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Dreifachbestrafung wird abgeschwächt – die wichtigsten der 95 neuen Fussballregeln

Chelseas Torhüter Thibaut Courtois sieht für ein Foul im Strafraum die Rote Karte, Penalty gibt es natürlich auch.
Chelseas Torhüter Thibaut Courtois sieht für ein Foul im Strafraum die Rote Karte, Penalty gibt es natürlich auch.Bild: Frank Augstein/AP/KEYSTONE

Dreifachbestrafung wird abgeschwächt – die 11 wichtigsten der 95 (!) neuen Fussballregeln

Das International Football Association Board (IFAB) hat die Fussballregeln überarbeitet. Die 95 Änderungen treten ab 1. Juli 2016 in Kraft, werden aber bereits an der EM in Frankreich angewandt. Hier die wichtigsten im Überblick. 
10.05.2016, 17:5720.05.2016, 16:34
Donat Roduner
Donat Roduner
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Das IFAB besteht aus acht Mitgliedern, vier werden von der FIFA gestellt, dazu kommen je ein Vertreter der Verbände von England, Nordirland, Schottland und Wales. Sie sind quasi die Gralshüter des Fussballs und legen das Regelwerk fest. Nun haben sie im Wembley die neue, gestraffte Version (über 10'000 Worte wurden eingespart) präsentiert.

Für Regel-Fanatiker:
Alle 95 Änderungen knackig auf 65 Seiten zusammengefasst gibt es hier. Wer das ganze Regelwerk studieren will, besucht die Homepage des IFAB.
Ein Teil des IFAB mit FIFA-Präsident Gianni Infantino (2.v.r.).
Ein Teil des IFAB mit FIFA-Präsident Gianni Infantino (2.v.r.).
Bild: Rob Harris/AP/KEYSTONE

Grobe Änderungen wie der Videobeweis wurden nicht in das Regelwerk aufgenommen. FIFA-Präsident Gianni Infantino zeigt sich diesbezüglich aber sehr offen: «Ich denke wir können unsere Augen vor der Zukunft und der Technologie nicht verschliessen.» Einige der vorgenommenen Änderungen werden wir aber wahrscheinlich schon bei der EM in Frankreich im Einsatz sehen können.

Dreifachbestrafung

Bei einer Notbremse im Strafraum kam es bis anhin zu der dreifachen Bestrafung: Penalty, Rote Karte und nachfolgende Sperre. Das wird sich nun ändern. Der Schiedsrichter kann es neben dem Penalty bei einer Gelben Karte belassen, sofern er beim Foulenden die eindeutige Absicht ausmachen kann, nur den Ball treffen zu wollen. Eine Nuance, die besonders den Goalies zugute kommen wird.

Die entscheidende Frage: Wollte Courtois gegen Fernandinho nur den Ball spielen?
Die entscheidende Frage: Wollte Courtois gegen Fernandinho nur den Ball spielen?Bild: Dylan Martinez/REUTERS

Anlauf beim Penalty

Eine Änderung, die Penalty-Kunstschützen wie Lionel Messi treffen könnte. Beim Anlauf vor dem Strafstoss darf nicht mehr komplett abgestoppt werden. Lässt sich der Schütze künftig dazu hinreissen, gibt es Gelb und Freistoss für den Gegner. Das Tempo beim Anlauf zu variieren, bleibt gestattet.

Illegal: Lionel Messi

Legal: Matias Delgado

Trinkpausen

Was beispielsweise an der WM in Brasilien schon zum Einsatz kam, wird nun fix im Regelwerk verankert. Bei heissen Bedingungen kann der Referee Trinkpausen veranlassen. Die dafür aufgewendete Zeit ist strikt nachzuspielen.

Pflege auf dem Spielfeld

Die Regel zur Pflege von Spielern auf dem Spielfeld wurde etwas gelockert. Dauert die Behandlung weniger als 20 Sekunden, so darf der Spieler auf dem Feld bleiben und gleich weiterspielen. Bisher musste er unabhängig von der Pflegedauer das Spielfeld verlassen und sich beim Wiedereintritt beim Schiedsrichter anmelden.

Nur wenn der Spieler, hier Timm Klose, länger als 20 Sekunden gepflegt wird, muss er danach vom Feld.
Nur wenn der Spieler, hier Timm Klose, länger als 20 Sekunden gepflegt wird, muss er danach vom Feld.
Bild: Tony O'Brien/REUTERS

Unterhose

Sichtbare Unterwäsche muss dieselbe Farbe haben wie das Tenue. Sollte eine Mannschaft eine mehrfarbige Hose haben, müssen sich diejenigen Spieler, die sichtbare, lange Unterhosen tragen, auf einen einheitlichen Farbton einigen.

