Früher war nicht alles besser. Computer zum Beispiel waren definitiv nicht besser. Die Kisten waren gross, schwer und hässlich. Sie konnten fast nichts, die Grafik war grässlich und für all dies musste man ein Vermögen hinblättern. Das Problem der PC-Hersteller: Wie nur sollte man sowas verkaufen? Die Werbeleute mussten es richten und die Menschen vom jüngsten Wunder des technologischen Fortschritts überzeugen.
Und tatsächlich. Anfang der 80er-Jahre zogen die PC-Hersteller in den Werbeinseraten alle Register. Ein Computer war in den Hochglanzprospekten kein schnödes Haushaltsgerät wie ein VHS-Rekorder oder eine Mikrowelle, sondern ein von den Göttern gegebenes Geschenk aus der Zukunft. Ein lebensverändernder Zauberwürfel aus einer anderen Dimension. Ein Wunder der Technik, das aus Usern bessere Menschen macht.
Die Taktik ging auf. PC, Amiga und C64 verkauften sich wie warme Brötchen und gehörten bald zum Standard-Inventar der meisten Haushalte. Der Retro-Blog Flashbak hat die lustigsten Beispiele für abgedrehte Computer-Werbung aus den 80er-Jahren gesammelt.
Diesen Computer zu berühren ist offenbar noch überwältigender als ein Einhorn zu tätscheln. Anders kann man sich den wundersam beglückten Gesichtsausdruck nicht erklären.
Dieses Meisterwerk der modernen Technik ist so faszinierend, dass sich die ganze Familie um ihn versammelt hat, um ihn zu preisen – und die Rückseite zu bewundern. Man beachte, das Geschenk erleuchtet die ganze Familie mit seiner heiligen Aura.
Botschaft verstanden, liebe Werbung: PCs sind ein Geschenk des Himmels.
Kein Zweifel, du wirst den Spass deines Lebens haben, wenn du deinen Kindern diesen Computer kaufst. Und glücklicherweise steht Mami schon in der Küche bereit, wenn ihr beim Gamen Hunger bekommt.
Keine Ahnung, was dieses Pärchen hier genau sieht, aber es muss faszinierend sein. Ich tippe auf ein extrem pixeliges 8-Bit-Spiel mit fürchterlicher Steuerung, das nach zehn Minuten Augenkrebs hervorruft ...
«Magst du dieses Spiel, Susi?»
«Ich glaube schon, Papi.»
«Nun, das hoffe ich auch, da ich einem sehr bösen Mann nun ganz viel Geld schulde.» Papi lacht und weint gleichzeitig und sagt: «Ich werde dich vermissen, Susi. Spiel noch eine Runde für mich, okay?»
«Plinker» steht für «People Link», weiter erschliesst sich uns der Inhalt dieser Werbung leider nicht. Es scheint um ein neues Modem zu gehen und das ist offenbar so gut, dass einen der Blitz trifft.
Klar, wer würde sich nicht in ein 28K-Modem verlieben, das sich bei jedem Einwählen ins Internet mit diesem nervtötenden Geräusch ins Hirn brennt.
«Makes your apple shine.» WTF? Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, was die Werbung wirklich sagen will, aber im US-Slang heisst dies so viel wie Masturbieren oder Oralsex haben.
Jup, genau so haben wir das in Erinnerung! Die Soundkarten aus den 80ern erzeugten in Verbindung mit den Lautsprecher-Böxchen ein Klangerlebnis, das man selbst im Opernhaus vergeblich suchte. Die Reaktion des Mannes in der Werbung wäre allenfalls bei einer 10'000 Franken teuren HiFi-Anlage angebracht, aber definitiv nicht bei einer 80er-Soundkarte für den PC.
Wenn die PC-Hersteller auf den Putz hauen, dann legen wir halt noch einen drauf, muss sich Epyx gesagt haben. Die US-Firma entwickelte in den 80ern Computerspiele und offenbar auch Lernprogramme, um das 10-Fingersystem zu üben – sprich die langweiligste Software der Welt, die garantiert niemand freiwillig kaufen würde.
Irgendwie hat die Firma trotzdem das Kunststück geschafft, das öde Schreibmaschinen-Programm in der Werbung als abgefahrenes Virtual-Reality-Game zu verkaufen. Der Trick ist simpel: Wer es nutzt, kann quasi zur Belohnung Szenen aus der damals enorm erfolgreichen Komödie «9 to 5» freischalten.