bewegt eine ansonsten eher für konziliante Führungsmethoden bekannte Chefin dazu, eine stilistisch fragwürdige öffentliche Blossstellung zu tätigen, um die Chefs der staatsnahen Betriebe zu massregeln?
Hat sie im Zug ein wichtiges Telefonat verpasst, weil im Tunnel der Gesprächspartner rausgeflogen ist? Hat sie mehrere Telefonate verpasst? Oder nervt sie der Selbstdarsteller Andreas Meyer, der SBB-CEO, der doppelt so viel verdient wie sie, aber es nicht mal hinkriegt, dass die Bundesrätin im Zug telefonieren kann?
Oder ist es der Ärger über den technokratischen Swisscom-CEO Urs Schaeppi, dessen Betrieb sich weigert, den SBB auf eigene Kosten neben jeden Strommast noch eine Handyantenne hinzustellen?
So etwas kann nur denken, wer Doris Leuthard nicht kennt. Im Auftreten menschlich und warmherzig, lässt sie Gefühlsausbrüche in der Sache garantiert nicht zu. Sie hat den öffentlichen Zusammenschiss von Swisscom und SBB gezielt platziert.
Die staatsnahen Betriebe Swisscom und SBB haben seit 2013 hauptsächlich über die hohen Kosten für das Anbringen von Signalverstärkern an den Zügen im Regionalverkehr und den Ausbau des Handynetzes gejammert und über die Aufteilung der Kosten gestritten.
Um die Streithähne unter Druck zu setzen, eine Lösung zu finden und das leidige Problem Handyempfang im Zug endlich zu beseitigen, ist das Departement Leuthard deshalb mit gutem Beispiel vorangegangen und hat eine Kostenbeteiligung von acht Millionen Franken pro Jahr am Netzausbau im Regionalverkehr gesprochen. Das ist nicht nur ein Tropfen auf den heissen Stein, das ist ein Grossteil der anfallenden Kosten.
Bloss hat das weder bei SBB, Swisscom und ihren Chefs Schaeppi und Meyer noch bei den anderen Telekom-Anbietern viel genützt. Noch immer sind 1700 Regionalzüge nicht mit Signalverstärkern ausgestattet, vernünftiges Telefonieren und Surfen darin weiterhin ausgeschlossen.
Man kann nur erahnen, in wie vielen Gesprächen Leuthard und ihre Beamten die Leute von Swisscom und SBB ermahnt haben, endlich vorwärts zu machen, damit die oberste Verantwortliche für Bahnverkehr und Telekommunikation in der Schweiz sich nicht bis in alle Ewigkeit von den Vorwürfen ihrer pendelnden Kollegen, Verwandten, Bekannten beelenden lassen muss.
Weil das alles nichts genutzt hat, greift Leuthard nun zu Mitteln der psychologischen Kriegsführung. Sie verrätscht die Chefs von Bahn und Telekommunikation bei den Medien als Versager, damit sie sich schämen.
Im Wissen darum, dass die Alpha-Tier-CEOs der beiden Quasi-Monopolisten Scham viel schlechter ertragen als Druck.