Die Schweiz gilt als reiches Land. Auch viele Schweizer sind ziemlich reich – das gilt allerdings bei weitem nicht für alle. Wäre der Reichtum gleichmässig verteilt, hätten alle Erwachsenen im Land über eine halbe Million US-Dollar in der Tasche: 512'562 $ Durchschnittsvermögen (2013) bedeutet für die Schweiz Platz 1 vor Australien (402'578 $) und Norwegen (380'473 $).
Der ehemalige Hirtensport, der sich aus dem Ringen entwickelt hat, wird fast nur in der Schweiz betrieben. Kein Wunder also, dass die Schweiz diesen sogenannten Kleiderringkampf weltweit nach Belieben dominiert – bisher hat es noch kein Ausländer zum Schwingerkönig gebracht. Nur im Hornussen dürfte die Schweiz eine ähnliche Vorherrschaft geniessen.
Die Schweiz hat das dichteste Eisenbahnnetz der Welt – mal abgesehen von Stadtstaaten wie Monaco. Das gesamte ÖV-Netz ist 26'379 Kilometer lang und bietet den Reisenden durchschnittlich eine Haltestelle pro Kilometer – auch dieses Netz ist das weltweit dichteste. Als Sahnehäubchen kommt hinzu, dass man aufgrund des Tarifverbundsystems in der Regel nur ein einziges Ticket benötigt, auch wenn man mit verschiedenen Unternehmen und Verkehrsmitteln unterwegs ist.
Gleich geht's weiter mit Schweizer Spitzenwerten – vorher kurz ein Hinweis:
Nun zurück zu den Schweizer Besonderheiten.
In vielen Dingen ist die Schweiz konservativ. Und doch hat sie 2015 zum fünften Mal in Folge unangefochten den Spitzenplatz im Global Innovation Index (GII) belegt. Der erreichte Wert betrug 68,3 (von 100). Auf den Rängen folgen Grossbritannien (62,42) und Schweden (62,40). Übrigens stellt auch das Weltwirtschaftsforum (WEF) die Schweiz in punkto Innovation an die Spitze: Dort führt sie die Rangliste vor Singapur und den USA an.
Mit Käse kennen sich die Schweizer aus – besonders in seiner geschmolzenen Form. Fondue und Raclette erwärmen vornehmlich in der trüben Jahreszeit Eingeweide und Seelen der Eidgenossen. Beide Spezialitäten geniesst man fast immer in geselliger Runde. Fondue ist dabei noch mehr als Raclette ein typisches Wintergericht, während Raclette zunehmend auch im Sommer gegessen wird. Das zeigt sich auch in den Verbrauchszahlen: Über 13'500 Tonnen Käse wanderten 2015 allein in Form von Raclette in Schweizer Mägen; beim Fondue – wo genaue Zahlen nicht vorliegen – waren es laut Swissmilk schätzungsweise über 5500 Tonnen.
Die Schweiz ist einzigartig. Und doch gibt es Schweizen, wohin man schaut: Schweiz Tourismus hat weltweit mindestens 191 Gebiete gefunden, die mit «Schweiz» bezeichnet werden. Allein 105 davon befinden sich in Deutschland, darunter so illustre Regionen wie die Sächsische Schweiz. Dagegen verblassen der Sudan und Korea, von denen es je zwei gibt.
Schon der erste Eisenbahntunnel durch den Gotthard war ein Weltrekord. Der 1980 eröffnete Gotthard-Strassentunnel ebenfalls. Und erst im vergangenen Juni konnte erneut ein Weltrekord gefeiert werden: Mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels hat die Tunnelbaunation Schweiz wieder einmal die Nase vorn. Der 57,1 Kilometer lange Basistunnel macht die Gotthardstrecke zur Flachbahn: Die Scheitelhöhe des neuen Tunnels liegt bei lediglich 550 Meter über Meer – auf dieser Höhe liegt die Stadt Bern.
