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Sicherheitsrisiko XP: So nutzen Sie Ihren alten Windows-PC mit Linux weiter 

Ubuntu (im Bild) ist eine der beliebtesten Linux-Versionen.
Ubuntu (im Bild) ist eine der beliebtesten Linux-Versionen.bild: noticiasdeabajo
Von Linux Mint bis Ubuntu

Sicherheitsrisiko XP: So nutzen Sie Ihren alten Windows-PC mit Linux weiter 

Ältere Computer taugen oft problemlos zum Surfen im Internet, aber alte Betriebssysteme wie Windows XP sind ein Sicherheitsrisiko. Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit einem genügsamen Linux-Betriebssystem alte Hardware frisch machen. 
13.11.2014, 14:4913.11.2014, 16:30
Matthias Mett
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Ein Artikel von
Spiegel Online

Auf vielen Rechnern läuft noch immer Windows XP, für das es aber keine Sicherheits-Updates mehr gibt. Das ist nicht nur lästig, es ist riskant. 

Für ältere Rechner ist ein Linux-Betriebssystem eine kostenlose Alternative mit, bei Bedarf, geringen Hardware-Anforderungen. Viele der sogenannten Distributionen, gewissermassen unterschiedliche Linux-Varianten, liefern viele benötigte Programme bereits mit. Selbst Text- und Bildverarbeitung ist problemlos möglich. 

Wir haben uns die beliebtesten Linux-Distributionen auf der Webseite DistroWatch.com genauer angesehen. Dabei haben wir besonders darauf geachtet, wie hoch die Hardware-Anforderungen der Distributionen sind, und was die jeweiligen Desktops leisten. Die Desktops sind gewissermassen das Gesicht, also die Benutzeroberfläche, die man seiner Distribution verpasst. Unterschiedliche Distributionen lassen sich mit unterschiedlichen Desktops kombinieren. 

Erst mal ein Gesicht für die eigene Version aussuchen 

Distributionen mit leichtgewichtigen Desktops wie XFCE, Mate und Cinnamon sind eher für leistungsschwächere Computer geeignet. Distributionen, die mit Gnome 3, KDE oder Unity daherkommen benötigen dagegen eine leistungsfähigere Grafikkarte mit 3D Unterstützung und mehr Arbeitsspeicher. Weitere Informationen zu den Linux-Versionen finden Sie am Ende des Artikels. 

Ob die eigene Hardware mit der jeweiligen Linux-Distribution kompatibel ist, kann man auf Kompatibilitätslisten nachsehen, die viele Distributoren bereitstellen. Beispielsweise findet sich für Linux Mint eine Hardwaredatenbank auf der Projekt-Webseite. Bei externer Hardware wie beispielsweise Druckern ist es sinnvoll, auf der Hersteller-Webseite nach geeigneten Treibern zu suchen. Diese lassen sich mit den modernen Distributionen auch relativ einfach installieren. 

Um sich die jeweilige Distribution einmal unverbindlich ansehen zu können, reicht es aus, sie herunterzuladen und auf einen USB-Stick zu kopieren. Dafür benötigt man ein Programm, damit der Computer die Linux-Distribution beim Starten vom Stick laden kann. Hierfür ist die kostenlose Software Win32 Disk Imager geeignet, mit der eine heruntergeladene ISO-Datei auf den USB-Stick geschrieben wird. Im Startmenü der jeweiligen Linux-Distribution findet sich ein Menüpunkt, mit dem man die Distribution ausprobieren kann, ohne dass diese Änderungen auf der Festplatte vornimmt. 

Linux lässt sich auch parallel zu einem anderen System installieren 

Das Betriebssystem lädt von USB-Stick aber langsamer als bei einer Installation auf der Festplatte. Alternativ kann man die heruntergeladene ISO-Datei auch auf DVD brennen und die Distribution damit ausprobieren. Auf den Download-Webseiten der Distributionen gibt es oft Dateien für 32-Bit- und 64-Bit-Versionen. Falls der Computer nicht mehr als 2 GB Arbeitsspeicher hat, reicht die 32-Bit-Version völlig aus. Ausserdem wird von älterer Hardware oftmals ein 64-Bit-Betriebssystem nicht unterstützt. 

