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PowerKondom: Wegwerf-Powerbank für Smartphone-User mit Akku-Sorgen

Dieses Schweizer «PowerKondom» soll Handy-Nutzern aus der Patsche helfen

Was hat ein Billig-Wegwerf-Akku mit einem «Verhüterli» gemeinsam? Und wie umweltschädlich ist das? watson hat in der Innerschweiz nachgefragt.
22.08.2017, 06:1022.08.2017, 16:54
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Was soll man von einem Produkt halten, das «PowerKondom» heisst und mit eindeutigen Reizen beworben wird?

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screenshot: powerkondom.ch

Nun ja. Zunächst muss man einräumen, dass nackte Tatsachen auch im Online-Journalismus ein probates Mittel sind, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und zum Anklicken zu bewegen. Ich werfe ganz bestimmt nicht den ersten Stein ...

Doch kommen wir zurück zum eigentlichen Thema: Einem von Schweizern erfundenen «Verhüterli» für Smartphone-User. Nachdem uns ein watson-User auf das ungewöhnliche Produkt hinwies, machte ich mich ans Recherchieren.

Was ist es?

Eine Einweg-Powerbank (mobiler externer Akku), die tatsächlich nicht nur wegen des Namens, sondern auch bezüglich Design und Verwendung an ein richtiges Kondom erinnert:

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  • Leicht (17 Gramm) und dünn
  • Wasserdichte Verpackung
  • Aufbewahrung in der Handtasche oder im Portemonnaie (sollte man mit einem echten Kondom nicht tun!)
  • Einmalige Verwendung, dann muss es entsorgt werden
  • Tiefer Preis (wenige Franken)
  • Erhältlich in Schweizer Clubs, Bars und Restaurants (versprechen die Erfinder).

Wer hat's erfunden?

Für die Vermarktung zuständig ist die Innerschweizer Firma Halter Innovation GmbH mit Sitz in Weggis. Auf Anfrage erfahre ich, dass das PowerKondom an dem Ort fabriziert wird, wo Apple seine iPhones zusammenbauen lässt: Shenzhen, China.

Das Gesuch, die Marke «PowerKondom» zu registrieren, ist beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum hängig.

Seit wann gibt's das?

Die Marke «PowerKondom» besteht laut ihren Vätern seit Juni dieses Jahres. Zu kaufen gebe es das PowerKondom für alle Smartphones (iOS und Android) seit Anfang August.

Wichtig: Weil Apple bei seinen iOS-Geräten für das Ladekabel einen proprietären Standard (Lightning) verwendet, benötigen die Apple-Nutzer auch ein anderes PowerKondom.

Mit Lightning-Stecker für iOS-Geräte.
Mit Lightning-Stecker für iOS-Geräte.bild: powerkondom.ch

Warum keine normale Powerbank oder einen Handy-Auflade-Service nutzen?

Mike Halter und sein Firmenpartner Daniel Streuli erlebten immer wieder, dass die Akkus ihrer Smartphones «im dümmsten Moment schlapp machten». Die bekannten Lösungen – sprich herkömmliche Powerbanks – hätten alle ihre Nachteile:

  • Zu gross und unhandlich.
  • Man vergisst, sie aufzuladen.
  • Ladekabel und Netzteil hat man zwar dabei, aber es gibt keine Steckdose weit und breit.
  • Handy-Auflade-Services sind nicht überall verfügbar, zu umständlich oder zeitaufwändig.

Gut zu wissen: Mit dem PowerKondom lassen sich auch andere Akku-Notfälle beheben. Die Android-Version (mit Micro-USB-Stecker) eignet sich laut Hersteller auch bestens für das Aufladen von E-Zigaretten, Vaporizern und Kopfhörern.

Das Modell für Android-Geräte.
Das Modell für Android-Geräte.bild: powerbank.ch

Ein solches Einweg-Billig-Produkt ist schlecht für die Umwelt, oder?

Das lässt sich nicht von der Hand weisen. Die Erfinder betonen, dass das PowerKondom nicht regelmässig zum Einsatz komme, sondern «als Notfall-Helfer». Und man muss es nach einmaligem Gebrauch zwar entsorgen, aber auf keinen Fall sollte man es ins WC oder den Abfalleimer werfen!

«Ein benutztes PowerKondom wird nicht weggeworfen, sondern von der Firma Batrec Industrie AG in Wimmis umweltfreundlich rezykliert. Das gebrauchte PowerKondom kann an über 12'000 Sammelstellen oder an rund 600 Swico-Abgabestellen kostenlos abgegeben werden. Wie jede andere Batterie auch.»

Die Erfinder verteidigen die Fabrikation des Billig-Produkts als wenig umweltschädlich. Das PowerKondom werde in einer Fabrik hergestellt, die zu 100 Prozent mit Wasserstrom betrieben werde. Das sei ihnen sehr wichtig: «Eines unserer Hauptkriterien an das Produkt ist seine Nachhaltigkeit, obwohl es nach einmaligem Gebrauch dem Recycling zugeführt werden muss.»

Wie lange hält es?

Bei der Einweg-Powerbank handelt es sich um eine Lithium-Polymer-Batterie mit einer Ladung von 600 mAh (Milliamperestunden). Laut Angaben im Online-Shop beträgt die Leistung 400mA, bei einer elektrischen Spannung von 5 Volt (beim Ladeanschluss). Dies entspreche bei normaler Smartphone-Nutzung einem durchschnittlichen Akku-«Boost» von 20 Prozent.

Das PowerKondom könne den gespeicherten Strom mindestens 24 Monate abgeben. «Wir stehen hinter der Qualität des PowerKondoms und geben deshalb 24 Monate Garantie. Die Haltbarkeit ist damit nicht anders als bei Batterien.»

Das Produkt erfülle zudem «alle erwähnenswerten Voraussetzungen und Qualitätsansprüche» (RoHS, FCC, CE). Das heisst: Es erfüllt die in Europa geltenden Normen bezüglich Produkte-Sicherheit und enthält zum Beispiel keine giftigen Stoffe.

Hinweis: Wegen eines Server-Problems wurde die ursprüngliche Umfrage (unten) gelöscht, die Abstimmungs-Resultate gingen verloren. Wir entschuldigen uns für den Fehler!

Was hältst du vom PowerKondom?

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72 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Theor
22.08.2017 06:32registriert Dezember 2015
Als würden besoffene Teenys in den Clubs anschliessend daran denken, das Teil nach Wimmis in die Entsorgungssation zu senden... sowas nennt man Scheinargument.
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Spiegelfabrik
22.08.2017 07:25registriert September 2015
Wegwerfprodukte solcher Art sollten im Sinne des ökologisch denkenden Menschen und in Anbetracht des rasant verschlechternden globalen Umweltzustandes nicht produziert und verkauft werden. Man würde besser Schnelladestationen für Smartphones mit Münzeinwurf aufstellen.
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J4un7y
22.08.2017 06:53registriert November 2014
P.S.: Diese "Power hits" enthalten höchstwahrscheindlich einen Lithion-ionen Akku. Mann "recycled" also nicht eine Batterie sondern einen Akku, der zum Wiederaufladen gebaut wurde. (Source: Ist zwar von Tesco, sieht aber sowieso nach einem rebrandeten chinesischen Produkt aus:
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