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Die Sony-Produktion «The Interview» wird vorerst nicht gezeigt: Wie geht es nun weiter und was wollen die Hacker genau?

Terror-Drohung

Die Sony-Produktion «The Interview» wird vorerst nicht gezeigt: Wie geht es nun weiter und was wollen die Hacker genau?

18.12.2014, 04:5818.12.2014, 08:35
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Der Nordkorea-Satirefilm «The Interview» kommt in den USA nicht wie geplant an Weihnachten in die Kinos. Das Filmstudio Sony Pictures hat den Kinostart abgesagt – nach mysteriösen Terrordrohungen im Nachgang eines grossangelegten Cyber-Angriffs.

«Angesichts der Entscheidung einer Mehrheit unserer Kinobetreiber, den Film ‹The Interview› nicht zu zeigen, haben wir beschlossen, den für den 25. Dezember geplanten Kinostart abzusagen», zitierten zahlreiche US-Medien am Mittwochabend (Ortszeit) aus einer Mitteilung des Filmstudios.

Um diesen Film geht es. Steckt Nordkorea hinter den Drohungen?
Um diesen Film geht es. Steckt Nordkorea hinter den Drohungen?Bild: KEVORK DJANSEZIAN/REUTERS

«Wir respektieren und verstehen die Entscheidung unserer Partner und teilen natürlich auch ihr vorrangiges Interesse an der Sicherheit ihrer Angestellten und Kinobesucher», hiess es weiter.

Die mysteriöse Anspielung auf 9/11

Hacker sollen Sony am Dienstag (Ortszeit) gedroht haben: «Erinnert Euch an den 11. September 2001.» Wegen des Films über ein haarsträubendes Mordkomplott des US-Geheimdienstes CIA gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un werde «die Welt mit Angst erfüllt».

Abgesperrt. Im Sunshine-Kino in Manhattan hätte der Streifen gezeigt werden sollen. 
Abgesperrt. Im Sunshine-Kino in Manhattan hätte der Streifen gezeigt werden sollen. Bild: ANDREW KELLY/REUTERS

Sony Pictures habe den Kinos die Entscheidung, ob sie den Streifen bringen wollen, selbst überlassen – ein beispielloses Vorgehen für Hollywood, wie das «Wall Street Journal» berichtete. Normalerweise stünden die Spielpläne Monate im Voraus fest.

Zahlreiche grosse Kino-Ketten in Nordamerika hatten bereits mitgeteilt, den Film nicht zeigen zu wollen. Auch die für Donnerstag geplante New Yorker Premiere wurde nach Medienberichten abgeblasen. 

Die Hacker legten Sony Pictures mehrere Tag lahm

«The Interview» sollte am 25. Dezember in den USA starten. In dem Streifen bekommen zwei US-Journalisten, gespielt von Seth Rogen und James Franco, den Auftrag, Kim Jong Un bei einer Interview-Gelegenheit zu töten. In der Schweiz soll der Film, dessen Produktion rund 44 Mio. Dollar gekostet hat, im März anlaufen.

Die Drohungen rund um den Film stammten vermutlich von denselben Personen, die Ende November die Computersysteme von Sony Pictures angegriffen hatten, berichtete das «Wall Street Journal». Dabei war es den Hackern in einer beispiellosen Aktion gelungen, flächendeckend auf die Datenbestände des Konzerns zuzugreifen. 

Sony tappt offenbar im Dunkeln. 
Sony tappt offenbar im Dunkeln. Bild: Nick Ut/AP/KEYSTONE

Über Tage war der IT-Betrieb von Sony Pictures lahmgelegt. Das Ministerium für Innere Sicherheit der USA habe allerdings keine Hinweise auf Pläne für gezielte Terror-Angriffe auf Kinos, hiess es in den Berichten.

Sony Pictures wurde blossgestellt

Die Hacker kopierten Tausende interne Dokumente und veröffentlichten die Unterlagen zum Teil im Internet. Darunter sind brisante Details wie interne E-Mails und persönliche Daten von Filmstars. Auch ein Drehbuch zum neuen James-Bond-Film «Spectre» wurde kopiert und war teilweise im Netz verfügbar. 

Die Daten von Tausenden Mitarbeitern wurden gestohlen und deren PCs beschädigt. Die Hacker stellten Daten zu Produktionskosten und Erlösen von Sony-Filmen, Gehälter von Schauspielern und Adressen von Mitarbeitern ins Netz.

Eine Hackergruppe namens «Guardians of Peace» hat sich inzwischen zu den Angriffen bekannt und fordert konkret, den Film «The Interview» zu stoppen. Nordkorea bestritt offiziell, an der Attacke beteiligt gewesen zu sein. Die Regierung von US-Präsident Barack Obama geht dennoch davon aus, dass der Cyber-Angriff von Nordkorea in Auftrag gegeben wurde.

Zuvor sollen die Hacker versucht haben, Geld von Sony Pictures zu erpressen. Laut «Computerworld» hatten die Unbekannten bereits Tage vor dem Angriff im November Geldforderungen gestellt. (feb/sda/afp)

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