Drei Zürcher lancieren eine iPhone- und Android-App, mit der man die Taxi-Fahrkosten halbieren kann. David tritt gegen Goliath an.
19.08.2017, 10:0119.08.2017, 21:30
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Das Timing erscheint perfekt: Gerade erst hat Uber seinen umstrittenen Amateur-Fahrdienst in Zürich gestoppt, da gehen drei Zürcher mit einer Alternative an den Start.
Ridr ist eine Gratis-App fürs iPhone und für Android, die ermöglicht, eine Taxifahrt mit anderen zu teilen.
So einfach soll's gehen:
- Man öffnet die App, registriert sich (Facebook-Account oder herkömmliches Login) und legt los.
- Nun gibt man die gewünschte Route ein, um von A nach B zu kommen.
- Auf Knopfdruck schlägt die App passende Mitfahrer respektive andere Ridr-Nutzerinnen und -Nutzer vor, die ungefähr zur gleichen Zeit ans gleiche Ziel wollen.
- Die App verschickt eine «Einladung».
- Nun müssen sich die Taxi-Sharer noch auf einen gemeinsamen Treffpunkt und die genaue Zeit einigen.
- Die Taxi-Bestellung ist in die App integriert: Bei Bedarf kann man ohne zusätzlichen Aufwand ein Taxi bestellen.
- Wer lieber Uber mag, kann ebenfalls auf Knopfdruck direkt aus der App ein Uber-Fahrzeug anfordern.
Kostengünstig und umweltschonend: So versuchen die drei Zürcher, die hinter Ridr stehen, ihr Vorhaben zu vermarkten.
«Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu Uber oder den
traditionellen Taxis, sondern ergänzen den Markt mit einer kostengünstigen und umweltfreundlichen
Option, die eigentlich überall funktionieren wird, wo sich andere Ridr-User befinden.»
Philipp Sumi, Firmengründer
screenshot: ridr
Es gibt mehrere Haken
1. Das Konzept steht und fällt mit dem raschen Aufbau einer Community, wie die drei Ridr-Gründer in ihrer eigenen Medienmitteilung einräumen: «Je mehr Nutzer die App hat, desto höher sind die Chancen, passende MitfahrerInnen zu finden.»
«Ridr ist ein sehr idealistisches Projekt. Wir hoffen,
dass unsere Nutzer das honorieren und die App in ihrem sozialen Umfeld pushen werden – zumal eine
grössere Community ihnen selbst ja auch wieder zugute kommt.»
2. Die (mächtige) Konkurrenz aus dem Silicon Valley schläft nicht: Uber hat ein eigenes Fahrten-Sharing-Tool namens «UberPOOL» am Start. Auch da kann man über die Smartphone-App Mitfahrer finden, um die Reisekosten zu teilen.
3. Der Vorteil von Uber, abgesehen davon, dass der Service bereits in und im Umfeld von mehreren Schweizer Städte gut funktioniert: Das Zahlungsmittel (Kreditkarte) ist hinterlegt, so dass der Fahrpreis automatisch über die App abgebucht wird.
Dazu die Ridr-Gründer: «UberPOOL» sei wie ähnliche Angebote von bestehenden Anbietern eine gute Sache, «wir haben aber gar nicht so Angst vor dem Angebot».
Weitere Länder sollen folgen
Philipp Sumi: «Die App ist derzeit nur in der Schweiz erhältlich, weil wir die Leute natürlich erreichen müssen, damit das soziale Konzept klappt. Funktionieren tut das Konzept aber dann überall, wo es Taxis gibt. Wir unterhalten ja keine eigenen Taxis, sondern bringen nur die Menschen zusammen, die sich dann ein Taxi ihrer Wahl teilen können.»
Man wolle Ridr schlussendlich auch in verschiedenen Ländern anbieten. Derzeit gebe es einfach mal Lokalisierungen für Deutsch und Englisch, aber (noch) nicht für Französisch.
Vorläufig gratis
Ihren Firmensitz hat die Ridr GmbH in Winterthur. Neben der Website gibt's eine Facebook-Präsenz. Denn wie bei allen crowdbasierten Diensten gilt auch für Ridr: Sharing is caring.
Und wie wird der Service finanziert? Dazu schreibt uns der Geschäftsführer: «Microsoft unterstützt uns damit, dass sie unsere Cloud-Infrastruktur finanzieren. Der Rest ist derzeit von Erspartem und Idealismus finanziert ;)»
Sie seien gerade dabei, noch eine Eingabe beim Bund zu machen. «Was wir nie machen werden, ist unsere Nutzerdaten zu verkaufen wie viele ‹Gratis›-Apps», verspricht Philipp Sumi.
«Wir überlegen uns, in Zukunft dann vielleicht irgendwann einmal einen jährlichen Franken für die App zu verlangen, aber auch nur von Usern, die die App aktiv nutzen, also schon viel gespart haben, und diesen Beitrag mit der nächsten Fahrt gleich wieder reinholen.»
Das Gründer-Trio besteht aus dem unabhängigen Software-Entwickler Philipp Sumi, dem Finanzspezialisten und Winterthurer Kultur-Lobbyisten Stephan Lätsch sowie der ETH-Informatikerin und Business-Analystin Asli Ozal.
Schweizer Ridr-App ermöglicht Taxi-Sharing
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Schweizer Ridr-App ermöglicht Taxi-Sharing
Eine Taxifahrt teilen, um die Kosten zu halbieren: Das ermöglicht die Schweizer Ridr-App fürs iPhone und für Android-Geräte.
quelle: keystone / ennio leanza
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