Die Installation auf Festplatte kann nun entweder direkt vom USB-Stick oder von DVD erfolgen. Vorher sollten Sie aber alle wichtigen Daten auf Ihrem Computer sichern. Falls eine zweite Festplatte oder ein freier Bereich auf der Festplatte vorhanden ist, kann Linux auch parallel zum vorhandenen Betriebssystem installiert werden. Die meisten Installationsroutinen prüfen bereits, ob dies möglich ist, und bieten diese Option bei der Installation an. Dabei installiert die Linux-Distribution einen Bootloader, also ein Programm, mit dem sich die Betriebssysteme beim Computerstart auswählen lassen. Dabei erkennt die Installationsroutine weitere Betriebssysteme automatisch und trägt diese in die Startmenü-Auswahl ein. 

Das Fazit

Jetzt auf

Für sehr geringe Hardwareanforderungen ist Linux Mint mit XFCE, Mate oder Cinnamon-Desktop nicht nur unser Favorit, diese Distribution steht auch auf DistroWatch.com an erster Stelle. Sie zeichnet sich vor allem durch die einfache Bedienbarkeit aus. Schon in der Standardinstallation sind viele Programme enthalten, beispielsweise die Büro-Software LibreOffice, die Bildbearbeitung Gimp sowie der VLC-Mediaplayer. Ausserdem bietet Mint standardmässig eine Variante mit integrierter Multimediaunterstützung zum Herunterladen an, die Multimediacodecs wie MP3 oder DivX enthält. 

Bei unseren Tests war auf einem älteren Netbook mit Linux Mint und Mate Desktop Videostreaming von verschiedenen Webseiten im Vollbild möglich. In der Standardinstallation mit Windows 7 Starter Edition dagegen stotterten die gleichen Videos stark. Das Mint-Software-Center enthält eine grosse Auswahl kostenloser Programme wie beispielsweise Skype, das erleichtert die Installation. 

Wenn es die Grafikkarte hergibt, ist Ubuntu mit dem Unity-Desktop eine Alternative. Auch Ubuntu kann Multimediacodecs installieren, diese Option muss man im Setup-Prozess auswählen. Auch Ubuntu enthält ein sehr umfangreiches Software-Center, und Updates und Versionswechsel sind problemlos möglich. 

6 wichtige Linux-Distributionen im Überblick

1. Linux Mint

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bild: spiegel online

Linux Mint ist eine auf den Desktop-Einsatz optimierte Distribution, wobei eine ganze Reihe Desktopumgebungen zur Verfügung stehen. Als Erstes ist hier Mate zu nennen. Dies ist eine Weiterentwicklung von Gnome 2 und kommt mit geringer Computerleistung aus. Mit dem hauseigenen Cinnamon Desktop gibt es auch eine eigene, aus der neueren Gnome-3-Technologie abgeleitete Oberfläche. Weitere Desktops sind KDE und XFCE. Linux Mint basiert auf Ubuntu, in den Standard-Versionen sind bereits Multimediacodecs beispielsweise für MP3 oder DivX enthalten. Viele Programme wie Gimp zur Bildbearbeitung sind vorinstalliert, außerdem enthält das Softwarecenter eine große Auswahl an Programmen wie Skype. 

2. Ubuntu

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bild: spiegel online

Ubuntu ist ebenfalls auf den Desktop-Einsatz ausgelegt, doch es gibt auch eine spezielle Server-Version. Ubuntu soll vor allem leicht zu installieren und zu bedienen sein. Multimediaunterstützung kann man zusätzlich installieren. Als Standarddesktop verwendet Ubuntu das hauseigene Unity, das vom Distributor Canonical selbst entwickelt wurde. Unity setzt eine Grafikkarte mit 3D-Beschleunigung voraus. Ubuntu installiert für jeweils ein Anwendungsgebiet ein Programm, beispielsweise als Bürosoftware LibreOffice. Mit dem Ubuntu Software Center lassen sich Programme einfach installieren. Außerdem steht dort eine große Auswahl an verschiedenen Anwendungen zur Verfügung. Die enthaltenen Programmpakete sind gut beschrieben, so dass auch ein neuer Benutzer schnell einen Überblick bekommt, wozu die einzelnen Programme zu gebrauchen sind. 