Kollege Baroni muss es wissen: Als Musiker, der schon einige feine Alben aufgenommen hat, singt er ein Loblied auf die Studer-Bandmaschinen. Die Audioqualität des 8-Spur-1-Zoll-Studer-Tonbands etwa sei bis heute unerreicht, versichert er. Willi Studer (1912-1996), der Schweizer Pionier der Audiotechnik, hatte seit den 40er-Jahren Tonbandgeräte hergestellt, die enorm zuverlässig und robust waren. Die Liste der Musiker, die auf Studers Technik schworen, liest sich wie ein «Who is who» der Rock- und Popgeschichte. Für den Consumermarkt liefen die Geräte unter der Marke «Revox», für den Profi- und Studiomarkt hiessen sie «Studer».
Ob das komplexe System der Schweizer Abfalltrennung anderswo auch funktionieren würde? Grünzeug, Karton, Altpapier und ordinärer Hauskehricht werden an verschiedenen Tagen abgeholt, Pet-Flaschen und Batterien gibt man im Laden ab, Altkleider an der Sammelstelle, Glasflaschen, Alu und Dosen an einer anderen Sammelstelle – es ist kompliziert. Aber es funktioniert! Bei Batterien beträgt die Sammelquote 71 Prozent, Pet-Flaschen 82 Prozent, beim Altpapier 91 Prozent, beim Alu 92 Prozent und beim Glas sogar 96 Prozent.
Gut, an die deutsche Wurstvielfalt kommt die Schweiz womöglich nicht ganz heran. Dafür haben wir hier Spezialitäten, von denen sie im grossen Kanton nur träumen können. Die St.Galler Bratwurst oder die Waadtländer Saucisson sind regional verankerte Klassiker, die in der ganzen Schweiz bekannt sind. Die Schweizer Wurst par excellence aber ist die bescheidene, jedoch enorm vielseitige Cervelat. Kein Lagerfeuer ist komplett ohne Cervelat. Die Schweizer Nationalwurst mundet fast allen, vom Büezer bis zu der nach ihr benannten Prominenz. Dagegen sehen Thüringer und Krakauer einfach alt aus.
Die Schweizer Kartografie geniesst Weltruhm. Von der im 16. Jahrhundert von Aegidius Tschudi entworfenen Schweizerkarte über die exakten Kartengemälde Hans Conrad Gygers entwickelte sich eine handwerklich hochstehende Tradition, die dann mit der Topographischen Karte der Schweiz («Dufourkarte», 1844–1864), dem Topographischen Atlas der Schweiz («Siegfriedkarte», 1870–1952) sowie der Landeskarte der Schweiz (ab 1952) zur Blüte gelangte. Mittlerweile sind der Schweizer Nationalatlas und der «Hydrologische Atlas der Schweiz» digital und mit dreidimensionalen Darstellungen gratis im Internet abrufbar – eine Weltneuheit der Kartografie.
Vor kurzem plädierten zwei holländische Studentinnen dafür, dass Bürger zuerst eine Prüfung ablegen müssten, bevor sie abstimmen dürften – analog zum Führerschein. Damit möchten die beiden «gefährliches Stimmverhalten» verhindern, wie sie es zum Beispiel im Ja zum Brexit wahrnehmen. In der Schweiz würde ein solcher Vorschlag geballten Volkszorn hervorrufen – zu Recht. Kein anderer Staat der Welt kennt – sicher auf nationaler Ebene – auch nur annähernd so weitgehende direkte Volksrechte. Die Schweizer Bürger geniessen sie seit 1848 (Volksinitiative) und 1874 (Referendum) in Gemeinde, Kanton und Bund – seit 1971 endlich auch die Frauen. Die späte Einführung des Frauenstimmrechts zeigt zugleich die Schwächen der direkten Demokratie.
Noch einmal zurück zum schnöden Mammon: Auch in Sachen Goldreserven pro Kopf ist die Schweiz top. In den Tresoren des Landes bunkern 1040,1 Tonnen des begehrten Edelmetalls. Das macht pro Kopf 130,1 Gramm, was laut aktuellem Tageskurs einem Wert von knapp 5652 US-Dollar entspricht. Der Libanon, der auf Platz 2 folgt, bringt es nur auf 66,7 Gramm pro Kopf. In Deutschland, wo immerhin 3390,6 Tonnen Gold lagern, sind es sogar nur 41,45 Gramm.