Diese Unterhosen dürfte Nicklas Bendtner künftig nicht mehr zeigen.
Diese Unterhosen dürfte Nicklas Bendtner künftig nicht mehr zeigen.Bild: AP

Platzverweis vor Anpfiff

Schiedsrichter haben künftig die regeltechnische Grundlage, einen Spieler noch vor dem Anpfiff unter die Dusche zu schicken. Sollte sich ein Akteur tatsächlich so früh einen Platzverweis einhandeln, dürfte sein Team dennoch mit elf Spielern beginnen.

Spielen ohne Schuh

Ab dem 1. Juli ist es gestattet, trotz fehlendem Ausrüstungsteil, sei das ein Schuh oder ein Schienbeinschoner, bis zum nächsten Unterbruch weiterzuspielen. Bis jetzt wurde das Spiel sofort unterbrochen und das Vergehen mit einem indirekten Freistoss geahndet.

«Da ist mein Schuh!» Abdelouahed Chakhsi (2014 bei Lausanne) dürfte künftig auch ohne weiterspielen.
«Da ist mein Schuh!» Abdelouahed Chakhsi (2014 bei Lausanne) dürfte künftig auch ohne weiterspielen.Bild: KEYSTONE

Anstoss

Mit der Anstossregel, dass der Ball zuerst vorwärts gespielt werden muss, haben in erster Linie Amateure und Junioren so ihre liebe Mühe. Diese Vorschrift fällt nun weg, der erste Pass darf bald auch rückwärts gespielt werden.

Einwurf

Der Einwurf muss künftig immer mit beiden Händen ausgeführt werden. Es ist nicht mehr gestattet, eine Hand nur als «Stützhand» zu gebrauchen.

Gareth Bale macht es vor: So geht ein Einwurf.
Gareth Bale macht es vor: So geht ein Einwurf.
Bild: Jon Super/AP/KEYSTONE

Signalisation

Erleichterung erfahren die Schiedsrichter, was die Signalisation anbelangt. Künftig dürften sie den Vorteil beispielsweise nur mit einem gestreckten Arm anzeigen. Bisher mussten sie nach Regelwerk beide Arme ausstrecken, was das Rennen ziemlich umständlich macht.

Hands auf der Torlinie

Diese Regeländerung ist noch nicht fix, aber es ist abzusehen, dass sie nächstes Jahr in Kraft tritt. Das IFAB hat ins Auge gefasst, dass bei einem absichtlichen Handspiel auf der Torlinie künftig auf Tor entschieden wird. So wäre eine «Heldentat» wie jene von Luis Suarez an der WM 2010 gegen Ghana nicht mehr möglich.

Das Handspiel von Luis Suarez gegen Ghana, das Uruguay an der WM in Südafrika den Einzug in den Halbfinal bescheren sollte.
Das Handspiel von Luis Suarez gegen Ghana, das Uruguay an der WM in Südafrika den Einzug in den Halbfinal bescheren sollte.Bild: Ivan Sekretarev/AP/KEYSTONE

Der EM-Countdown: So spielten unsere Nati-Kandidaten am Wochenende

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Der EM-Countdown: So spielten unsere Nati-Kandidaten am Wochenende
François Moubandje (ganz links), Toulouse:
Einsatz: 90 Minuten beim 3:2-Sieg in Angers
Bemerkung: Toulouse schaffte dank dem Sieg gerade noch den Klassenerhalt. In der 78. und 80. Minute drehten Braithwaite und Bodiger die Partie noch zugunsten der Moubandje-Truppe.
quelle: presse sports / laurent argueyrolles/freshfocus
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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raembe
10.05.2016 21:13registriert April 2014
Rudelbildung wird nicht bestraft und Schwalben + Simulieren nicht härter. Schwach...
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Cupsieger Maxi
10.05.2016 18:14registriert Dezember 2014
Endlich!!!und ich dachte der unterhosenwahnsinn hört nie auf!
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Anded
10.05.2016 18:12registriert Oktober 2014
Super. Jetzt gibt es dann noch mehr "Verletzte", welche dafür nach 19 Sekunden wieder stehen, damit sie nicht raus müssen....
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