3. Debian

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Debian ist eine der ältesten Distributionen. Neuerungen werden langfristig eingepflegt, die Stabilität des Systems steht dabei im Vordergrund. Mit Debian lässt sich beispielsweise von vorneherein auch ein Mail- oder Webserver installieren. Die Distribition ist eher für den professionellen Einsatz konzipiert. Auch bei den Codecs zur Multimediaunterstützung muss man selbst Hand anlegen. Debian bringt in der aktuellen Version noch den Gnome-2-Desktop mit, der wenig Ressourcen benötigt. In der aktuellen Vorschau-Version wird Gnome 3 als Standardektop verwendet. Debian ist aber auch mit den meisten anderen Desktops erhältlich, oder man kann sie nachinstallieren. Dabei enthält Debian eine große Auswahl an Programmpaketen, die über die Softwareverwaltung installiert werden können. Durch die gute Paketpflege dient Debian als Grundlage für andere Linux-Distributionen wie Ubuntu. 

4. Mageia

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bild: spiegel online

Mageia ist ein Community-Projekt, zielt sowohl auf den Desktop wie auch auf den Servereinsatz ab. Die Live-CD und DVD stehen auf der Mageia Homepage mit Gnome 3 oder dem KDE-Desktop zum Herunterladen zur Verfügung. Diese kann man auf einem USB-Stick oder auf CD - DVD direkt starten. Bei der klassischen Installationsvariante sind eine ganze Reihe von Desktops während des Installationsprozesses auswählbar. Für die Konfiguration enthält Mageia ein Kontrollzentrum, das die Systemeinstellungen an einem Ort zusammenfasst. Dort kann man auch andere Desktops einfach hinzufügen. Multimediacodecs bringt Mageia nicht direkt mit, sie können aber im Kontrollzentrum einfach nachinstalliert werden. 

5. OpenSUSE

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bild: spiegel online

OpenSUSE ist das Communityprojekt der Firma SUSE Linux GmbH, an dem sich theoretisch jeder beteiligen kann. Die Linux Distribution dient als Grundlage für den kommerziellen SUSE Linux Enterprise Desktop, der für geschäftliche Anwendungen vorgesehen ist. OpenSUSE ist sowohl für den Desktop-, als auch für den Servereinsatz optimiert. Mit dem Konfigurationstool YaST können System- und Servereinstellungen konfiguriert werden. In der Standardinstallation installiert OpenSUSE den KDE-Desktop mit. Es ist aber auch der Gnome-Desktop während der Installation auswählbar, andere können nachinstalliert werden. OpenSUSE muss man selbst um Multimediafähigkeiten erweitern, wie zum Beispiel MP3 oder DivX/XviD. Auch die Installation auf Festplatte setzt ein paar grundlegende Kenntnisse voraus. Daher scheint OpenSUSE eher nicht für Anfänger geeignet. 

6. Fedora

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Fedora-Distribution ist ein Community-Projekt, das als Grundlage für die kommerzielle Version des Red Hat Enterprise Desktops dient. Fedora ist als Nachfolger von Red Hat Linux zu sehen, welche die Firma Red Hat zugunsten des Fedora Projektes aufgab. Die Firma Red Hat sponsort das Projekt auch zum großen Teil. Fedora zielt ebenfalls sowohl auf den Desktop wie auch auf den Servereinsatz ab. Dabei scheint die Distribution für Anfänger eher nicht geeignet, da es an manchen Stellen zu kompliziert wirkt. Fedora kommt mit der Gnome 3 Oberfläche, es sind aber auch andere Desktopumgebungen installierbar. Die Lizenzpolitik von Fedora schliesst kommerzielle Codecs wie für MP3 oder andere aus. Daher müssen diese aus anderen Quellen nachinstalliert werden.

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